Studie: Turnusärzte als Hilfspersonal

Immer mehr Pflegeaufgaben, Hilfsdienste und Schreibarbeiten statt einer guten, praktischen Ausbildung: Vor allem Wiener Turnusärzte sind davon laut einer derzeit laufenden Erhebung der Wiener Ärztekammer betroffen. Sie fordert nun Konsequenzen.

An die 3.000 Turnusärztinnen und Turnusärzte gaben bisher für die Erhebung Auskunft, wie ihre Ausbildung an den Spitälern laufe. Das erste Zwischenergebnis sei nicht zufriedenstellend, so Gerhard Radner, Referent für Qualitätssicherung der angestellten Ärzte, gegenüber dem ORF-Radio Ö1. Denn die Turnusärzte müssten viel zu viele Hilfsdienste leisten, neben Sekretariatstätigkeiten stünden vor allem Dienste im Pflegebereich an.

Viel weniger bei Visiten dabei

Vor allem in Wien würden die Turnusärzte zu wenig ins medizinische Geschehen miteinbezogen. Im Gegensatz zum restlichen Österreich, wo etwa fast 50 Prozent von ihnen immer an Visiten teilnehmen, seien es in Wien nur 32 Prozent. Bei der bloßen Systemerhaltung komme bei den Jungärzten, die Ausbildung zu kurz. Hier liege der Fehler im System, so Radner.

Viele der Aufgaben wie etwa Blut abnehmen, das Messen des Blutdrucks und das Schreiben von EKGs könnte das Pflegepersonal übernehmen, so Radner zuletzt auch gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“. Für die administrativen Tätigkeiten sollte es endlich wie im internationalen Vergleich üblich Stationssekretäre geben.

Pflege-Präsidentin spielt Ball zurück

Die Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, Ursula Frohner, spielte den Ball allerdings an die Ärzte zurück. Im einschlägigen Gesetz seien Blutabnehmen, Butdruckmessen oder EKG-Schreiben nicht in erster Linie Sache des Pflegepersonals.

„Das Pflegepersonal ist natürlich für diese Aufgaben gut ausgebildet, aber die derzeitigen extrem knappen Personalschlüssel in vielen Spitälern lassen die Übernahme dieser Tätigkeiten gar nicht zu. Noch dazu wird vielfach Diplomiertes Pflegepersonal durch Hilfskräfte nach besetzt, die für die genannten Tätigkeiten gar nicht ausgebildet sind.“

Für Frohner sind die Forderungen der Ärtzekammer bereits Vorboten der bevorstehenden Ärztekammer-Wahl: „Ärztliche Tätigkeiten kurzer Hand einer anderen Berufsgruppe aufzuhalsen, ist wohl nur der überhitzten Wahlkampfatmosphäre zuzuschreiben“,

Änderung der Turnusausbildung angedacht

Drei bis sechs Jahre müssen Jungmediziner in Österreich derzeit ihre Turnusausbildung absolvieren ehe sie als vollwertige Ärzte arbeiten dürfen. Dabei sollen sie vor allem das praktische Arzthandwerk erlernen. Zuletzt kam der Vorschlag der drei Medizin-Unis, das sechste Studienjahr in ein einheitliches klinisch-praktisches Jahr umzuwandeln und von derzeit 30 auf 40 bis 48 Wochen zu verlängern. Im Gegenzug fordern sie eine Reform von Turnus und Facharztausbildung.

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