„Steirägypter“ aus Hernals

Die Steiermark, Wien und Ägypten bezeichnet der Schauspieler und Regisseur Faris Endris Rahoma als seine Heimat. In der „Radio Wien“-Reihe „Vielfalt in Wien“ erzählte er über seine Kinderjahre in Wien und den Weg zu seinem Traumjob.

„Meine Mutter ist eine Steirerin, mein Vater kommt aus Ägypten, das macht mich dann wohl zu einem Steirägypter“, erzählte Rahoma im „Radio Wien“- Interview lachend. Sein Vater kam in den 70er-Jahren nach Österreich. Als er ein Jahr alt war, zog die Familie aus beruflichen Gründen nach Wien.

Für einige Zeit „umbenannt“

„Anders“ zu sein war besonders als Jugendlicher nicht immer von Vorteil. „Ich bin in Hernals und Ottakring aufgewachsen. Als Jugendlicher hat es mich schon genervt, wenn dauernd die anderen Kids gefragt haben: ‚Faris? Woher kommt das? Was macht dein Vater?‘ Also habe ich mir gedacht, mein zweiter Name, ‚Endris‘ klingt so ähnlich wie ‚Andi‘ und hatte mich damals für einige Zeit ‚Andi‘ genannt, um den Fragen so aus dem Weg zu gehen“, so Rahoma.

Traumberuf war immer Schauspieler

Rahoma: „Als Kinder waren wir nicht gerne in Wien. Die Ferien verbrachten wir meist in Ägypten oder aber in der Steiermark, wo es viel mehr Natur und Platz zum Spielen gab.“ Als Kind wuchs er zudem zwischen den Religionen auf.

„Mein Vater war Moslem, allerdings haben wir genauso Weihnachten gefeiert und da gab es auch Geschenke. In Wien bin ich dann in eine evangelische Volksschule gekommen. Das war sehr gut, denn durch die Krippenspiele habe ich meinen Spaß am Schauspielen - und somit auch meinen jetzigen Beruf - entdeckt“, so Rahoma.

Sein Ziel, Schauspieler zu werden, hatte Rahoma so klar vor Augen, dass er mit 16 Jahren unter dem Jahr die Schule abbrach, um am Konservatorium Schauspiel zu studieren. Rahoma: „Die Eignung dauert normalerweise sechs Monate, ich habe sie damals in drei geschafft. Mit 19 Jahren war ich dann bereits diplomierter Schauspieler.“

Eine Brücke zwischen den Kulturen

Eigentlich wollte Rahoma seinen Zivildienst machen und dann in Theatern spielen. Als er mit seinem Vater auf Urlaub in Ägypten war, stellte dieser ihm allerdings niemand geringeren als Regisseur Youssef Chahine vor. Begeistert von den Möglichkeiten und mit neuen Einblicken in die Welt des arabischen Films, spielte Rahomoa in einigen Filmen mit, bis er nach einem Jahr beschloss, nach Wien zurückzukehren.

Rahoma: „In Wien habe ich die einmalige Möglichkeit, eine Brücke zwischen den Kulturen zu bilden. Wien ist nicht zu groß und nicht zu klein, das heißt, Menschen mit den selben Interessen können sich leicht finden und gemeinsam an ihren Projekten arbeiten. Ich habe hier einen so großartigen Freundeskreis von Menschen verschiedenster Herkunft, das macht Wien für mich zu etwas ganz besonderem.“

Neue Wiener

Als im Jahr 2011 die Revolution in Ägypten ausbrach, stand Rahoma gerade in Wien auf der Bühne. Rahoma: „Natürlich wollte ich hin, auf der anderen Seite konnte ich nicht so einfach weg und ich dachte mir auch: Mein Beitrag ist es jetzt auch, hier in einem der aktuellsten Theaterstücke mitzuspielen, das es zu dem Thema gibt: In Paul Schraders ‚Der Cleopatra Club‘ werden all die Themen behandelt, die letztendlich zur Revolution geführt haben. Daneben waren wir natürlich ständig im Internet und am Telefon und haben versucht möglichst viele Informationen zu bekommen und vor allem auch zu hören, dass es unseren Verwandten gut geht.“

Sendungshinweis:

„Radio Wien“-Magazin, 2. Februar 2012

Die jüngsten Projekte, die er mit seinen Freunden und Kollegen startete, reichen von der Ägyptischen Revolution bis hin zur österreichischen Migration. Rahoma: "Wir haben uns gefragt, welche Bedeutung der ägyptische Film vor, während und nach der Revolution einnimmt, darüber wird es eine Dokumentation geben. Zum anderen drehen wir die Serie „Neue Wiener", soviel kann ich verraten, die man hoffentlich bald im Fernsehen bewundern kann. Dafür habe ich das Buch geschrieben und spiele auch selbst mit.“

Sarah Kriesche, wien.ORF.at

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