Mädchen bekam Lunge von Eltern

Jüngst haben Ärzte am AKH eine ungewöhnliche Operation durchgeführt: Um das Leben einer schwerkranken 15-Jährigen zu retten, bekam das Mädchen eine Lunge transplantiert. Teile des transplantierten Organs kamen dabei von ihren Eltern.

Vor eineinhalb Wochen, auf der Kinderchirurgie des Wiener AKH, stand der Teenager aus der Türkei kurz vor der alles entscheidenden Operation. Das Mädchen reiste mit seinen Eltern extra aus Istanbul an. Nach elf Monaten im Krankenhaus und einer Odyssee quer durch Europa war Wien die letzte Hoffnung für die Familie.

„Ich will mit ihr fröhlich leben. Das machen, was wir 15 Jahre lang nicht machen konnten. Ich will mit ihr spazieren gehen, schwimmen gehen“, sagte der Vater des Mädchens Vater, Tarcan Basar.

Mädchen bekam Teile der Lunge der Eltern transplantiert

ORF

Tugce mit ihrer Mutter im AKH

„Ich habe schon so vieles gemeistert“

Im weltweit drittgrößten Zentrum für Lungentransplantationen am AKH wagte ein Team um Chirurg Walter Klepetko den Eingriff. Tugce leidet an Mukoviszidose, einer genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung. Dabei funktioniert der Wasser- und Salzaustausch im Körper nicht richtig. Tugces Lunge ist voller Schleim. Sie bekam kaum noch Luft.

Angst vor der schwierigen Operation hatte das Mädchen nicht: „Ich habe schon so vieles gemeistert, ich werde auch das schaffen. Bald werde ich operiert. Ich werde es überleben. Und dann wird alles viel, viel schöner“, so Tugce gegenüber der „ZIB“

Operation dauerte rund neun Stunden

Eine Lebendspende wird bei Lungentransplantationen wegen des Risikos für gleich drei Personen möglichst vermieden. Bei Familie Basar ging es laut den Medizinern nicht anders. In einer neunstündigen Operation entnahmen die Ärzte zuerst dem Vater einen Teil des rechten, dann der Mutter einen Teil des linken Lungenflügels. Daraus erhielt Tugce eine neue Lunge, die ihr eine bisher ungekannte Lebensqualität bieten soll.

TV-Hinweis:

Chirurg Walter Klepetko war in der ZIB2 zu Gast. Das Gespräch können sie hier online nachsehen.

Eineinhalb Wochen nach der Operation machte Tugce ihre ersten Schritte. Auch den Eltern geht es gut. Große Pläne für die Zukunft macht Tugce noch nicht. Aber wenn alles so bleibt, kann sie in zwei Monaten nach Hause fliegen und ein fast normales Leben beginnen. Auch für die Eltern soll es keinen wesentlichen Verlust an Lebensqualität geben, sagte Klepetko. Die Kosten für die Behandlung von fast 200.000 Euro tragen neben dem türkischen Staat die Fans des Fußballclubs Besiktas-Istanbul.

Der Eingriff ist äußerst selten: In 20 Jahren wurde diese Operation am Wiener AKH erst viermal durchgeführt. Demgegenüber stehen rund 100 reguläre Lungentransplantationen mit Organen, die von Toten verpflanzt werden. Klepetko betonte die Führungsrolle des Krankenhauses in der Lungentransplantation: Im etwa zehnmal größeren Deutschland würden jährlich nur dreimal so viele Lungen verpflanzt wie im AKH - mehr dazu in Rekord an Lungentransplantationen im AKH (wien.ORF.at; 31.1.12).

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