„Mundl“-Autor Hinterberger gestorben

Mit seinen Serien „Ein echter Wiener geht nicht unter“, „Kaisermühlen-Blues“ und „Trautmann“ hat Ernst Hinterberger für Höhepunkte der TV-Fernsehunterhaltung gesorgt. Am Montag ist der Wiener Autor 80-jährig in Lainz verstorben.

Der Spross einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie aus ärmlichen Verhältnissen hatte viele seiner Geschichten dem eigenen Leben abgeschaut. Hinterberger wurde am 17. Oktober 1931 als Sohn eines arbeitslosen Schriftsetzers in Wien geboren, wobei der Vater starb, als er sieben Jahre alt war.

Ernst Hinterberger

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Ernst Hinterberger verstarb im 81. Lebensjahr

Von der Polizeischule zum Buddhismus

Zur Literatur fand Hinterberger über den im Nationalsozialismus verfemten bayrischen Autor Oskar Maria Graf - wie er ein Sohn der Arbeiterklasse, ohne zunächst selbst zu schreiben. Hinterberger absolvierte eine Lehre als Elektroinstallateur und besuchte die Wiener Polizeischule. Als ihn eine Sehschwäche zwang, den Dienst zu quittieren, arbeitete er als Hilfsarbeiter.

Dieser Rückschlag führte ihn zur Beschäftigung mit fernöstlichen Lehren wie dem Taoismus und Buddhismus. Er wurde praktizierender Buddhist und schrieb Gedichte in chinesischem Stil, die zwar in Japan veröffentlicht wurden, aber niemals in deutscher Sprache. 1958 heiratete Hinterberger und versuchte, der Arbeit in der Fabrik zu entrinnen: Er besuchte die Büchereischule der Gemeinde Wien und arbeitete zehn Jahre lang als Büchereileiter in den Volksbildungshäusern Ottakring und Margareten.

Autor Ernst Hinterberger

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Ernst Hinterberger bei einer Ehrung im Jahr 1996

Durchbruch mit „Mundl“

1965 und 1966 erschienen seine Romane „Beweisaufnahme“ und „Salz der Erde“. Es folgten Hörspiele, die 1971 mit dem Förderungspreis der Stadt Wien ausgezeichnet wurden, und der mit dem Anton-Wildgans-Preis prämierte Erzählband „Wer fragt nach uns“. Nach der Schließung der Büchereien der Wiener Volksbildung 1968 ging Hinterberger als Expeditleiter zurück in die Fabrik, wo er trotz wachsender Bekanntheit als Schriftsteller bis 1991 blieb.

Den großen Durchbruch schaffte Hinterberger mit der auf seinem „Salz der Erde“ basierenden Figur Edmund „Mundl“ Sackbauer, der als Antiheld in der Fernsehserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ in der Interpretation von Karl Merkatz ab 1975 Kultstatus erlangte. Auch beim ersten Kinoauftritt seines „Mundls“, „Echte Wiener - Die Sackbauer-Saga“, war Hinterberger noch mit an Bord. Bei der Fortsetzung „Echte Wiener 2 - Die Deppat’n und die Gspritzt’n“ schied er zwei Jahre später jedoch aus, da es sich dabei nicht mehr um seine Figur handle, wie er damals beschied.

Eigene TV-Serie für Trautmann

Es gab jedoch auch ein Hinterberger-Leben abseits des „Mundls“: Mit der TV-Serie „Kaisermühlen-Blues“ gelang dem Autor ab 1992 ein weiterer großer Wurf. Eine Figur der kauzigen Stadtteilbewohner, der Kriminalbeamte Trautmann, bekam ab Dezember 2000 als Spin-off sogar seine eigene, ebenfalls erfolgreiche Serie.

Neben zahlreichen Fernsehspielen und „Tatort“-Krimis blieb Hinterberger aber stets auch als Buchautor tätig. Nach dem Roman „Das Abbruchhaus“ (1977) wechselte er mit „Jogging“, „Das fehlende W“, „Und über uns die Heldenahnen“, „Kleine Blumen“, „Zahltag“ und „Die dunkle Seite“ ins Metier des Kriminalromans. Neun Monate nach dem überraschenden Tod seiner Frau Gerti veröffentlichte Hinterberger im Jahr 2002 seine Lebenserinnerungen.

Trotz Erfolges Wohnung im Gemeindebau

Hinterberger lebte als Pensionist nach wie vor in seiner Gemeindebauwohnung am Margaretengürtel. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählten das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1994), das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2003).

Außerdem wurde er für die Serie „Trautmann“ von der Vereinigung der Bundeskriminalbeamten Österreichs zum „Ehrenkieberer“ ernannt. Bei den „Buchlieblingen 2009“ erhielt Hinterberger als Erster einen Lifetime-Award, 2010 folgte der Axel-Corti-Preis für sein Lebenswerk.

Trauer um Hinterberger

Als „Volksdichter“ und „Original“ wurde Hinterberger in Nachrufen gewürdigt - mehr dazu in Trauer um Ernst Hinterberger.

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