Wiens bewaffnete Jugendbanden

Zuletzt sind in Wien Jugendbanden mit Schlägereien wieder in die Schlagzeilen geraten. Bewaffnete Raubüberfälle und Gewalt sind ihr Alltag, ihre Zukunftsaussicht das Gefängnis, berichtet das Magazin „Biber“.

Sie posieren mit Waffen im Internet: Biber-Journalistin Aleksandra Tulej durchforstete dutzende Instragram-Profile von jungen Kriminellen. Ihre Accounts in den sozialen Medien sind erstaunlich leicht zu finden. „Die Jugendlichen sind sehr stolz darauf. Die posten Fotos von Waffen. Die sie irgendwie illegal gekauft haben. Von Pistolen und Schlagringen. Da gibt es in der Insta-Story Fragen wie: Schlägerei heute Handelskai! Wer kommt?“, sagt Tulej.

Jugendbanden in Wien. Im Bild: Das Social Media-Profil eines Burschen, der mit Waffe posiert

ORF

Profil eines Jugendlichen, der auf Instagram mit einer Waffe prahlt

"Du gibst ihm Faust und nimmst das Geld weg“

Es sind häufig junge Männer mit Migrationsbiografie, die sich in Parks oder bei U-Bahnstation, wie dem Handelskai oder bei der Lugner City treffen, um Raubüberfälle zu begehen oder Schlägereien anzuzetteln. Sechs Wochen recherchierte die Biber-Redakteurin. Sie traf sich mit den Jugendlichen, hinter den Profilen. „Jeder von denen hat mir erzählt: Meine Freunde haben das auch gemacht. Mein Cousin, mein Bruder“, sagt Tulej .

Sie erzählt etwa die Geschichte eines 15-Jährigen der vor Jahren aus dem Irakkrieg nach Österreich gekommen ist. „Sicher über 100“ Leute hat er mit seinen Freunden schon überfallen, prahlte der Jugendliche. „Du schaust, ob jemand Geld dabei hat, gibst ihm Faust und nimmst das Geld weg“, erklärt der Bursch.

Einblicke in Jugendbanden

Es sind häufig junge Männer mit Migrationsbiografie. Sie treffen sich in Parks oder bei U-Bahnstation, um Raubüberfälle zu verüben oder Schlägereien mit anderen anzuzetteln.

„Meistens sind es ja die Väter, die fehlen"

Auch die tschetschenische Journalistin Maynat Kurbanova beschäftigt sich in Wien mit straffälligen Jugendlichen ihrer Community. „Meistens sind es ja die Väter, die fehlen. Entweder sind sie im Krieg gefallen oder spurlos verschwunden. Ab einem gewissen Alter verstehen sich die Mütter und die Burschen nicht mehr. Die Söhne verbringen immer mehr Zeit draußen in Gangs“, sagt Kurbanova im Gespräch mit „Wien heute“.

"Biber"-Journalistin Aleksandra Tulej

ORF

„Biber“-Redakteurin Aleksandra Tulej traf sich mit Bandenmitgliedern

Irgendwann landen sie auch im Gefängnis. Dort versucht ihnen Kurbanova einen anderen Weg zu zeigen. „Sobald sich die Türen hinter ihnen schließen, ist das schon abschreckend, dann verstehen sie auch. Dann haben sie genug Zeit zu reflektieren, was in ihrem Leben schief gelaufen ist“, sagt Kurbanova. Sie verweist auch, dass es sich nur um eine kleine Zahl an Jugendlichen handle. die aber „immer wieder laut“ sei.

21 junge Männer im Gefängnis in der Josefstadt

Es brauche ein verschiedenes „Konglomerat an Angeboten“ für die Mütter, die Väter, und die Jugendlichen selbst. „Es gibt ja viele Freizeitangebote in Wien, aber wenn diese Angebote nicht für die Jugendlichen taugen, dann müssen neue geschaffen werden“, sagt Kurbanova.

2018 sind in Österreich 1.959 Personen verurteilt worden, die zum Tatzeitpunkt unter 18 Jahre alt gewesen sind. 740 davon in Wien. Der Großteil wurde wegen Diebstahl und Körperverletzung verurteilt. 21 junge Männer, im Alter zwischen 14 und 18 Jahre, sitzen derzeit in der Justizanstalt Josefstadt in Haft.

Links: