Frauen zur Prostitution gezwungen

Österreichischen Ermittlern ist in Zusammenarbeit mit bulgarischen Kollegen ein Schlag gegen bulgarische Menschenhändler gelungen. Die Täter haben Dutzende Frauen nach Wien gebracht und auf den Strich geschickt.

Auch eine Minderjährige und eine Behinderte waren unter den Opfern. Wie bei einer Pressekonferenz im Innenministerium am Mittwoch berichtet wurde, gibt es 22 Verdächtige. Sieben Personen wurden in Haft genommen.

Frauen aus ärmster Region Bulgariens angelockt

Die Menschenhändler gingen mit dem „Loverboy“-Trick vor: Sie sprachen in Montana, der ärmsten Region Bulgariens, junge Frauen an und gaben sich als Liebhaber aus. Kaum waren Beziehungen geknüpft, lockten sie ihre „Freundinnen“ nach Österreich. „Für eine gemeinsame Zukunft“ sollten sie als Sexarbeiterinnen tätig sein. „Teilweise hatten sie mehrere Beziehungen gleichzeitig, wo die eine Frau von den anderen nichts wusste“, meinte Gerald Tazgern, Leiter der Zentralstelle Menschenhandel im Bundeskriminalamt.

Unter den sieben Inhaftierten befinden sich auch drei Frauen. Sie mussten die Opfer zwar nicht anwerben, kassierten aber genauso ab wie ihre männlichen Komplizen und passten auf, dass die Prostituierten tatsächlich arbeiteten. Bei Bestrafungsaktionen gingen die weiblichen Täter laut Bundeskriminalamt teils brutaler vor als die Männer.

Männliche Opfer zum Betteln geschickt

Auch drei Männer wurden von der Bande nach Österreich geschleppt. Diese mussten in Wien als Bettler Geld einbringen, hieß es bei der Pressekonferenz. So wie die Frauen mussten sie ihren gesamten Lohn abgeben. Sechs Personen wurden in Österreich, ein Verdächtiger in Bulgarien festgenommen. Diese gelten als Haupttäter, betonten die Ermittler. Sie gehören alle einer Familie an.

Die Täter - 19 bis 43 Jahre alt - besitzen in ihrer Heimat Bulgarien Immobilien und Geldbeträge fragwürdiger Herkunft. Das Vermögen soll nun beschlagnahmt werden, um die Opfer zu entschädigen. Zu Haus- und Lokaldurchsuchungen war es auch in Wien gekommen. Insgesamt waren 87 Bulgaren involviert: 22 Beschuldigte, 31 Opfer und 34 Kontaktpersonen. In Bulgarien kam es im Zuge der Amtshandlungen zu 15 Hausdurchsuchungen.

Man habe Menschenhändlern schon länger den Kampf angesagt, betonte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Es geht darum, die Opfer zu schützen“, sagte sie. Die Täter sollten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ bestraft werden.

Frauen rund um die Uhr zu Prostition gezwungen

Die Frauen mussten laut Polizei rund um die Uhr anschaffen. Tagsüber standen sie im Stuwerviertel in Wien-Leopoldstadt beziehungsweise in der U-Bahnstation am Westbahnhof im Zwischenplateau zwischen U3 und U6. Der Standort am Westbahnhof dürfte mit der Zerschlagung der Gruppe nun stillgelegt worden sein, wie Claudia Dannhauser vom Wiener Landeskriminalamt meinte. Abends mussten die Frauen in bordellähnlichen Betrieben weiterarbeiten.

Die Opfer waren in in der Regel in Wohnungen untergebracht. Wenn diese allerdings überbelegt waren, übernachteten sie in Autos unter den U-Bahnbögen.