Weiteres Lokal von Milli Görüs in Wien

Im Jänner hat ein Jugendzentrum der türkisch-nationalistischen Milli-Görüs-Bewegung am Gürtel eröffnet, am Freitag offenbar eines beim Brunnenmarkt in Hernals. Bund und Stadt schieben einander gegenseitig die Verantwortung zu.

Ein Jugendzentrum am Sechshauser Gürtel, eine Gedenkfeier für den umstrittenen Gründer in einer Volkshochschule oder nun die Eröffnung eines Jugendlokals in der Veronikagasse, wie die „Kronen Zeitung“ schreibt: Der umstrittene Verein Milli Görüs ist innerhalb kürzester Zeit mehrmals in die Schlagzeilen geraten.

Tendenzen zum Antisemitismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit und türkischer Nationalismus sind Vorwürfe, die der Islamismusexperte Thomas Schmidinger bestätigen kann. Gleichzeitig betont er aber gegenüber „Wien heute“: „Akut gibt es meines Erachtens keinen besonderen Grund darüber aufgeregt zu sein. Diese Organisation gibt es seit Jahrzehnten“.

Neues Vereinslookal von Milli Görüs in Hernals

ORF

Das neue Vereinslokal beim Brunnenmarkt

„Eine tendenziell positivere Entwicklung “

Schmidinger sieht „eher eine tendenziell positivere Entwicklung der jüngeren Generation, die eher versucht auf die Mehrheitsgesellschaft zuzugehen“. Dennoch fordern sich Politiker von Bund und Stadt gegenseitig zum Handeln auf. Fraglich ist allerdings, was sie überhaupt tun könnten. Denn Milli Görüs ist in Österreich nicht verboten. Die Aktivitäten werden zwar vom Verfassungsschutz verfolgt, der Verein tritt laut Polizei jedoch betont offen und transparent auf.

„Ich bin ein linker und säkularer Mensch. Für mich sind das natürlich nicht meine Bündnisgenossen. Aber ich muss es auch aushalten mit Leute zusammenzuleben, die konservativ sind“, sagt Schmidinger. „Ob die jetzt islamisch oder christlich oder jüdisch konservativ sind, ist mir letztlich egal“.

Streit um Milli Görüs-Verein

„Wien heute“ hat mit dem Islamismusexperten Thomas Schmidinger über Milli Görüs gesprochen.

Hinter den neuen Niederlassungen in Wien steckt offenbar ein Machtkampf innerhalb von Milli Görüs - zwischen den Kräften der türkischen Regierungspartei AKP und der Oppositionspartei Saadet. Denn das Ziel des Lokals sei, vor „den nahenden Kommunalwahlen in der Türkei die Jungen erreichen“, schreibt die „Krone“.

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