Polizei räumt besetztes Audimax
APA/Georg Hochmuth
Nach etwa dreieinhalb Stunden fand die erste Besetzung - sie betraf das Rektorat - durch rund hundert Studenten der Internationalen Entwicklung (IE) am Vormittag ein Ende. Am Nachmittag war das Audimax an der Reihe. Die Räumung folgte, nachdem die Studenten ein Ultimatum des Rektorats bis 20.00 Uhr verstreichen ließen.
Da es sich um eine nicht angemeldete Veranstaltung gehandelt habe, müssten diese nun nach Aufnahme der Personalien mit Anzeigen nach dem Verwaltungsstrafgesetz rechnen, hieß es. Einige Studenten sprachen gegenüber der APA von einem „super Zeichen des Widerstands“. Freitagvormittag wollen die Demonstranten eine „alternative Lehrveranstaltung“ in einer Bankfiliale gegenüber der Uni Wien abhalten. Die weitere Vorgehensweise soll dann am frühen Nachmittag im Hörsaal C1 am Unicampus im Alten AKH besprochen werden.
Bildershow von den Besetzungen
Friedlicher Protest am Vormittag
Zumindest am Vormittag verließ ein Teil der Protestierenden das Rektorat freiwillig, ehe es „unter Jubel“ der übrigen in den Unigängen anwesenden Studenten geräumt wurde. Während des Protests habe es keine Sachbeschädigungen gegeben, lediglich eine Angestellte sei beim Aufdrücken der Tür durch die Protestierenden „ganz leicht“ am Ellbogen verletzt worden.
Anzeige ohne weitere Konsequenzen
Die Studenten hätten sich gewaltsam Zutritt zu den Büroräumen verschafft und dabei eine Mitarbeiterin leicht verletzt, kritisierte zuvor eine Sprecherin des Rektorats der Uni Wien: „Das waren keine uniwürdigen Szenen“. Das Vorgehen der Studenten habe mit deren eigentlichem Anliegen - dem Erhalt des IE-Bachelorstudiums - „nichts mehr zu tun“.
Debatte: Was läuft falsch an den Unis?
Gegen die Studenten wurde jedenfalls Anzeige nach dem Verwaltungsstrafrecht erstattet, weitere Konsequenzen wird es nicht geben.
APA/Georg Hochmuth
Bisherige Gespräche gescheitert
Aus Sicht der Basisgruppe ist die geplante Abschaffung des erst vor vier Jahren eingeführten, von rund 2.000 Studenten inskribierten Bachelorstudiums „bisher einmalig in der österreichischen Geschichte und kann von den Betroffenen nicht hingenommen werden“. Da bisherige Gespräche mit dem Rektorat gescheitert seien, hätten sich die Studenten zu einer „deutlicheren Botschaft gezwungen“ gesehen.
Master statt Bachelor
Die Abschaffung des Bachelor ist zwar noch nicht endgültig beschlossen, aber so gut wie fix. Während der Bachelor enden soll, soll es künftig ein Masterstudium geben.
Die Studenten sprachen zudem in einer Aussendung von einem „brutalen Vorgehen“ der Polizei gegen einen „friedlichen Protest“, bei dem mehrere Protestierende verletzt worden seien. „Es ist unmöglich, dass legitimer Protest von Studierenden unangekündigt, mit einem derart brutalen und repressiven Vorgehen vonseiten der Polizei beantwortet wird“, so das Vorsitzteam der ÖH Uni Wien. „Dass dies vom Rektorat veranlasst und geduldet wird, offenbart Kompromisslosigkeit und Unverständnis für die Anliegen der Studierenden.“
Unibesetzung kein Einzelfall
Im Herbst 2009 hatten zuletzt Studenten aus Protest gegen die Umstellung der Ausbildung auf die Bologna-Studienarchitektur (Bachelor/Master/PhD) und die Abschaffung von Studien wochenlang das Audimax besetzt. Zeitweise waren damals um die tausend Personen anwesend. Aus der Besetzung entstand die Protestbewegung „unibrennt“.