Kunsthalle will „ein wenig Bordell“ sein

„Einfach etwas mehr Lust und Freude“ will der neue Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen in sein Museum bringen. Man könne gerne ein wenig Bordell im französischen Sinn sein. Auch eine Zusammenarbeit mit dem MUMOK sei denkbar.

„Eine Kunsthalle ist ein Ort des Experiments“, erklärte Schafhausen bei einem Podiums- und Publikumsgespräch im Kunst- und Diskussionsraum „Depot“. Man müsse nicht immer alles kategorisieren, sondern könne gerne ein wenig Bordell im französischen Sinn sein: „Einfach etwas mehr Lust und Freude“, meinte Schafhausen. Bezüglich seiner eigenen Plänen zeigte sich Schafhausen mehr als zurückhaltend: „Dazu kann ich noch nichts sagen.“

Keine Trends nachmachen

Sein Ziel umschrieb Schafhausen so: Die Kunsthalle müsse sich einerseits an den Bruchlinien der Gegenwart positionieren, aber auch ein zukunftsorientiertes Programm anbieten und dabei sowohl den lokalen Hintergrund einbeziehen, als auch an die internationale Ausstrahlung denken. „Ich denke nicht an das Replizieren von Trends“, betonte Schafhausen. Ziel einer Kunsthalle sei es hingegen, „erfolgreich kompensatorische Funktion für die komplexen Lebenswelten der Gegenwart“ zu bieten.

Schafhausen

APA/HERBERT PFARRHOFER

Schafhausen will „Ort des Experiments"schaffen

Programmpräsentation erst 2013

In diesem Zusammenhang bestritt er, dass das Erbe Matts ein schwieriges sei. Einzig aus der neu gewonnenen Innensicht gebe es "Probleme, von denen man vorher nichts wusste und die es nun zu lösen gilt“. Dazu zählt etwa die weite Vorausplanung des Vorgängerteams, die bis Mitte 2014 reicht. Deshalb werde er seine Programmpräsentation erst im Jänner 2013 abhalten.

Warhol-Ausstellung abgesagt

„Es ist nie schön Ausstellungsprojekte abzusagen“, erklärte Schafhausen. Aber für die meisten Kooperationen habe man gute Lösungen gefunden. Zu den abgesagten Ausstellungen zählen etwa Marina Abramovic und eine Andy Warhol-Ausstellung. „Diese Projekte machen in der Kunsthalle keinen Sinn. Ich bin außerdem immer ein bisschen skeptisch, wenn Künstler dieses Formats nur noch durch die Welt touren.“

Einziger Fixpunkt sei die Mitte Mai 2013 stattfindende performative Vortrags- und Veranstaltungsreihe unter dem Motto „What would Thomas Bernhard do?“ Diese sei jedoch bereits richtungsweisend für den neuen Ton und den Schnitt in der Programmierung der Kunsthalle.

Standort nicht zufriedenstellend

Unzufrieden ist der künstlerische Leiter der Kunsthalle aber vor allem mit dem Standort: „Das Problem der Kunsthalle ist, dass sie von einem alten Gebäude aus operiert.“ Warum könne eine Einrichtung für zeitgenössische Kunst nicht auch in einem zeitgenössischen Bau untergebracht werden, so Schafhausen.

Auch die vielen unterschiedlichen Standorte der Kunsthalle missfallen ihrem neuen Chef: „In dieser Form wird es ‚project space’ nicht mehr geben. Momentan heißt es schlicht Kunsthalle am Karlsplatz, vielleicht fällt mir noch etwas Besseres ein“, so Schafhausen. In Zukunft sollen hier vermehrt Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden, die auch Bezug zu den anderen Standorten haben. Fest stehe schon, dass sich das äußere Erscheinungsbild des Glasbaus am Karlsplatz in Zukunft sehr viel rascher ändern werde.

Um mehr Leute in die Kunsthalle zu bringen, schwebt ihm auch eine Kooperation mit dem MUMOK vor. Man könne sich Besucher teilen und etwa die unterirdischen Gänge zwischen Kunsthalle und mumok öffnen. Rein hypothetisch könne sich Schafhausen auch eine gemeinsame große Ausstellung vorstellen. Während die beiden Vorgänger Gerald Matt und Edelbert Köb hier keine passende Lösung gefunden hätten, verstünde er sich mit der aktuellen Chefin des mumok – Karola Kraus – bestens.

Keine dauerhaft angestellten Kuratoren

Veränderungen wird es auch beim Personal geben: Statt dauerhaft angestellten Kuratoren will Schafhausen in Zukunft auf Zeitverträge setzen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Matt hat Schafhausen keinen automatisch verlängerten Vertrag, er ist ebenfalls auf fünf Jahre beschränkt. Dann steht ein Gespräch mit der Stadt Wien an: „Ich selbst werde hier auf keinen Fall in Pension gehen. Allerdings würde ich schon gerne sehen, wie die Leute in zwei, drei Jahren auf mein Programm reagieren.“

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