15. November - Welttag der Philosophie

Was unterscheidet das Philosophieren von anderen Formen des laut oder leise über ein Problem Nachdenkens und wie kann man mitreden, ohne Formen des Philosophierens zu kennen - Tipps hat Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Das griechische und lateinische Wort „philosophia“ bedeutet wörtlich „Liebe zur Weisheit“. Mit ihrer Hilfe wird versucht, die Welt und den Sinn des Lebens, also die Bedeutung der menschlichen Existenz, zu ergründen. Im Gegensatz zu etwa Naturwissenschaften kann die Philosophie auch über sich selbst nachdenken.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 15.11.2018

Schon die alten Griechen haben das Problem der Erkennbarkeit der Wirklichkeit und der Abhängigkeit vom Menschen als Beobachter thematisiert. Deswegen geht es der Philosophie auch nicht (nur) um Wissen, sondern eben um Weisheit, also um aus Erfahrung gewonnener Lehre sowie um innere Reife.

Wer nämlich einfach nur über ein Problem nachdenkt, der tut dies normalerweise nicht unbedingt strukturiert oder bewusst und konsequent einer bestimmten Denkrichtung verpflichtet. Gefühle und sachliche Argumente mischen sich zumeist – und die eigenen Ansichten sind oft von unreflektierten Vorannahmen und Gewohnheiten geprägt.

Die Philosophie will hingegen Licht ins Dunkel bringen und versucht klare Unterscheidungen zu treffen und innerhalb eines Denkgebäudes folgerichtig zu argumentieren.

Welttag der Philosophie Schriftzug auf englisch

Colourbox.de

Formen des Philosophierens

Die Kerngebiete der Philosophie sind die Logik, die Ethik und die Metaphysik, sowie die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Die Geschichte der Menschheit hat in jedem dieser Felder eine Vielzahl an Schulen hervorgebracht, die auf unterschiedliche Problemstellungen eingehen.

Wenn Philosophen miteinander in Diskurs treten, dann „streiten“ sie wahrscheinlich zunächst einmal über die Definition des Themas („worüber reden wir überhaupt?“) und darüber, in welchem Rahmen sie darüber sprechen („in welcher Denkschule bewegen wir uns?“). Sodann kann mit Hilfe der Aussagen von PhilosophInnen debattiert werden und die Relevanz bestimmter Schulen in Bezug auf eine Fragestellung untersucht werden oder auch gegen dieselben, also gegen bestimmte PhilosophInnen und Schulen argumentiert werden.

Natürlich gibt es auch Philosophen die „selber denken“, gerade wenn es um zeitbezogene Fragestellungen geht. Dennoch werden sie selbst sich einer bestimmten Denkrichtung zuordnen können, auch und gerade weil sie die Grenzen der Schulen kennen, aus denen sie selbst denkerisch hervorgegangen sind und weil sie diese thematisieren bzw. überschreiten (wollen).

Mitreden, ohne eine Ahnung zu haben

Wie aus dem bisher Gesagten unschwer zu erkennen ist: wer nicht Philosophie studiert hat oder sich selbst jahrelang mit DenkerInnen und ihren Schulen auseinandergesetzt hat, der kann im philosophie-wissenschaftlichen Sinn eigentlich nicht wirklich mitreden. Was aber im Alltag funktionieren kann ist die Anwendung von bestimmten Prinzipien der Philosophie.

Etwa können wir zu Beginn einer Diskussion die Unterscheidung wie ein Problem betrachtet wird, thematisieren und fragen: Worüber genau sprechen wir überhaupt? Wir können dabei versuchen das Thema einzugrenzen und die Frage, die aufgeworfen wird zu präzisieren, sowie danach neue Sichtweisen und Perspektiven aufwerfen, also Hypothesen bilden, die dann in weiteren Schritten neue Lösungsansätze eröffnen.

Gerade das Totschlagargument „aber das hat schon XY gesagt und es hat nicht funktioniert“ eignet sich zum Weiterfragen: was genau hat nicht funktioniert und warum hat es nicht funktioniert?

Ein Beispiel: Geht es etwa am Stammtisch um das Thema „Brauchen wir Menschen überhaupt die Arbeit, um ein erfülltes Leben zu führen?“ so kann man fragen: was genau ist „Arbeit“ (Erwerbsarbeit, Dienst an der Gemeinschaft etc.) und was genau ist ein „erfülltes Leben?“ Und schon kann es losgehen mit dem Philosophieren.

Link:

Nana Walzer