Schwein lädt zu Wanderung gegen Gier

Ein Schwein kämpft gegen die Gier: Ein mit Geldscheinen ausgestopftes Mastschwein soll auf Korruption und Gier aufmerksam machen. Am Freitag hat das Schwein seinen ersten Auftritt und führt in der Innenstadt zu „Plätzen der Gier“.

Die Mastsau AT 315424942858 wurde heuer geschlachtet und erlebt unter dem Namen „Marie Cochon“ nun eine Wiederauferstehung. Ausgestopft mit Geldscheinen hat sie sich als Kunstfigur der Anklage von Korruption und Gier verschrieben. Ins Leben gerufen wurde „Marie Cochon“ von den beiden Initiatoren Nikolaus und Barbara Eberstaller, die zu „Maries 1. Stadtwanderung“ vor den Stephansdom laden.

Anti-Korruptionsperformance in Wien mit ausgestopftem Schwein

Courtesy Nikolaus & Barbara Eberstaller

Ausgestopftes Schwein wird zur Kunstfigur

Das Borstenvieh ist dabei transportabel montiert. „Wir haben ihr ein Papamobil-ähnliches Gefährt gebaut, auf das man bei Regen einen Glaskubus setzen kann“, beschrieb Barbara Eberstaller das Konzept. Die auf zwei Stunden angesetzte Wanderung soll durch die Innenstadt zu verschiedenen „Plätzen der Gier“ führen, an denen vom Künstlerpaar vorbereitete Aktionen folgen.

„Was kann ich gegen die Gier tun?“

„Es geht dabei immer konkret um die Frage: Was kann ich gegen Gier tun?“, so Eberstaller. Man verstehe sich dabei nicht ausschließlich als Kunstprojekt, sondern hoffe auf langfristige Wirkungen: „Vielleicht können wir wirklich etwas bewirken.“ Endziel des schweinischen Zuges durch die Stadt ist jedenfalls das Parlament: „Schließlich hat die Regierung das Wort Gier ja bereits im Namen.“

Auch „Marie“ selbst quillt die Gier schon aus der Flanke. Die Rüsselträgerin frisst von einem Haufen Geldscheine, der sich in ihrem Körper seitlich seinen Weg ins Freie sucht. Dabei verschlingt die Sau keine Euros, sondern die von den Eberstallers erfundene Währung Honey (Home Made Money), auf denen keine Architekturelemente, sondern unter anderem Foltermethoden und Müllhalden als Symbole für die sieben Todsünden abgebildet sind. Als Seriennummern dienen Kriegsdaten. Aber nicht nur „Marie“ bekommt Scheine ab, auch an Passanten sollen die Honeys am Freitag verteilt werden.

Von Wien nach Berlin

Nach der Wiener Performance wandert „Marie Cochon“ nach Berlin weiter, wo sie eine zweite Stadtwanderung über den Kurfürstendamm unternimmt und schließlich in der Ausstellung „Goldener Käfig“ im KunstBüroBerlin gezeigt wird. Angedacht seien aber auch weitere Standorte, so Eberstaller: „Unter dem Motto ‚Her mit der Marie‘ kann uns jeder einladen.“

Dabei ist die „Marie“ der Eberstallers lediglich ein Beispiel dafür, dass sich die Kunstszene in Österreich zusehends mit der grassierenden Korruption auseinandersetzt. Mitte Februar beispielsweise erregte Emmerich Weissenberger mit „Antikorruption 04/12“ Aufsehen, als er sich von einem Hubschrauber auf der gesperrten Lassallestraße vor der Telekomzentrale absetzen ließ. Dort stopfte er „Schmiergeld“ in einen Schlitz, der auf einer bemalten und mit „A...Theater“ beschrifteten Leinwand passend zwischen den Pohälften eines gemalten Hinterteils angebracht war - mehr dazu in Schmiergeld aus der Luft für Kunstaktion.

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