Wienerberger leidet an Baukrise
„In ihrem traditionellem Kerngeschäft - Ziegel - bläst Wienerberger derzeit von den Märkten starker Gegenwind entgegen“, so Vorstandschef Heimo Scheuch. Rund 90 Prozent des Umsatzes würden in Europa erwirtschaftet, wo der für Ziegel wichtige Wohnungsneubau in nahezu allen Ländern rückläufig sei. „In einigen Märkten wird die Anzahl von errichteten Ein- und Zweifamilienhäusern in diesem Jahr sogar deutlich unter dem Niveau des Krisenjahrs 2009 liegen.“
Deutliche Rückgänge bei Ziegeln habe es jedenfalls in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Polen und Tschechien gegeben.
APA/HERBERT PFARRHOFER
Stabilisierung mit Rohr-Joint-Ventures
Der Umsatz stieg im dritten Vierteljahr dennoch um 43 Prozent auf 755 Mio. Euro, das Ergebnis vor Abschreibungen stieg um 25 Prozent auf 101 Mio. Euro, so Wienerberger. Die Wienerberger hatte Anfang des Jahres die zweite Hälfte des Rohr-Joint-Ventures Pipelife erworben, das im dritten Vierteljahr zum ersten Mal voll konsolidiert wurde.
Durch die Umsatz- und Ergebnisbeiträge von Pipelife hätten die Rückgänge im Ziegelgeschäft aber mehr als ausgeglichen werden können, so Scheuch. Mit einem Umsatz von 800 Millionen mache die Pipelife die Wienerberger Gruppe vom Ziegelproduzenten zum Baustoffkonzern. Die Wienerberger-Nettoverschuldung erhöhte sich insbesondere durch die Übernahme von Pipelife auf 749 Mio. Euro.
Der Gewinn nach Steuern ist zudem trotz der Komplettübernahme der Pipelife zurückgegangen. Er erreichte 22,4 Mio. nach 27,2 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Wesentlichen Anteil daran hatte ein deutlich verschlechtertes Finanzergebnis, das von +1,8 auf -14,8 Mio. Euro in die roten Zahlen drehte.
Weiteres Minus bei Ziegeln erwartet
Scheuch erwartet auch für das Gesamtjahr, dass Umsatz- und Ergebnisrückgänge bei den Ziegeln in Europa von der Pipelife sowie durch „die positive Entwicklung in Nordamerika kompensiert werden können“. Das operative EBITDA solle 2012 ungefähr auf Vorjahresniveau bleiben. In Nordamerika verbuchte die Wienerberger im bisherigen Jahresverlauf eine 40-prozentige Umsatzsteigerung und ein positives EBITDA (6 Mio. Euro).
Aus den derzeit geplanten gerade umgesetzten Kostensenkungsmaßnahmen werden Einsparungen von rund 40 Mio. Euro bis Ende 2013 erwartet, 13 Millionen davon bereits 2012.
Kein Ausblick auf 2013
Einen Ausblick für das nächste Jahr gab Scheuch nicht. Die Stärke des Wienerberger-Geschäftsmodells liege „in der Generierung von hohen Cashflows auch in einem schwierigen Marktumfeld“. Im Falle eines zukünftigen Aufschwungs werde man von starkem Wachstum im Wohnbau profitieren können. Derzeit ist für ihn aber noch keine Besserung absehbar.