Börse erstmals mit Frau an der Spitze

Erstmals in ihrer 241jährigen Geschichte wird die Wiener Börse auch von einer Frau geführt. Die 54-jährige Birgit Kuras steht seit 1. März gemeinsam mit Michael Buhl an der Spitze der Börse und hat sich am Dienstag erstmals den Medien präsentiert.

Die Börse für Investoren attraktiver zu machen und die Politiker von einer anlegerfreundlichen Gesetzgebung zu überzeugen - diese beiden Ziele hat sich Birgit Kuras unter anderem gesetzt. In ihrer Antrittspressekonferenz hat sie gemeinsam mit Michael Buhl vor österreichischen Alleingängen bei Finanztransaktionssteuern gewarnt, für Kuras wäre das eine „pure Katastrophe“.

Die Vorstände der Wiener Börse, Birgit Kuras und Michael Buhl

APA/Roland Schlager

Birgit Kuras und Michael Buhl wollen die Börse wieder attraktiver machen

„Dämonisierung des Kapitalmarkts“

Sie ortete in Österreich eine Dämonisierung des Kapitalmarkts: „Wenn wichtige Meinungsbildner die Börse als Tummelplatz von Zockern sehen, den man lieber nicht angreift und nur noch stärker regulieren muss, hat das psychologische Folgewirkungen.“

„Ein Privatisierungsbekenntnis wäre da ein Zauberwort“, meinte Kuras. Da gebe es Potenzial. Da sollte nicht weiter gewartet werden. „Ein positives Kapitalmarktklima wäre jetzt sehr bedeutsam.“ Die Börse mache sich gerade dran, neue Kandidaten für Börsegänge (IPOs) anzusprechen. Während es in den USA bereits eine rege IPO-Tätigkeit gebe, sei Europa da noch schwach. Da gab es in letzter Zeit nur zwei IPOs, (Niederlande, Schweiz).

In Österreich und Deutschland tat sich noch gar nichts. Dabei wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für frisches Kapital. Sie setzt auch Erwartungen in Umplatzierungen (SPOs), was dem Streubesitz und damit den Kursen gut tue.

Um das in Österreich markant unterentwickelte Aktiensparen anzukurbeln, will Kuras schon bei der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen angesetzt wissen. Je mehr ein potenzieller Anleger über potenzielle Risiken wisse, umso eher sei er davor gefeit, zur falschen Zeit zu handeln. Und wichtig sei eben, die Politiker ins Boot zu holen.

Ablehnung von Vermögenssteuern

Ungeachtet der heftigen Mühen der Regierung, die Löcher im Budget zu füllen, hat der Börsevorstand am Dienstag für seine Klientel steuerliche Begünstigungen verlangt: Die neue Wertpapier-KESt sollte wieder abgeschafft werden, verlangte Buhl, ebenso weg gehörte die Gesellschaftssteuer, gestärkt sehen will die Börse die Mitarbeiterbeteiligung (via höherer Freibeträge).

Auch müssten Eigen-und Fremdkapital bald einmal steuerlich gleichbehandelt werden. Die Hände lassen sollte die Regierung auf jeden Fall auch von neuen Vermögenssteuern, meinten Buhl und Kuras.

TV-Hinweis:

Wien heute hat mit Birgit Kuras gesprochen, den Beitrag sehen Sie in Wien heute, 19.00 Uhr, ORF2.

Der Vorstand der Wiener Börse hatte Birgit Kuras im Jänner zum Vorstand bestimmt, seit 1. März ist sie im Amt. Kuras folgte Heinrich Schaller nach, der als Generaldirektor in die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich wechselte. Birgit Kuras leitete zuvor die beiden Bereiche CEE Equity Capital Markets und M&A Österreich bei der Raiffeisen Centro Bank AG.

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