Partydrogen immer unberechenbarer

Es ist fast nie „drin, was draufsteht“: Partydrogen enthalten oft unberechenbare Substanzmischungen. Der Wiener Experte Hans Haltmayer sprach von einer „zunehmend außer Kontrolle geratenen Situation“, lobte aber ein neues Gesetz als sehr ausgewogen.

2011 waren in Europa 49 neue drogenähnliche Substanzen festgestellt worden, 2010 waren es 41 gewesen - zumeist synthetische Cannabinoide und sogenannte Cathinone (Khat-ähnlich Stoffe). Internet-Angebote und das Bestellen von psychoaktiven Substanzen bei Online-Shops samt obskuren Labors, die immer neue Abwandlungen von psychotropen Stoffen entwickeln und herstellen, lassen die Szene immer undurchsichtiger erscheinen.

Einmal mehr wies der Wiener Drogenexperte Hans Haltmayer bei der österreichischen Ärztewoche in Grado auf die Gefahren hin: „Im Jahr 2000 war in als ‚Ecstasy‘ gekauften Proben noch zu 83 Prozent MDMA (Ecstasy, Anm.) enthalten, im Jahr 2009 nur noch in 15,2 Prozent. Das ist ein toxikologischer Alptraum.“ Die Wiener Beratungs- und Informationsinitiative CheckIt! hat beispielsweise bei ihren Analysen im Rahmen von großen Raves in einer zur Untersuchung gebrachten „Ecstasy“-Tablette sogar acht unterschiedliche Substanzen entdeckt.

Haltmayer: Neues Gesetz dient auch der Abschreckung

Die österreichischen Bemühungen, die bei Problematik bei sogenannten „Legal Highs“, „Research Chemicals“, „Felgenreinigern“ etc. als neue psychoaktive und missbräuchlich verwendete Substanzen in den Griff zu bekommen, bezeichnete Haltmayer als sehr ausgewogen.

Mit dem seit 1. Jänner 2012 geltenden Gesetz (Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz) soll die in den vergangenen Jahren überbordende Szene speziell im Partydrogenbereich einigermaßen unter Kontrolle gebracht werden. Neue Psychoaktive Substanzen (NPS, Anm.) können damit per Verordnung verboten werden.

„Das Gesetz ist insgesamt ein sehr ausgewogener Versuch, eine in den letzten Jahren zunehmend außer Kontrolle geratene Situation wieder in den Griff zu bekommen. Es dient auch der Abschreckung von Erzeugern und Händlern und ist gezielt angebotsseitig“, sagte Haltmayer, der auch ärztlicher Leiter des Ambulatoriums „Ganslwirt“ ist. Erstmals gebe es keine Strafandrohung für Konsumenten. Auf der anderen Seite würden die Behörden sowohl in Österreich als auch in der EU über die Europäische Drogenbeobachtungsstelle (EBDD/Lissabon) auf Marktüberwachung und Frühwarnungen setzen.

Links: