Chronologie im Fall Rebasso

Seit Ende Juli war der Wiener Wirtschaftsanwalt Erich Rebasso verschwunden. Seine Leiche wurde in einem Wald in Niederösterreich gefunden. Eine Chronologie der bisherigen Ereignisse.

27. Juli 2012: Erich Rebasso verließ gegen 14.45 Uhr seine Kanzlei am Stubenring in der Innenstadt. Er war auf dem Weg zu einem Termin im südlichen Niederösterreich. Sein Auto, ein Mercedes 300 GD, parkte in der Tiefgarage am Georg-Coch-Platz. Eine dort befindliche Videokamera zeigte, wie Rebasso zu seinem Wagen geht. Kurze Zeit später zeichnete eine Kamera bei der Ausfahrt einen fremden Mann am Steuer von Rebassos Auto auf.

Nachdem der Anwalt nie bei seinem Termin ankam, versuchte gegen 15.30 Uhr eine Kanzleimitarbeiterin ihren Chef am Handy zu erreichen. Ohne Erfolg. Das Mobiltelefon dürfte zum Zeitpunkt der Entführung abgeschaltet worden sein. Es kann nicht mehr geortet werden.

28. Juli 2012: Der 48-Jährige wurde vermisst gemeldet. Die Polizei nahm ihre Ermittlungen auf.

31. Juli 2012: Am Parkplatz eines Einkaufszentrums in Wien-Simmering, Awarenstraße 5, wurde um 15.25 Uhr das Auto des Vermissten von einer Funkstreife gefunden.

Das sichergestellte Auto des Anwalts

Polizei Wien

Blutspuren in Auto entdeckt

1. August 2012: Die Polizei geht mittlerweile von einem Verbrechen aus und wendet sich mit einem Foto des Vermissten an die Öffentlichkeit. Zudem erhofften sich die Ermittler der Gruppe Hoffmann des Landeskriminalamtes Wien Hinweise und stellten folgende Fragen: Hat jemand Informationen zum Aufenthaltsort des Vermissten? Hat jemand Rebasso am 27. Juli gegen 14.45 Uhr in der Nähe seiner Kanzlei in der Stubenbastei gesehen? - mehr dazu in Anwalt vermisst: Polizei sucht Zeugen.

2. August 2012: Es gab nur wenige Hinweise aus der Öffentlichkeit. Die Spurensuche am Auto des Entführten wurde abgeschlossen - der Wagen wurde wieder der Familie übergeben. Gefundene Blutspuren ordnete die Polizei dem Opfer zu. Nur langsam fügte sich das Puzzle zu einem Bild.

3. August 2012: Es wurde bekannt, dass die Täter bei der Entführung einen Mietwagen verwendet hatten. Das Auto war auf den Bildern einer Überwachungskamera in der Tiefgarage zu sehen, als es nach dem Mercedes des Anwalts aus der Ausfahrt fuhr. Das Auto wurde nach der Entführung der Mietwagenfirma zurückgegeben. Im Wagen fanden die Ermittler ebenfalls Blut des Anwalts. Angemietet wurde der Pkw von zwei Russen, indem sie ihre echten Pässe als Dokumente hinterlegten. Somit verdichtete sich die Hinweise in Richtung Russland - mehr dazu in „Profil“: Rebasso hatte Ost-Kontakt.

Der Hintergrund: Rebasso hatte dort zahlreiche Klienten. Sein Name fiel vor Jahren in einem Fall um einen Anlegebetrug in Russland, wo viele Privatanleger um hohe Geldsummen geprellt wurden. Er selbst soll daran nicht beteiligt gewesen sein und erstattete damals in Österreich Selbstanzeige, um zu beweisen, dass er in die Betrügereien nicht verwickelt war. Das Verfahren gegen ihn wurde später eingestellt. Dennoch langten weiterhin schriftliche Drohungen in der Anwaltskanzlei Rebassos ein. Beamte des Bundeskriminalamtes reisten deshalb nach Moskau, um das Landeskriminalamt Wien bei den Ermittlungen zu unterstützen.

14. August 2012: Medien berichteten, dass es kurz nach der Entführung doch eine Lösegeldforderung an die Familie Rebassos gegeben habe. In einem Mail wurden 500.000 Euro Lösegeld für den entführten Wirtschaftsanwalt verlangt, dann würde Rebasso freigelassen. Geld floss aber keines, die Familie wollte zuerst Gewissheit darüber, dass der verschwundene Jurist noch am Leben ist. Dazu übermittelte man den Entführern Fragen, die nur Erich Rebasso selbst beantworten konnte. Ob es sich um die tatsächlichen Entführer handelte oder um Trittbrettfahrer, ist unklar. Kurze Zeit später wurden jedoch zwei Männer in Moskau verhaftet. Es handelte sich um jene beiden Russen, die in Wien das Mietauto geliehen haben, in dem Blutspuren Rebassos gefunden wurden - mehr dazu in Fall Rebasso: Zwei Festnahmen.

16. August 2012: Die Leiche des Anwalts wurde in einem Wald in Niederösterreich gefunden. Die Polizei musste zunächst mittels DNA-Probe überprüfen, ob es sich tatsächlich um den Juristen handelte - mehr dazu in Rebassos Leiche in Wald gefunden (noe.ORF.at).

Polizei am Fundort der Leiche im Wald

ORF/Posch

Bei der im Wald gefundenen Leiche handelte es sich um den vermissten Anwalt

17. August 2012: Die Oduktion ergab, dass Erich Rebasso entweder erwürgt oder erdrosselt wurde. Der genaue Todeszeitpunkt war noch nicht zu ermitteln. Der 48-Jährige dürfte aber unmittelbar nach der Entführung oder möglicherweise sogar noch in der Garage selbst ermordet worden sein - mehr dazu in Rebasso Opfer von Gewaltverbrechen (noe.ORF.at).

18. August 2012: Wadim Kolesnik, Sprecher der Polizei Moskau, meinte, dass den beiden Verdächtigen Erpressung bereits nachgewiesen worden sei. Zur Entführung und zum Mord seien die Ermittler in Österreich zuständig. Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, erwartete eine Mordanklage. Dafür sei die Qualität der sichergestellten Spuren ausreichend.