Neue Fußgängerbeauftragte plant „Highways“

Nach Beauftragten für Radfahrer und Schulschwänzer wird es ab 1. Jänner in Wien auch eine Expertin für Fußgänger geben. Das Amt übernimmt Petra Jens, sie plant unter anderem ein Hauptroutennetz - sogenannte Fußgänger-„Highways“.

Die Bestellung von Petra Jens hatte sich in den vergangenen Wochen bereits abgezeichnet - mehr dazu in Hundekot-Aktivistin als Fußgängerbeauftragte? (wien.ORF.at; 22.10.2012). Mit 1. Jänner wird Petra Jens ihr Amt antreten. Sie will eine Ansprechpartnerin für alle Fußgängerinnen und Fußgänger in der Stadt sein, kündigte sie in einem „Radio Wien“-Interview an.

Die neue Wiener Fußgängerbeauftragte Petra Jens

APA/Christian Fürthner

Petra Jens will attraktive Fußgängerwege in allen Bezirken

„Wertvoll wie Wohnzimmer“

„Wir werden als erste Maßnahme das Fußwegenetz in Wien darstellen und schauen, wo Lücken sind, wo Verbesserungen möglich sind. Ich möchte vor allem erreichen, dass man den öffentlichen Bereich so wertvoll erachtet wie das eigene Wohnzimmer“, meinte Petra Jens in dem Interview.

Kein Problem soll zu klein sein, etwa die zu kurzen Grünphasen bei Fußgängerampeln. Mehr Bewußtsein für das zu Fuß gehen schaffen, möglich Barrieren beseitigen und als Schnittstelle für die diesbezügliche Kommunikation zur Verfügung stehen, nannte sie als weitere Aufgaben.

„Highways“ in allen Bezirken

Vorgestellt wurde Petra Jens Donnerstagvormittag von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) im Rahmen der „Walk Space“-Konferenz im Rathaus. Als ein Ziel nannte Jens auch die Entwicklung eines Hauptroutennetzes - sogenannte Fußgänger-„Highways“. Diese „Fußwegeboulevards“ soll es nach Möglichkeit bald in allen Bezirken geben.

„Es sollte in jedem Bezirk möglich sein, dass man einen attraktiven Fußgängerweg zur Verfügung hat, der die wichtigsten Ziele miteinander verbindet - von der Nahversorgung über kulturelle Einrichtungen bis zu Schulen und Behörden“, erklärte Jens. Außerdem sollte es entlang dieser Routen Spielmöglichkeiten für Kinder und Orte zum Ausrasten und Verschnaufen geben. Als Grundlage dafür soll Anfang nächsten Jahres einmal das bestehende Fußwegenetz dargestellt werden, um Lücken ausfindig zu machen.

Ein „leicht verständliches“ Info-Leitsystem für Personen, die per pedes unterwegs sind, schwebt der 36-jährigen Chef-Fußgängerin der Stadt ebenfalls vor. Generell sei es ihr Anliegen, „dass seitens der Verwaltung und der Stadtplanung Fußgängern der rote Teppich ausgerollt wird“.

Radagentur wird zu „Mobilitätsagentur“

Es sei zwar schon nötig, dass Fußgänger mehr Raum bekämen - aber: „Das muss nicht bedeuten, dass man anderen Verkehrsteilnehmern etwas wegnimmt“, verwies sie auf Shared-Space-Modelle. Es gehe um das Teilen öffentlichen Raums. Den knapp 30-prozentigen Anteil des Zufußgehens am Modal Split möchte sie zumindest halten.

Erste Maßnahmen zur Attraktivierung des öffentlichen Raums für Spaziergänger sollen schon nach einem Jahr merkbar sein, kündigte Jens an. Wie viel Budget ihr zur Verfügung stehen wird, könne sie noch nicht sagen, versicherte sie. Werken wird sie jedenfalls unter dem Dach der Radagentur, die dann zur „Mobilitätsagentur“ aufgewertet wird.

Die Neo-Beauftragte sieht sich in ihrer designierten Rolle jedenfalls „nicht in reiner Umsetzfunktion“ rot-grüner Vorgaben, „weil das mit meiner Persönlichkeitsstruktur gar nicht zusammenpassen würde“. Sie will eigene Ideen einbringen und realisieren.

Erfolgreiche Aktion gegen Hundekot

Die Fußgängerbeauftragte besitzt übrigens kein Auto, fährt Rad und geht eben hauptsächlich zu Fuß. Bekannt wurde sie 2006 durch die Unterschriftenaktion gegen Hundstrümmerln, mit 157.000 Unterschriften zwang sie die Stadt dazu, sich der Kot-Problematik anzunehmen. Die Folge war auch die groß angelegte „Nimm ein Sackerl für dein Gackerl“-Kampagne. In den vergangenen fünf Jahren arbeitete Jens im Kommunikationsbereich der Diakonie. Diesen Job wird sie mit Jahresbeginn an den Nagel hängen.

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