Umfassende Streiks in Wien

In Wien haben sich die Mitarbeiter von allen 45, zur Metallindustrie gehörenden Betrieben an Kampfmaßnahmen am Freitag beteiligt, um die Gehaltsforderungen der Metallergewerkschaft zu unterstützen. Nicht überall lief das ohne Probleme ab.

In sieben Wiener Firmen sollen Manager versuchet haben, Druck auf die Belegschaft auszuüben: „Sie lassen Briefe aussenden, wo drinnen steht, sie hätten rechtswidrig einberufen, Streik sei rechtswidrig, sie drohen mit Entlassung, sie drohen mit Kündigung, sie drohen mit Schadensersatzforderungen - es ist wirklich nur mehr witzig“, so Beate Albert, Wiener Landesgeschäftsführerin der Metallergewerkschaft.

In sieben Wiener Firmen soll es solche Vorfälle gegeben haben. Namen wollte Albert keine nennen. Den Streikenden könne aber nichts passieren, versicherte sie. „Die Ausübung eines Streiks ist niemals ein Kündigungs- oder Entlassungsgrund.“

Räder stehen still im Lastwagenwerk

„Das Werk steht“, hieß es Freitagfrüh seitens des Betriebsrates im MAN Truck & Bus-Werk in der Brunner Straße in Wien-Liesing. Einzige Ausnahme seien Notdienste und die Warenannahme. Bei der Warenannahme hätten die Transporte nicht mehr gestoppt werden können. Ab Montag soll aber alles stehen, sagte Michael Walczyk, Vorsitzender des Betriebsrates. Er hofft auf ein vernünftiges Angebot der Arbeitgeber. Von Einmalzahlungen wie angeboten hätten die Arbeiter nichts: „Die Mieten gehen nächstes Jahr nicht runter, ebenso der Gaspreis. Die Leute spüren das.“

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„Ich finde den Streik vollkommen gerechtfertigt. Es gehört einmal aufgezeigt, dass die Arbeitgeber ein bisschen nachdenken müssen. Es wird alles immer teurer, und der Kleine soll von dem Kuchen auch ein bisschen was haben“, sagte einer der MAN-Arbeiter am Freitag. Er rechnete damit, dass der Streik auch am Montag fortgesetzt wird. Wenn es sein müsse, würden die Arbeiter auch länger streiken, so ein anderer.

„Wien heute“-Video aus Lkw-Werk

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Viele Firmen nur mit Notdienst

Wie viele Unternehmen in ganz Österreich streiken, war Freitagmittag nicht bekannt. In Wien sah es so aus, dass etwa die Hälfte der 45 Industriefirmen betroffen war. In 16 Firmen gibt oder gab es kurze Warnstreiks und Betriebsversammlungen. Acht Betriebe standen komplett still, zum Beispiel das Opelwerk Aspern, das Panzerwerk Steyr General Dynamics, die Lastwagenfabrik MAN und alle Aufzugsfirmen.

So war etwa in der Aufzugsfirma Thyssen Krupp in Liesing nur ein Notdienst eingerichtet. Ansonsten saßen die hundert Aufzugsmonteure auf Bierbänken im Lagerraum, spielten Schach vor dem Schraubenregal und warfen Dartpfeile.

Streikende Metallarbeiter

APA/Georg Hochmuth

Betriebsversammlung bei der Firma „MAN Nutzfahrzeuge“ in Wien

Streik bei Fernwärme beschlossen

So wie bei Tyssen-Krupp wollen die Mitarbeiter der meisten 45 Metallindustriebetriebe in Wien ab Montag unbefristet die Arbeit niederlegen. Dazu gehört auch die Fernwärme Wien. Dort haben die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung in der Spittelau am Freitagvormittag beschlossen, beim Streik mitzumachen. Ab Montag, 6.00 Uhr, wird Wien Energie bestreikt, das Kundenzentrum Spittelau bleibt geschlossen.

Zentralbetriebsrat Georg Buchner versprach aber, dass man den Arbeitskampf nicht auf dem Rücken der Wiener austragen wird. Es handle sich um einen Streikbeschluss mit Notbetrieb, das heißt, die 318.000 Wohnungskunden und die rund 6.000 gewerblichen Betriebe werden weiter von der Fernwärme versorgt.

Die Metaller wollen 5,5 Prozent mehr Lohn, das Angebot der Unternehmer lag zuletzt bei 3,65 Prozent plus 200 Euro Einmalzahlung. Nach Rechnung der Gewerkschaft brächte das inflationsbereinigt nur 40 Euro netto. Das Angebot der Arbeitgeber sei nicht akzeptabel, „weil es weit unter den Ergebnissen liegt, die die Unternehmen im Vorjahr gemacht haben“, erklärte Wolfgang Katzian von der Privatangestelltengewerkschaft GPA-djp am Donnerstag vor den Beschäftigten bei Opel Aspern. Die Arbeitnehmer hätten „in Zeiten einer extrem hohen Inflationsrate eine adäquate Abgeltung verdient“.

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Metallergewerkschaft