Baghajati: „Wichtig, was im Kopf drin ist“

Mit 23 konvertierte sie zum Islam, heute ist Carla Amina Baghajati Frauenbeauftrage der islamischen Glaubensgemeinschaft. Über das Kopftuch sagte sie im „Radio Wien“-Interview: „Mir ist es wichtig, was im Kopf drin ist und nicht, was darauf sitzt.“

Als Carla Siebrasse wurde sie 1966 in Mainz geboren, 1987 ging sie nach Wien zum Studieren. Zwei Jahre später konvertierte sie vom Protestantismus zum Islam. „Als ich mich entschlossen habe, Muslimin zu werden, war es für mich ein Empfinden, einen Schritt weiter zu gehen und nicht etwas völlig Neues zu beginnen“, so Baghajati gegenüber Bernd Matschedolnig in der Reihe „Menschen im Gespräch“.

Im Islam habe sie noch mehr Ruhe und Gelassenheit gefunden. „Der Islam ist eine Religion, in der ich mich sehr wohlfühle.“ Doch sie sei der gleiche Mensch geblieben, mit den gleichen Vorlieben und dem selben Wertverständnis, so die vierfache Mutter.

Carla Amina Baghajati

Bernd Matschedolnig

Vierfache Mutter und seit 1989 Muslimin: Carla Amina Baghajati

Image als liberale Muslimin

Baghajati gilt als liberale Muslimin, der sowohl der Dialog innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaft als auch mit anderen Religionen am Herzen liegt. „Ich diskutiere sehr gerne mit Leuten, die ein konservatives Frauenbild haben“, so Baghajati. Sich selbst betrachtet sie trotz ihres Kopftuches nicht als konservativ: „Mir ist es wichtig, was im Kopf drin ist und nicht, was auf dem Kopf drauf sitzt.“

Arabisch lernen als Lebensaufgabe

Die Spannungen zwischen islamischen Glaubensrichtungen wie Sunniten und Schiiten sehe sie als Missbrauch religiöser Unterschiede, um konfessionelle Konflikte herbei zu beschwören: „Eigentlich geht es dabei um politische Divergenzen“, so Baghajati. Trotz aller Unterschiede haben Muslime ein Selbstverständnis, dass sie eine Einheit bilden.

Sendungshinweis:

„Radio Wien“ am Wochenende, 6. April 2013

Den Koran sieht sie dabei als verbindendes Element zwischen den verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen. Das „Wort Gottes“ der Muslime hat sie zwar gelesen, doch „man kann immer noch dazu lernen und gerade Arabisch ist eine Sprache, die zur Lebensaufgabe wird“, so Baghajati.

Als Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft und Mitgründerin der Initiative muslimischer Österreicherinnen und Österreicher wird sie von ihren männlichen Kollegen als Frau sehr ernst genommen. Sie betrachte sich als „Frau, die sich nichts einreden lässt“, so Baghajati.

Audio: Interview zum Nachhören

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