Österreicher-Schwerpunkt im Theaterjahr 2013
Eine „Österreich-Spielzeit“ versprach Matthias Hartmann am Burgtheater 2012/2013: In diesem Sinne leitet auch Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ in der Regie von Jan Bosse das neue Jahr ein. Der Chef selbst setzt am 17. Jänner mit der Jelinek-Uraufführung der Theaterfassung von „Schatten (Eurydike sagt)“ im Akademietheater nach.
APA/Georg Hochmuth
Im März versucht sich Hartmann gleich auch noch an Grillparzers „Ahnfrau“, die er bei der Spielplanpräsentation im Frühjahr bereits als „merkwürdig“ bezeichnete. Gespannt sein darf man auch auf David Böschs Zugang zu Nestroys „Talisman“ im März im Akademietheater, Barbara Frey widmet sich im April Molnars „Liliom“.
Axt-Mörder und Anti-Aging in der Josefstadt
Aber auch jenseits des Burgtheaters bereichern einige Uraufführungen die restliche Saison: Am Theater in der Josefstadt kehrt Franz Wittenbrink mit „Forever Young“ im Jänner ans Haus zurück. Hochkarätige Unterhaltung verspricht da schon die Besetzung mit Otto Schenk, Gideon Singer und Kurt Sobotka ans Haus zurück.
Theater in der Josefstadt/Moritz Schell
Der amerikanische Drehbuchautor Zach Helm ist mit der deutschsprachigen Erstaufführung seines bereits von John Malkovich inszenierten Drogen-Stücks „Speed“ zu Gast. Premiere ist am 21. März. Regie führt Stephanie Mohr. Sie inszeniert auch Felix Mitterers „Jägerstätter“, das am 20. Juni Premiere feiert. Mit seinem neuen Stück widmet sich Mitterer in Kooperation mit dem Theatersommer Haag dem 2007 seliggesprochenen NS-Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter.
Hausherr Herbert Föttinger bringt am 16. Mai Peter Turrinis Axtmörder-Stück „Aus Liebe“ zur Uraufführung. Silke Hasslers seit 2009 mehrfach verschobenes Stück „Total glücklich“ hat am 17. Jänner in den Kammerspielen Premierentermin. „Venedig im Schnee“ von Gilles Dyrek am 21. Februar ist die letzte Premiere vor der groß angelegten Renovierung der Kammerspiele ab Mai - mehr dazu in Zwölf Mio. für „neue“ Kammerspiele.
Theater in der Josefstadt/Moritz Schell
Gogol und Kushner im Volkstheater
Eine Österreichische Erstaufführung hat auch das Volkstheater zu bieten, wenn Elias Perrig am 25. Februar Tony Kushners „Ratgeber für den intelligenten Homosexuellen zu Kapitalismus und Sozialismus mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ inszeniert. Thomas Schulte-Michels widmet sich ab 22. März Nikolaj Gogols „Revisor“. Zur Uraufführung kommt am 19. April Jacqueline Kornmüllers „Das neue Stück“.
Politisches Theater bei den Festwochen
Beinahe zu einem Schwerpunkt wird 2013 auch das politische Theater: Explizit ausgerufen haben dies die Wiener Festwochen - zum letzten Mal unter Schauspieldirektorin Stefanie Carp und Intendant Luc Bondy, dem Markus Hinterhäuser folgen wird. Kernstück des Schauspielprogramms ist ein Ausstellungs- und Performanceparcours unter dem Titel „Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts“.
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Während der gesamten Festwochen-Dauer werden dabei Secession, Akademie der bildenden Künste und Museumsquartier mit Beiträgen „zwischen bildender und darstellender Kunst“ bespielt. Die Künstler stammen aus aller Welt, aber auch aus Wien, unter anderem zehn Autoren, die mit Reden zur politischen Lage beauftragt wurden.
Weiters wird Christoph Marthaler sein neues Musik-Theaterprojekt im historischen Sitzungssaal des Parlaments ansiedeln und zum 100. Jahrestag dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nachspüren, während Nicolas Stemann im Museumsquartier eine „Kommune der Wahrheit“ einrichtet - mehr dazu in Luc Bondys letzte Festwochen.
Gastspiele und Koproduktionen
Ebenfalls am Vorabend des ersten Weltkriegs spielt Miroslav Krlezas „In Agonie“, eine Schauspieltrilogie, die von Martin Kusej als Koproduktion mit seinem Residenztheater in München inszeniert wird. Auch Intendant Luc Bondy zeigt etwas aus seinem neuen Pariser Haus, dem Odeon, und kommt mit „Le Retour“ von Harold Pinter.
Schauspielhaus/Antoine Turillon
Schauspielhaus: Panorama europäischer Geschichte
(Gesellschafts-)politisch wird es aber bereits früher: Am 11. Jänner hinterfragt Christoph Nußbaumeder im Schauspielhaus Wien in der österreichischen Erstaufführung seines Stücks „Meine gottverlassene Aufdringlichkeit“ den Sinn eines „richtigen“ Lebens. Das Auftragswerk „Luft aus Stein“ von Anne Habermehl entwirft im Jänner ein Panorama europäischer Geschichte. Kevin Ritterberger sucht im April in seinem neuen Stück „plebs coriolan“ nach Alternativen in „unserer Ära der fehlgeleiteten Demokratien“.