Frau erdrosselt: Lebenslange Haft

Der Mordprozess gegen einen 27-jährigen Tunesier hat am Donnerstag mit einer lebenslangen Haftstrafe geendet. Der Mann soll in der Nacht auf den 15. September 2011 eine 48-Jährige in deren Wohnung erdrosselt und beraubt haben.

Die Geschworenen stimmten sowohl beim Vorwurf des Mordes als auch des Raubes mit fünf zu drei gegen den Angeklagten. Die Verteidigung legte Nichtigkeitsbeschwerde ein, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Emotionsgeladene Plädoyers

Dem Urteil waren zwei emotionsgeladene Plädoyers vorausgegangen. „Der Angeklagte ist grausam und böse“, zitierte der Staatsanwalt Worte der Mutter des Opfers. Es sei niemand anderer in der Wohnung gewesen. Der Angeklagte habe ein „typisches Nachtäterverhalten“ an den Tag gelegt und auch das Spurenbild in der Wohnung des Opfers sei „sehr klar“, fasste er seine Sicht der Dinge zusammen.

Für Verteidiger Farid Rifaat liefert die angebliche Mordwaffe, ein Gürtel, keinen eindeutigen Beweis dafür, dass sein Mandant die Frau ermordet habe. Dafür seien viel zu wenige DNA-Abriebe durchgeführt worden. Es könne so nicht ausgeschlossen werden, dass noch eine weitere Person den Gürtel angegriffen habe.

Indizienlage erdrückend

Zuvor waren Gerichtsmediziner, DNA-Experten und Psychiater am Wort. Sie präsentierten in ihren Gutachten durchwegs Erkenntnisse, die den Beschuldigten kaum bis überhaupt nicht entlasteten. Zum möglichen Tatzeitpunkt war der 27-Jährige jedenfalls zurechnungsfähig.

Laut Gerichtsmediziner wurde die 48-Jährige nicht nur erdrosselt, sondern auch gefesselt, geknebelt und geschlagen. Die Leiche der Frau war im September 2011 auf dem Bauch liegend in ihrer Innenstadt-Wohnung gefunden worden. Abwehrspuren wurden keine gefunden. Darüber hinaus fehlten zahlreiche Schmuckstücke mit einem geschätzten Wert von rund 250.000 Euro.

Der DNA-Analyse zufolge wurden in der Wohnung des Opfers viele sogenannte Mischspuren gefunden sowie zahlreiche Spuren von Opfer und Angeklagtem. Von letzterem auch auf jenem Gürtel, mit dem die 48-Jährige erdrosselt wurde. „Es ist extrem unwahrscheinlich, dass jemand, der mit einem Gürtel jemanden erdrosselt, keine Spuren hinterlässt“, so die DNA-Spezialistin.

27-Jähriger beteuerte Unschuld

Der gebürtige Tunesier hatte die Frau sechs Tage vor der Tat in einer Diskothek kennengelernt. Zwei Tage später trafen sich die beiden zum Essen, das Opfer nahm den damals 26-Jährigen zu sich in die Wohnung, es kam zum Geschlechtsverkehr.

Über Geld oder Geschenke sei dabei nie gesprochen worden, beteuerte der Tunesier. In der Tatnacht habe er die 48-Jährige um 4.00 Uhr verlassen, habe auf einer Bank zwei Stunden über das Leben nachgedacht und sei dann zu Freunden gefahren. Diesen zufolge hat er dort allerdings damit geprotzt, eine Frau, die er unlängst kennengelernt und mit der er Sex gehabt hatte, bestohlen zu haben.

Dabei soll er mehrere Schmuckstücke vorgezeigt haben. Der Angeklagte blieb dennoch bis zuletzt überzeugt: „Ich bin unschuldig.“ Mehr dazu in Mordprozess: 27-Jähriger belastet (wien.ORF.at; 9.10.2012).