Die Anziehungskraft der Eiskönigin

Warum sind manche Menschen „eiskalt“, also nur sachlich oder distanziert, warum ziehen uns „Eisköniginnen“ und „coole Typen“ besonders an und wie bringt man solche Menschen zum Schmelzen? Kommunikationsexpertin Nana Walzer zeigt, was hinter der Fassade steckt.

Wer sich nicht öffnet oder nicht zeigt, was er fühlt, der tut dies oft aus Selbstschutz. Das „Verstecken“ hinter trockener Sachlichkeit oder in höchst eigenen, unzugänglichen Gedankenwelten geschieht vielfach aus dem Grund, auf diese Art nicht angreifbar zu sein. Solche Menschen möchten sich keiner Kritik aussetzen und wollen im Allgemeinen lieber ungestört bleiben und unangefochten ihren eigenen Weg gehen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 19.1.2017

Das kann mitunter arrogant, überheblich oder abgehoben wirken. Der Schild, den sie um sich errichten, besteht aus einem Eindruck der Unnahbarkeit. Solche Menschen opfern die herzliche aber vielleicht unberechenbare Verbundenheit zu anderen dem Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

Frau als Eiskönigin geschminkt

Colourbox.de

Von Eisköniginnen und coolen Typen

Gerade dieses „alles unter Kontrolle haben“ wirkt auf viele Menschen anziehend. Es signalisiert eine gewisse Überlegenheit, Unabhängigkeit und Selbstsicherheit. Solche Menschen, so scheint es, brauchen niemand anderen für ihr Glück – sie sind ihres eigenen Glückes Schmid und leben daher ein erfolgreiches Leben. Doch der Schein trügt oft und gerade einsame Wölfe oder unnahbare Prinzessinnen leiden nicht selten unter ihrer Einsamkeit oder unter Depressionen.

Diese innere Bedürftigkeit und der Stolz, der verhindert, diese Bedürfnisse offen zu zeigen, spüren dann auch besonders dafür empfängliche Menschen, die sie dann vielleicht „retten“ wollen. Sie beißen sich mitunter die Zähne an diesen besonders schwierigen Fällen aus, was wiederum einen gewissen Spannungseffekt mit sich bringt. Wer sich in einen unnahbaren Menschen verliebt, der sucht vielleicht genau solche Menschen, die auf Distanz gehen. Mit ihnen kann man sich in Sehnsucht ergehen, einem unerschöpflichen Weg der Zuneigung, da er mit der Entfernung wächst.

Die Coolen schmelzen lassen

Das Zauberwort heißt „Vertrauen“. Heiße Momente der Verbundenheit sind für eiskalte Menschen zunächst vor allem in Augenblicken zu erreichen, in denen sie „außer sich“ sind. Das kann durch eine gewisse „Reibungswärme“, also im leidenschaftlichen Streit oder Liebesspiel, erreicht werden. Solche Intensität kann zunächst aufregend, aber mit der Zeit auch aufreibend und anstrengend sein.

Wer zum Beispiel gute Gespräche statt small talk sucht, der sollte sich im Vorfeld gut überlegen, welche Interessen seine Eiskönigin außer dem Wahren des schönen Scheins sonst noch hat. Finden sich neben Eleganz, Macht, Status und Abenteuer überhaupt noch andere Themen? Dies ist leicht herauszufinden, etwa mit der Frage: „Was begeistert Dich eigentlich? Was lässt Deine Augen strahlen und Dein Herz aufgehen?“ Wenn Sie mit der Antwort nichts anfangen können, so sollten Sie lächelnd auf Distanz gehen. Kommt der/die andere nicht nach und zeigt Interesse, so lassen Sie das Vorhaben, den Eisberg zum Schmelzen zu bringen besser. Aus reinem Selbstschutz…

Link:

Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“