Ammoniakunfall wegen Materialfehlers?

Ein Materialfehler gilt laut Angaben der Kühlfirma nach den bisherigen Untersuchungen als Ursache für den Ammoniakunfall in Wien-Landstraße. 62 Personen wurden leicht verletzt, am Mittwoch wurde eine weitere Person ins Spital gebracht.

In einer Aussendung hat der Geschäftsführer der Kühlfirma den Unfall bedauert und eine umfangreiche Untersuchung angekündigt. Als Unfallursache wird derzeit ein „Materialfehler in einem Pumpenflansch“ angenommen. Das Leck entstand im Bereich der Tiernahrungsproduktion. Andere Bereiche des Kühlhauses, wie beispielsweise die Lebensmittellagerung, waren durch den Ammoniakaustritt nicht betroffen.

Am Mittwoch kam es zu einem neuerlichen Einsatz von Feuerwehr und Rettung in einer neben dem Kühlhaus liegenden Filiale eines Textilhandelsunternehmens. Dabei handelte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, zehn Personen wurden behandelt, eine Person wurde ins Krankenhaus gebracht.

Feuerwehr und Rettung bei Ammoniak-Unfall in Wien-Landstraße

APA/Philipp Schaiber

Feuerwehr und Rettung standen im Großeinsatz

62 Personen leicht verletzt

Beim Großeinsatz am Dienstagabend waren insgesamt 62 Personen leicht verletzt worden. 50 Personen mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden, 18 von ihnen wurden über Nacht stationär behandelt. „Glücklicherweise ist keiner von ihnen schwer verletzt“, sagte eine Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV). Am Dienstagabend war die Rettung noch von 39 Verletzten ausgegangen - mehr dazu in Ammoniakaustritt: 39 Leichtverletzte.

Wegen des Unfalls war der Bereich um die Firma großräumig gesperrt worden, Anrainer wurden per Lautsprecher dazu aufgerufen, die Fenster geschlossen zu halten. „Ammoniak führt schon bei geringem Kontakt mit den Schleimhäuten zu Hustenanfällen und Tränenfluss“, sagte Dieter Sebald, interimistischer ärztlicher Leiter bei der Wiener Rettung. Bei ein „paar Atemzügen zu viel“ können auch - durchaus behandelbare - Spätfolgen „wie das gefürchtete toxische Lungenödem“ auftreten.

„Wien heute“-Video vom Ammoniakunfall

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Schwieriger Einsatz für Rettung und Feuerwehr

Kurz nach 18.00 Uhr war aus einer Großkühlanlage in einem Betrieb in der Baumgasse aus einem daumengroßen Leck Ammoniak ausgetreten - „hochgradig“, wie es am Mittwoch von der Feuerwehr hieß. Der folgende Großeinsatz war alles andere als Routine, da zunächst der Verursacher gefunden werden musste. „Das war gleich zu Beginn die große Kunst, dass wir über die ersten Anzeigen, die eingetroffen sind, mitten drunter die richtige Anzeige herausfinden mussten“, sagte Brandrat Christian Feiler von der Wiener Feuerwehr.

Kurz vor 21.00 Uhr war die Gefahr gebannt, das Leck war von Technikern der Firma Wiener Kühlhaus in Zusammenarbeit mit den Experten der Feuerwehr, ausgerüstet mit Gasschutzanzügen, abgedichtet worden. „Nach Mitternacht wurde bereits damit begonnen, die restlichen Hallen zu durchlüften. Ein Begehen der näheren Umgebung ist gefahrlos möglich“, so Feiler. Nun ermitteln die Behörden, warum in der Großkühlanlage das Leck aufgetreten ist.

Radio-Wien-Reporterin Julia Korponay beim Ammoniakunfall

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Gesamter Katastrophenzug im Einsatz

Die Wiener Rettung war mit dem gesamten Katastrophenzug im Einsatz, die Feuerwehr hatte die Alarmstufe auf zwei erhöht. In der Arena wurde das Konzert der Gruppe Eisbrecher abgesagt, das nahe Etap-Hotel am Franzosengraben geräumt, die Gäste in anderen Häusern untergebracht. Nach Ende der Vorstellung des Musicals „Cats“ im Zelt auf dem Medienareal Neu Marx sorgten Einsatzkräfte für eine rasche Abreise der Besucher. Einige Fans konnten nicht mehr zum Auftritt von Tim Bendzko in den Gasometer vordringen.

Im Zuge der Maßnahmen war es zu umfangreichen Straßensperren gekommen. Die U-Bahn-Linie U3 verkehrte nur zwischen Ottakring und Kardinal-Nagl-Platz, die Straßenbahnlinie 18 wurde kurzgeführt. Taxis waren nicht mehr zu bekommen. Viele Fußgänger warteten entlang der Sperrzone zunächst an den Haltestellen, machten sich dann aber zu Fuß auf den Weg.