Wiener haben Angst vorm Winterradeln

Vor allem die Unfallgefahr und Kälte halten die Wienerinnen und Wiener davon ab, auch im Winter mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Dabei stärke laut Radverkehrsbeauftragten Martin Blum das Winterradeln das Immunsystem.

In der kalten Jahreszeit bricht der Radverkehrsanteil in Wien laut der städtischen Mobilitätsagentur um ein Drittel ein. In anderen europäischen Metropolen wie Kopenhagen und Amsterdam ist dies aber nicht der Fall - hier nutzen sogar bis zu 90 Prozent ihr Gefährt weiter.

270.000 potenzielle Winterradler

In Wien halten vor allem die Angst vor Unfällen und Kälte die Biker im Winter vom Radeln ab, erklärte der Radverkehrsbeauftragte Martin Blum bei der Präsentation einer Umfrage zu diesem Thema. Doch es gibt es Potenzial: 270.000 Städter können sich vorstellen, im Winter weiter zu radeln - mehr dazu in Radfahrer sollen winterfest werden.

Radfahrer und Fußgänger im Schnee

APA/Roland Schlager

Radfahrer sollen winterfest werden

Bei einer von der Mobilitätsagentur beim Gallup Institut in Auftrag gegebenen Untersuchung wurden 645 Wiener und zusätzlich auch 936 Rad-Vielfahrer befragt. Ziel war es, herauszufinden, unter welchen Voraussetzungen im Winter länger geradelt wird.

Knapp ein Viertel der Befragten gab an, auch im Winter das Rad als Verkehrsmittel zu nutzen. Hochgerechnet seien das rund 255.000 Menschen, hieß es. Dabei handelt es sich um ungefähr gleich viele Männer wie Frauen. Die meisten Befragten (39 Prozent) sind jedoch ab November nicht mehr unterwegs beziehungsweise nutzen das Gefährt erst ab April wieder (41 Prozent).

Ein Viertel fährt „auf gar keinen Fall“

Blum will in der Umfrage aber Potenzial für mehr erkannt haben: Denn immerhin können sich 36 Prozent unter jenen, die eine Winterpause machen, grundsätzlich vorstellen, das Gefährt länger zu benutzen. Das seien hochgerechnet rund 270.000 Städter. Zu den größten Hürden zählen die Angst vor Unfällen (91 Prozent), Kälte (84 Prozent) und der Zustand der Straßen beziehungsweise der Radwege (83 Prozent). Der Umwelt täten mehr Winterradler in jedem Fall gut. Denn auch die Feinstaubbelastung könnte durch erhöhten Radverkehr im Winter vermindert werden, sagte Blum.

Auf die Frage, was denn passieren müsste, damit auch in der kalten Jahreszeit das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzt werde, antworteten aber immerhin 32 Prozent der Wiener mit: „Gar nichts, ich würde auf keinen Fall fahren.“ Ein Viertel forderte eine bessere (Schnee-)Räumung, 19 Prozent wünschen sich wärmere Temperaturen.

Zum Vergleich auch die Angaben der Vielbiker: Diese sind zu 78 Prozent auch im Winter mit ihrem Gefährt unterwegs oder hören später im Jahr zu radeln auf und beginnen auch früher wieder damit.

266 Kilometer „Winterbasisradwegenetz“

„Die Antworten zeigen, dass die Maßnahmen der Stadt Wien für rasche Schneeräumung auf Radwegen und mehr Sicherheit die richtige Richtung weisen“, sagte Blum. Den Befragten will er mit Argumenten die Befürchtungen nehmen: Seit 2011 werde das sogenannte Winterbasisradwegenetz, das 266 Kilometer umfasst, gleichzeitig mit den Auto-Hauptverbindungen geräumt. Die restlichen Strecken würden mit den weniger stark befahrenen Nebenfahrbahnen gereinigt. Für das heurige Jahr sei eine weitere Optimierung geplant.

Radfahrerin

ORF.at/Carina Kainz

Radfahrer fürchten Schnee und Gatsch

Was die Angst vor Unfällen betrifft: Laut Statistik Austria sind im Vorjahr 965 Radler in Wien verletzt worden. In den stärksten Radfahr-Monaten zwischen Juni und August waren es 353 Menschen, zwischen Dezember und Februar 70. „Wien ist sehr sicher für Radfahrer“, sagte Blum.

„Heuer fahr´ ich durch“

Eines kann aber auch der Radverkehrsbeauftragte nicht ändern - dass es im Winter kalt ist. Wobei er versicherte: „Beim Radfahren bewegt man sich, es wird schön warm.“ Außerdem werde das Immunsystem durch das Winterradeln gestärkt. Ein weiterer Tipp: bei der Bekleidung auf das „Zwiebelsystem“ achten. Viele dünne Schichten wärmen besser als eine dicke.

Die Mobilitätsagentur startete die Servicekampagne „Heuer fahr’ ich durch“ und positioniert sich dabei bis Samstag täglich an einem anderen Radverkehrsknotenpunkt mit einem Servicestand. Dort können Biker unter anderem einen kostenlosen Wintercheck an ihren Gefährten durchführen lassen. Kleinere Reparaturen an Lichtanlage oder Schaltung oder das Schmieren der Ketten können dabei gleich an Ort und Stelle erledigt werden.

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