Alten Mauern neues Leben einhauchen

Neues Leben in alten Mauern- das ist das Motto der Nutzungen von mittlerweile zig alten Industriegebäuden in Wien. In der Regel werden die Backsteingebäude von künstlerischen Initiativen genutzt. Aber nicht nur.

Immer mehr alte Fabriksgebäude in Wien werden neu genutzt. In Atzgersdorf im Süden von Wien etwa steht in der Endressstraße die Alte Klavierfabrik. Sie gehört zu den bedeutendsten Rohziegel-Fabriks-Architekturen der Stadt. Anfang des vorigen Jahrhunderts entstanden hier tausende Klaviere in allen Größen. Die alte Klavierfabrik ist seit Jahrzehnten in Familienbesitz.

Dietmar Linhardt kümmert sich um den Bau. Mit allen Schwierigkeiten, die das mit sich bringt. Die Alte Klavierfabrik ist nämlich denkmalgeschützt, daher gelten strenge Auflagen und um die zu erfüllen, braucht es Geld. Das holt sich Linhardt unter anderem über Mieteinnahmen. Denn Klavierklänge sind schon lange nicht mehr aus den Mauern der Fabrik zu hören. Neben Werkstätten, einem Tonstudio und einem Co-Working Place, ist hier auch eine Brauerei eingezogen. Der Lebenstraum von Alexander Forstinger.

Alte Klavierfabrik Atzgersdorf

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Die Alte Klavierfabrik ist denkmalgeschützt

Vom Sinologen zum Bierbrauer

Der studierte Sinologe hat zu Hause erste Brauversuche gestartet und so seine Liebe zum Bierbrauen entdeckt. Er beschloss es richtig anzugehen und eine eigene Brauerei aufzusperren. Durch Zufall stieß er auf die Räume der Alten Klavierfabrik. „Das Brauereigewerbe ist ja was Traditionelles und was sehr Geschichtsträchtiges und deswegen passt natürlich eine Brauerei in die alte Klavierfabrik, in ein Gebäude mit viel Geschichte“, sagt Forstinger.

Alten Mauern neues Leben einhauchen

Neues Leben in alten Mauern- das ist das Motto der Nutzungen von mittlerweile zig alten Industriegebäuden in Wien.

Seit 2016 braut Forstinger sein Bier „100 Blumen“- mit Erfolg, die Zahl der abgefüllten Flaschen wird jährlich größer. Vergangenes Jahr wurden 100.000 Liter Bier abgefüllt, dieses Jahr rechnet Forstinger mit 150.000 Liter. Das Malz für sein Bier bezieht er übrigens aus Stadlau. Und dort steht ebenfalls ein Backsteingebäude mit langer Geschichte. Es gehört zur Stadlauer Malzfabrik gleich daneben. Und es beherbergt seit einigen Jahren die Kunstfabrik Wien.

Von der Bauingenieurin zur Kunstschaffenden

Michaela Litzka, gelernte Bauingenieurin, hat 2007 den Entschluss gefasst, eine eigene Einrichtung für Kunstkurse aufzuziehen. Sie selbst begann einige Jahre zuvor mit dem Malen. Der Zufall wollte es so, dass Litzka an dem Backsteinbau der Malzfabrik vorbeifuhr und in dem Moment wusste, dass das ihr gesuchtes Haus war. Die Malzfabrik hatte keine Verwendung mehr dafür und vermietete es an Litzka. So konnte auch sie ihren Traum erfüllen.

Malen in Kunstfabrik Wien

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Malen in der Meisterklasse der Kunstfabrik Wien

Kurse für Öl und Acrylmalerei, aber auch Arbeiten mit verschiedenen Materialien werden angeboten. Mittlerweile besuchen rund 1000 Künstler die Kurse in der Kunstfabrik. Und es gibt auch eine Meisterklasse. Eine der Teilnehmerinnen ist Elinborg Ostermann. Sie bezeichnet die Kunstfabrik Wien als ihre zweite Heimat, ihr gefällt die Vielfalt der angebotenen Kurse, die tollen Räume und die Möglichkeit hier Gleichgesinnte zu treffen.

Ob die Brauerei „100 Blumen“ in der Alten Klavierfabrik oder die Kunstfabrik Wien in einem alten Backsteinbau der Stadlauer Malzfabrik: da und dort haben die Betreiber den alten Mauern neues Leben eingehaucht und ihnen somit eine neue Zukunft gegeben.

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