Mit Augen hören, mit Händen sprechen

Gehörlose oder schwerhörige Kinder brauchen eine Sprache, mit der sie sich ausdrücken können. Im Verein „Kinderhände“ lernen diese Kinder gemeinsam mit ihren hörenden Eltern und Geschwistern die Österreichische Gebärdensprache.

Wenn Eltern von kleinen Babys vom Arzt hören, dass ihr Kind gehörlos ist, bricht für viele eine Welt zusammen. Die hörenden Eltern stehen dann plötzlich vor der Frage, wie sie mit ihrem Kind kommunizieren sollen. Barbara Schuster ist von Geburt an gehörlos, sie gibt Kurse in Gebärdensprache für Erwachsene. Für Kinder und Babys gab es noch bis vor zehn Jahren gar kein Angebot, die Gebärdensprache kindgerecht zu erlernen. Im Jahr 2006 gründete Schuster deshalb gemeinsam mit ihrer hörenden Kollegin Andrea Rohrauer den Verein „Kinderhände“.

Eine neue Sprache für die ganze Familie

Im Verein „Kinderhände“ werden bereits Babys ab einem Alter von sechs Monaten mit Gebärdensprache gefördert. Die Diagnosen sind unterschiedlich, manche Kinder sind komplett gehörlos, andere tragen nach einer Operation ein so genanntes Cochlear Implantat, mit dem sie Schallwellen wahrnehmen können, wieder andere sind schwerhörig und brauchen die Gebärdensprache als Unterstützung, um sich besser ausdrücken zu können. Gemeinsam mit ihren Familien lernen hier alle eine neue Sprache.

Mama, ich hab Hunger

Um sich in der Welt zurechtzufinden, seine Bedürfnisse zu äußern und sich weiterzuentwickeln, muss man sich ausdrücken können. Es ist ein großer Schritt, wenn hörende Kinder endlich selbst sagen können, dass sie durstig sind oder dass ihnen etwas weh tut und man nicht mehr ihr Weinen interpretieren muss. Gehörlose, schwerhörige oder sprachentwicklungsverzögerte Kinder brauchen dafür die Gebärdensprache.

„Es ist eine so große Erleichterung in größeren Gruppen oder beim Baden. Ich weiß einfach sicher, dass mein Sohn mich versteht. Die Gebärdensprache gibt uns Selbstsicherheit“, sagt die hörende Mutter eines schwerhörigen Kindes.

Es gibt noch viel zu tun

In den bilingualen Spielgruppen sind immer eine hörende und eine gehörlose Trainerin anwesend. Jede Woche stehen neue Themen am Programm, einmal geht es ums Essen, dann um Berufe oder um Tiere - alles was Kinder im Alter von 6 Monaten bis 14 Jahren eben interessiert.

Der Verein „Kinderhände“ entwickelt auch selbst Lernmaterialien, mit denen gehörlose Kinder und deren Freunde und Familienmitglieder die Österreichische Gebärdensprache leichter erlernen können. Derzeit gibt es beispielsweise ein bilinguales Liederbuch, ein Memory-Spiel oder ein Gebärden-Alphabet-Stempelspiel.

Um das Angebot der Lernmaterialein und der unterschiedlichen Kurse, die derzeit von zehn gehörlos-hörenden Trainerinnen und Trainern abgehalten werden, aufrecht zu erhalten, ist der Verein „Kinderhände“ auf Spenden angewiesen. Das Team des ORF Wien schenkt zu Gunsten dieses Licht ins Dunkel Projekts auch heuer wieder Punsch aus - mehr dazu in Punsch ausschenken für Licht ins Dunkel .

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