Über 90 Gemeinschaftsgärten in Wien

Das nachbarschaftliche Garteln in Wien ist ein anhaltender Trend. Schon über 90 Gemeinschaftsgärten gibt es. In Mariahilf werden auf einem Parkgaragendach 2.000 Quadratmeter bewirtschaftet.

„Wir bekommen immer wieder Anfragen und zum Teil gibt es schon Wartelisten. Obwohl Wien sehr viele Grünflächen hat, sind sie für diese Nutzung relativ begrenzt und jedes Fleckerl wird genutzt“, sagt Michael Graner, der einen Gemeinschaftsgarten am Dach in der Mariahilfer Windmühlgasse betreibt, gegenüber Radio Wien.

Ganze 2.000 Quadratmeter stehen Michael Graner und seinen Mitstreitern vom Verein „GartenWerkStadt“ zur Verfügung. Damit hat er den „größte Gemeinschaftsdachgarten Europas“, wie er sagt. Er wohnt in der Windmühlgasse: „Ich schaue seit 1989 auf dieses Dach von dieser Garage und das bestand aus einer Fläche von 2.000 Quadratmeter Schotter. Das hat mich dann 2012 schon sehr gestört“. Nach fünf Jahren Arbeit war es schließlich so weit: der Verein konnte ernten.

Gießdienste und Anbaugruppen am Dach

35 Personen teilen sich die Arbeit am Dach. „Es gibt eine Baugruppe, Gießdienste und eine Anbaugruppe. Geerntet wird dann gemeinsam“, beschreibt Graner den Ablauf. Diese Art der Zusammenarbeit beschreibt er als solidarische Bewirtschaftung. In den meisten Gemeinschaftsgärten gäbe es jedoch private Anbauflächen, erklärt David Stantzel vom Verein Gartenpolylog. Seit zehn Jahren unterstützt und berät der Verein Gemeinschaftsgärten.

„In einer Stadt ist der Freiraum immer ein begrenztes und umkämpftes Gut und da ist es naheliegend, dass sich Menschen Gärten teilen. Ein großer Vorteil ist, dass sich die Menschen durch das Gärtnern kennenlernen“, sagt Stantzel. Schon über 90 Gemeinschaftsgärten gibt es laut Stantzel in Wien.

Weil die Beete so beliebt sind, haben viele Gärten ein Rotationsprinzip eingeführt. Nach einer vereinbarten Zeit muss man sein Beet an einen anderen Gärtner übergeben. Die Wiener Gemeinschaftsgärten haben ganz unterschiedliche Größen. Meist sind sie zwischen 50 und 4.000 Quadratmeter groß. Besonders große Gärten befinden sich laut Stantzel in der Seestadt, Donaustadt oder in Kaisermühlen - mehr dazu in Urban Gardening: Bedarf höher als Angebot.

Flächen teils schwierig zu bekommen

Wer einen Gemeinschaftsgarten eröffnen will, muss sich zuerst um die Fläche kümmern. „Teilweise ist es schwierig eine Fläche zu bekommen, teilweise nicht“, sagt Stantzel. Oft würden sich die Gärten auf öffentlichen Flächen befinden und es komme auch vor, dass die Stadt selbst ein Interesse an der Gründung eines Gartens hätte, beispielsweise bei brach liegenden Grünflächen oder Baulücken.

Auch die Gebietsbetreuungen stehen beratend bei der Suche nach einer Fläche zur Seite. Der Verein Gartenpolylog organisiert zum fünften Mal einen „Tag der offenen Wiener Gemeinschaftsgärten“. Am 15. Juni kann man sich direkt in einigen Gärten ansehen, wie gemeinschaftliches Garteln funktionieren kann.

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