Frühlingsgefühle in Wien

Im Tiergarten Schönbrunn balzen die Kormorane. Ein Zeichen für das warme Wetter in den ersten Jännertagen. Die Wiener Landwirte leiden dagegen unter Saatkrähen, die bereits die Hälfte des Winterweizens gefressen haben.

Selbst Nashorn und Giraffe zieht es bei diesen Temperaturen aus ihren geheizten Behausungen nach draußen. Zur Freude der Besucher spazieren sie durch ihre Freianlagen. „Um diese Jahreszeit halten sich diese Tiere normalerweise viel in ihren geheizten Innengehegen auf. Schnee und Kälte bereiten ihnen aber weniger Probleme als eisige Stellen, auf denen sie ausrutschen und sich dabei verletzen könnten“, so Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.

Offenbar zu warm geworden ist es auch den Präriehunden in Schönbrunn. Sie unterbrachen ihren Winterschlaf und verließen ihren unterirdischen Bau. "Diese in Nordamerika heimischen Erdhörnchen halten keinen echten Winterschlaf wie beispielsweise die Murmeltiere in den Alpen. In richtig kalten Wintermonaten verlassen sie ihren Bau aber oft für mehrere Wochen nicht“, so Schratter.

Kormorane im Tiergarten Schönbrunn

APA/Daniel Zupanc

Im Tiergarten Schönbrunn balzen Kormorane

Landwirtschaft hofft auf Frost

Sorgen bereitet das milde Wetter dagegen den Wiener Landwirten. „Erstens ist es trocken, zweitens ist es viel zu warm. Damit haben die Pflanzen keine Winterruhe, es kommt zu einem verstärkten Schädlingsdruck, Läuse können sich eventuell vermehren. Wir hoffen auf den Frost“, meinte Franz Windisch, Präsident der Wiener Landwirtschaftskammer.

TV-Hinweis:

Wien heute hat mit Franz Windisch gesprochen. Den Beitrag sehen Sie in Wien heute, 19.00 Uhr, ORF2.

Die Trockenheit der letzten Wochen sorgte zudem dafür, dass der Weizen nicht richtig keimen konnte. Russische Saatkrähen machen sich in Scharen über die Äcker am Rand von Wien her. Die Hälfte des Winterweizens sei bereits den Krähen zum Opfer gefallen, schätzte Franz Windisch. Der Schaden ist für ihn noch nicht absehbar: „Die Flächen müssen neu bestellt werden, wahrscheinlich im Frühjahr. Man kann die Ackerflächen nicht stehen lassen, weil sie keinen Ertrag mehr bringen. Es muss nochmals angebaut werden, die ganze Arbeit fällt nochmals an, und das Saatgut muss natürlich nochmals zugekauft werden.“

Bäume durch mildes Wetter nicht gefährdet

In den Wiener Parkanlagen sind durch das milde Wetter deutlich mehr Spaziergänger und Jogger unterwegs als sonst im Jänner. Einige wollen dabei etwa im Prater auch schon beobachtet haben, dass einzelne Bäume bereits blühen. Joachim Chen vom Wiener Stadtgartenamt versicherte in einem Radio-Wien-Interview: „Es blüht noch nichts, aber das schließt nicht aus, dass ein Baum in sonniger Lage die eine oder andere Blüte hinausstreckt.“

Die Bäume wären bei einer Blüte auch nicht beschädigt, bei einem Rückgang der Temperaturen würden die Blüten erfrieren. „Die Bäume haben genügend Ressourcen, um im März oder April nochmals auszutreiben“, so Chen.

Während sich Radfahrer und Läufer über die niedrigen Temperaturen freuen, ist man im Sportartikelhandel weniger erfreut. „Der Wiener merkt, wenn Winter ist, wenn der erste Schnee gefallen ist. Dann kommt die Kauflust“, meinte ein Verkäufer zu den bisher mangelnden Einnahmen bei den Winterartikeln.

Joggerin im Prater

APA/Georg Hochmuth

Eine Joggerin im Prater

Schnee bleibt im Osten kein Thema

Schon der Dezember zeichnete sich durch seine vergleichsweise warmen Temperaturen aus. Er war mit 2,4 Grad über dem langjährigen Mittel der zehntwärmste seit 1775. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab es noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen so wenige Frosttage in Wien wie im vergangenen Dezember, nämlich fünf.

Es wurde auch kein einziger Tag registriert, an dem die Temperatur nie über null Grad kletterte. Zudem wurden von 4. Dezember bis 4. Jänner an allen 32 Tagen Höchstwerte von mehr als drei Grad plus gemessen. Auch für die nächsten Tage dürfte die Temperatur nicht unter den Nullpunkt sinken - mehr dazu in wetter.ORF.at.

Auch wenn also von Schnee im Osten weiter keine Rede sein dürfte, der warme Winter wirkt sich auch positiv aus. Die Heizkosten halten sich in Grenzen, und auf den Baustellen kann weiter gearbeitet werden - mehr dazu in Warmer Winter hilft beim Sparen.

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