Weniger Interesse an Medizin-Studium

Rund 10.200 Studienwerber sind heute bei den Aufnahmetests ins Rennen um die 1.530 Medizin-Studienplätze in Wien, Innsbruck und Graz gegangen. Das sind weniger als 2011, damals waren es 10.500. In Wien gibt es eine genderspezifische Auswertung.

Allein in Wien nahmen 4.352 junge Frauen und Männer an dem Test teil. 740 von ihnen werden einen Studienplatz erhalten, wobei es 660 Plätze für Humanmedizin und 80 für Zahnmedizin gibt. Laut dem gesetzlichen Quotenschlüssel gehen davon 75 Prozent an Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Personen aus EU-Ländern und fünf Prozent an Personen aus Nicht-EU-Ländern.

ÖH ist gegen neue Auswertung

Konkret werden in Wien heuer erstmals die Tests nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Die Medizinische Universität Wien erwartet sich dadurch eine Entwicklung in Richtung genderfaires Zulassungsverfahren. Bisher wurden die Test-Mittelwerte aller Teilnehmer gemeinsam ermittelt. Dabei schnitten Frauen stets schlechter ab als Männer. 2011 waren etwa 56 Prozent der Bewerber Frauen, aber nur 43 Prozent der Zugelassenen.

Eine nach Geschlechtern getrennte Auswertung könnte aufgrund der Formel für die Ermittlung des Testwerts aber dazu führen, dass trotz identer Punktezahl beim Test Frauen eine höheren Testwert als Männer aufweisen - und deshalb einen Studienplatz bekommen. Gegen diese Form der Auswertung hat die HochschülerInnenschaft der Uni protestiert und ein Rechtsgutachten vorgelegt, in dem die Maßnahme als überschießend und rechtswidrig bezeichnet wird.

Unterschiedliche Tests in den Bundesländern

Fakt ist: Auch wenn alle drei Medizin-Unis ihre Tests zur gleichen Zeit abwickeln, werden dabei unterschiedliche Verfahren genutzt: Die Medizin-Unis Wien und Innsbruck setzen auf den „Eignungstest für das Medizinstudium“ (EMS), der Studien-Fähigkeiten wie medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Umgang mit Zahlen etc. abfragt.

Teilnehmer für Medizin-Aufnahmetest in Wien

APA/ROBERT JAEGER

Unterschiedliche Schwerpunkte bei Tests

Außerdem gibt es erstmals eine „Zahnmediziner-Variante“ des EMS für die Bewerber für ein Zahnmedizinstudium: Der theoretische Teil wird dabei verkürzt, dafür werden praktische feinmotorische Fähigkeiten etwa durch einen Drahtbiegetest überprüft, die 30 Prozent der Beurteilung ausmachen.

In Graz umfasst der „Basiskenntnistest Medizinische Studien“ (BMS) neben einem Wissenstest in den Grundlagenfächern Biologie, Chemie, Physik und Mathematik einen Textverständnis-Teil sowie einen „Situational-Judgement-Test“ mit kurzen Beschreibungen ärztlich-relevanter Situationen. Die Bewerber müssen dann aus verschiedene Handlungsmöglichkeiten im Multiple-Choice-Format wählen. In Graz kommt schon seit längerem ein Drahtbiegetest für die Zahnmediziner zur Anwendung.

97 Euro für Test in Wien

Unterschiede zwischen den Standorten gibt es auch bei den Kosten. In Graz sind 60 Euro für das Aufnahmeverfahren zu entrichten, in Wien und Innsbruck je 97 Euro.

Viele Jungärzte frustriert

Besonders erfreuliche Aussichten haben die angehenden Mediziner jedenfalls nicht unbedingt. Zumindest laut einer aktuellen Studie zeigten sich vor allem die Wiener Jungärzte mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden. 30 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nicht noch einmal den Weg des Mediziners einschlagen würden - mehr dazu in Jungärzte schon bei Jobstart frustriert.

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