Regierung probt den „Blackout“-Ernstfall

Was passiert, wenn europaweit der Strom ausfällt? Ab Montag findet die Krisenübung „Helios“ der Regierung statt, bei der das Energieausfall-Szenario geprobt wird. Unter anderem soll getestet werden, wie die Bevölkerung informiert wird.

Die Energiekurve fällt, die Stromversorgung wird unsicher. Das Innenministerium wird informiert - so sieht das Szenario der „Blackout“-Übung „Helios“ aus. Bedacht werden müssen viele Details, schildert der Leiter des Krisenstabs Robert Stocker im Ö1-Interview: „Was passiert, wenn beispielsweise nicht jedes Verkehrsmittel automatisiert funktioniert und die Kommunikation eingeschränkt ist. Wenn die Stromversorgung im Haushalt selbst für die eine oder andere Stunde ausfällt, da hat man etwa das Thema: Wie gehen wird dann mit unseren tiefgefrorenen Produkten um?“

Stromausfall in Berlin

APA/dpa/Jörg Carstensen

In Berlin waren im Februar 30.000 Haushalte ohne Strom

Handys würden nicht mehr funktionieren - also sind auch Familienmitglieder nur schwer erreichbar. Sinnvoll ist laut Stocker also „eine Absprache im Familienverband: Wer würde denn im Ausfall der Kommunikation wen betreuen und wen abholen? Wie stark vertrauen wir da auf die Koordinationsmöglichkeiten des Kindergartens oder der Schule?“

Erst Stromsparaufruf, dann Abschaltung

Ausgangsszenario der Übung ist eine europaweite Strom-Mangellage bzw. ein darauffolgendes Blackout, durch das viele Gesellschafts-und Lebensbereiche sowie unterschiedliche Ministerien, die Bundesländer, die Einsatzorganisationen bis hin zur kritischen Infrastruktur betroffen sein können. „Es gibt nahezu keinen Lebensbereich, der nicht auf Strom angewiesen ist, und wir wollen bei dieser Übung antizipieren, wie wir insbesondere auf Bundesebene bestmöglich mit einer Strom-Mangellage umgehen können“, sagte Robert Stocker

Im Ernstfall gäbe es zuerst einen Stromsparaufruf an die Bevölkerung, sagt Kurt Misak vom Energieversorger Austrian Power Grid: „Dann muss man Kontigentierungsmaßnahmen setzen. Das heißt, ich müsste etwa Großverbraucher anweisen, ihren Stromverbrauch zu senken.“ Der nächste Schritt ist die so genannte Flächenabschaltung. „Das bedeutet, dass einzelne Bezirke zeitweise oder über längere Zeit abgeschaltet werden“, so Misak.

Stromausfall in Berlin

APA/dpa/Jörg Carstensen

Einzelne Bezirke müssten im Ernstfall vom Netz genommen werden

Hundert Teilnehmer an der Krisenübung

An der Krisenübung werden rund hundert Personen von Ministerien, Einsatzorganisationen und kritischer Infrastruktur teilnehmen. Ziel der dreitägigen Übung sei es, dass jeder Teilnehmer erkenne, wo es noch an seiner Resilienz - also die Kraft, Krisen zu bewältigen - arbeiten könne. Deshalb sei es wichtig, dass auch die politischen Verantwortungsträger diese Sensibilität dafür besitzen, so Stocker. Aus diesem Grund werde am dritten Tag der Übung die Bundesregierung eingebunden. Am Mittwoch wird sie sich nach dem Ministerrat über die Krisensituation informieren lassen und zum Abschluss der Übung ins Innenministerium stoßen.

Vorbereitet wurde die Übung vom Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. „Wichtig ist in Energiefragen natürlich die europäische Einbettung, und da nimmt Österreich aufgrund seiner zentralen Lage eine wichtige Rolle ein“, sagte deren Vertreter Michael Losch, Leiter der Sektion Energie und Bergbau. Am Ende der Übung wird der Krisenstab alle Informationen zusammentragen und ein gesamtstaatliches Lagebild erstellen.

Links: