Uni will mehr „finanziellen Spielraum“

Herausragende Forschungsleistungen bei gleichzeitig „nicht idealen“ Studienbedingungen kennzeichnen die Arbeit der Uni Wien im Jahr 2011. Rektor Heinz W. Engl forderte „finanziellen Spielraum“ für die Uni, besonders bei Infrastruktur und Betreuung.

„Die Uni Wien ist wirtschaftlich gesund, wenn auch eine zu geringe Budgetierung im Verhältnis zu den Studierendenzahlen vorliegt“, sagte Engl am Mittwoch. Das Gesamtbudget für Österreichs größte Forschungs- und Bildungseinrichtung betrug im Jahr Vorjahr 509,7 Mio. Euro. „Wir haben dafür - wie ich meine - ein exzellentes Forschungsergebnis geliefert“, so Engl. Deshalb seien auch 71,3 Mio. Euro des Gesamtbudgets durch den European Research Council (ERC) und durch die nationale Forschungsförderung gefördert worden.

„Neuer finanzieller Spielraum“ benötigt

So zeichnete der ERC 2011 drei Forscher der Uni Wien mit hochdotierten Preisgeldern aus und finanzierte damit ihre erfolgreichen Forschungsprojekte. Zudem erhielt der Meeresbiologe Gerhard Hendl den höchst dotierten Forschungspreis Österreichs, den Wittgensteinpreis.

Dennoch gibt es an der Uni Wien keine uneingeschränkte Freude. Zwar habe man in den drei vergangenen Jahren ausgeglichen bilanziert, man brauche aber neuen finanziellen Spielraum, um in die Forschungsinfrastruktur investieren und die Betreuungsverhältnisse verbessern zu können.

Ein Professor für 200 Studenten

Gerade das Betreuungsverhältnis wird als ein besonderes Problem gesehen. In manchen Studienrichtungen liegt es bei einem Professor für 200 Studenten. In München liegt dieses Verhältnis bei 1:60. Für Engl ist daher eine verbindliche Vereinbarung zu Studienplätzen ein wesentliches Thema der Budgetverhandlungen. Die Betreuung könne nur geregelt werden, wenn Klarheit über die Zahl der Studienplätze herrsche, so Engl.

Der Rektor befürchtet, dass internationale Professoren nicht nur aus finanziellen Gründen nicht mehr an die Universität Wien kommen wollen: „Es ist wegen der Personalausstattung, insbesondere der Infrastrukturausstattung, wo wir schwer mithalten können.“ Zwar gelängen noch gute Berufungen, die Uni sei aber an der Grenze ihrer Möglichkeiten. In einem Sonderplenum wollen die Rektoren am 8. Oktober ihr weiteres Vorgehen beschließen.

RH-Bericht beklagt Betreuungssituation

Laut einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Rechnungshofes (RH), in dem die Auswirkungen der seit 2004 geltenden Personalhoheit der Unis analysiert werden, liegt es in der Verantwortung der Unis selbst, mit den vorhandenen Mitteln „ihre Verpflichtungen im Bereich der Lehre wahrzunehmen“. Die Universität Wien und die Wirtschaftsuni Wien weisen demnach noch immer das schlechteste Betreuungsverhältnis unter allen Unis auf.

Konkret kommen auf einen Professor an der Uni Wien 125,8 bzw. auf einen Lehrenden 20,9 prüfungsaktive Studenten (2009/10), wobei Höherqualifizierte (Dozenten oder Professoren) 34 Prozent der Wissenschaftler ausmachen. An der WU beträgt das Verhältnis Professoren bzw. Lehrende zu prüfungsaktiven Studenten eins zu 205,5 bzw. eins zu 26,9.

Einer der größten Arbeitgeber Österreichs

Die Uni Wien zählt mit ihren 9.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern des Landes. 6.700 davon sind wissenschaftliche Mitarbeiter, 2.700 arbeiten in der Verwaltung. An den 15 Fakultäten und drei Zentren studierten 2010/11 rund 91.000 Studenten. Ihnen stehen mehr als 60 Standorte zur Verfügung.

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