Wien Tourismus für Taxleruniformen
131 Testfahrten hat ein Meinungsforschungsinstitut im Auftrag des Wien Tourismus im Sommer unternommen. Das Erscheinungsbild, das Auftreten, die Sprach- und Ortskenntnisse der Lenker sowie der Zustand der Autos und die Serviceleistungen von der Taxibestellung bis zur Bezahlung wurden unter die Lupe genommen. Das laut Wien Tourismus „traurige“ Resümee: Ein knappes Viertel aller Fahrten (23 Prozent) sei zu beanstanden gewesen.
Bei den Fahrzeugen fielen vor allem deren veraltetes Erscheinungsbild (30 Prozent), mangelnde Ordnung und Reinlichkeit im Innenraum (22 Prozent) und unangenehmer Geruch (17 Prozent) negativ auf. Mehr als die Hälfte der Autos (58 Prozent) sei nicht klimatisiert gewesen. Bei fast einem Drittel der Fahrten (32 Prozent) hätte nicht mit Kreditkarte bezahlt werden können.
Mangelnde Englischkenntnisse als häufigste Kritik
Der größte Kritikpunkt bei den Fahrern betraf deren Englischkenntnisse. Diese seien bei fast jeder zweiten Fahrt (47 Prozent) mangelhaft gewesen. „Wobei ‚mangelhaft‘ nicht englische Konversation bedeutet. Das verlangen wir von keinem Taxler in Wien“, erklärte der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner. Vielmehr gehe es darum, ob jemand fähig sei, eine Ortsangabe zu verstehen.
Bemängelt wurden außerdem unzureichende Körperhygiene (zwölf Prozent), unpassende Kleidung (elf Prozent), Telefonieren während der Fahrt (zwölf Prozent) - vielfach ohne Freisprechanlage -, unangenehmer Fahrstil (neun Prozent) und Übertreten der Verkehrsregeln (zehn Prozent). Zudem sei bei mehr als jeder zehnten Fahrt (zwölf Prozent) die Route unbekannt gewesen oder es sei eine falsche gefahren worden.
APA/Wien Tourismus/Weinkirn
Einheitliches Erscheinungsbild gefordert
„Mir geht es nicht darum, einen gesamten Berufsstand zu kritisieren. Es geht mir darum, die schwarzen Schafe da herauszukriegen. Wenn das so weitergeht, gibt es eine Kernschmelze des Konsumentenvertrauens“, stellte Kettner klar.
Neben Reformen fordert der Wien Tourismus auch eine einheitliche Optik für Wiens Taxis: „Man kann niemanden vorschreiben, wie sein Taxi ausschaut. Ich glaube nur, was in Städten wie Berlin oder Hamburg funktioniert, muss in Wien auch funktionieren“, so Kettner. In den beiden deutschen Städten gebe es eine freiwillige Selbstverpflichtung für Taxler, wie ein Auto auszusehen habe.
Diese Forderung wurde auch gleich mit einem realen Beispiel untermauert. Auf dem Vorplatz des Musikvereins wurden zwei extra gebrandete Limousinen präsentiert. Diese waren in Schwarz und Gold gehalten, seitlich auf der Karosserie war „WienTaxi“ zu lesen. „Wir haben uns überlegt: Wie könnte ein Taxi ausschauen. Es ist nur ein Denkanstoß, den wir gegeben haben“, so Kettner. Auch entsprechende Uniformen für das Fahrpersonal wurden vorgestellt: Hemd, Anzug und Krawatte für Männer, Hosenanzug für Frauen. Hier fügte er hinzu: „Bei den Uniformen, da lasse ich mit mir verhandeln.“
Taxiinnung gegen Uniformen
Nicht unbedingt euphorisch reagierte Taxiinnungschef Christian Gerzabek auf den Kettner’schen Vorstoß. „Ich schätze Zurufe von außen nicht sehr“, betonte der Fachgruppenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer. Ein einheitliches Erscheinungsbild der Fahrzeuge könne er sich zwar grundsätzlich schon vorstellen, allerdings gebe es hierfür keinerlei gesetzliche Grundlage.
Gar nichts hält Gerzabek hingegen von der Idee, allen Taxlern eine Art Uniform zu verpassen. Da sei er „strikt“ dagegen. Dass Lenker ordentliche Kleidung zu tragen hätten, stehe in der Betriebsordnung - und das müsse reichen, so Gerzabek.
Detektive gegen unfreundliche Taxler
Nach der Kritik des ADAC hat die Wiener Taxi-Innung als erste Verbesserungsmaßnahme den Einsatz von Detektiven angekündigt. Mehr dazu in wien.ORF.at.