Parkpickerlbezirke: 40 Prozent mehr freie Parkplätze

Die Einführung des Parkpickerls in fünf Bezirken wirkt offenbar zumindest dort: Laut einer Erhebung der Stadt ist der Verparkungsgrad in einzelnen Bezirksteilen markant gesunken. Die Stellplatzauslastung ging vormittags von 95 auf 56 Prozent zurück.

Am Abend fällt das Minus nicht ganz so deutlich aus. Werden nun rund drei Viertel der Stellplätze genutzt, waren es vor der Pickerleinführung am 1. Oktober noch 102 Prozent. Ein Wert über 100 Prozent bedeutet, dass nicht nur sämtliche Parkplätze Stoßstange an Stoßstange verparkt sind, sondern auch noch verbotenerweise Autos vor Hauseinfahrten oder im Halteverbot stehen.

Auch Gebiete in Währing beobachtet

„Es wird deutlich, dass das Parkpickerl ein wirksames Instrument ist, um in den überparkten Gebieten wieder mehr Raum für die Bewohner zu schaffen“, freut man sich im Büro der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou über die aktuellen Zahlen.

Für die Erhebung wurden in Meidling die Tivoli- und Aichholzgasse, in Penzing bzw. Rudolfsheim-Fünfhaus der Bereich Meiselmarkt, in Ottakring das Grätzel rund um die Gablenz-, Kopp- und Thaliastraße sowie in Hernals die Römergasse, die Hernalser Hauptstraße beziehungsweise die Wattgasse unter die Lupe genommen. Daten wurden auch für den 18. Bezirk erhoben, der nach wie vor keine flächendeckende Kurzparkzone hat. Dort ist der Wert mit rund 95 Prozent konstant geblieben.

Druck auf andere Bezirke steigt

Was sich nicht in den Erhebungen findet: Während in den nun bewirtschafteten Gebieten die Parkplatznot abgenommen hat, haben die Areale außerhalb der Zonen infolge des Verdrängungseffekts mit einem umso größeren Druck zu kämpfen. Deshalb wird das Pickerl mit Anfang 2013 in drei Neo-Bezirken noch einmal ausgeweitet - teils bis an den Wienerwald - mehr dazu in Deutliche Parkpickerl-Ausweitung fix.

Jene Bezirke, die das Parkpickerl nach wie ablehnen, aber genauso vom Verdrängungseffekt betroffen sind sind Hietzing, Währing und Döbling. Zuletzt wurde mit Vassilakou um eine gemeinsame Lösung gerungen. Die Bezirkschefs wollen mehr Park&Ride-Anlagen - mehr dazu in Parkpickerl: Suche nach Lösung.

Kritik: Problem nur verlagert

Rathaus-Opposition und der Autofahrerclub ARBÖ reagierten mit Kritik auf die Erhebung: Auch wenn die Parkplatzauslastung stellenweise tagsüber zurückgehe, so würde das Parkpickerl nur das Problem verlagern, aber keine neuen Stellplätze schaffen, wetterte ÖVP-Landesparteiobmann Manfred Juraczka. Am Abend, wenn alle arbeitenden Bezirksbewohner wieder nach Hause kämen, würden freie Stellplätze zur Mangelware werden.

Der FPÖ-Verkehrssprecher Anton Mahdalik zeigte sich in einer Reaktion wenig überraschend über das Ergebnis. „Wenn die Stadt eine sicherlich nicht arg billige Umfrage in Auftrag gibt und das gewünschte Ergebnis - na schau - auch herauskommt, so fällt das in die Kategorie ‚no na net‘ “, so Mahdalik.

Der ARBÖ wiederum warnte vor der nochmaligen Ausdehnung der Pickerlzonen Anfang 2013. Dies würde das Problem nur verschärfen, hieß es. Er forderte erneut ein rasches Gesamtkonzept vor allem für die Ostregion zu entwickeln, in dem sowohl P&R-Anlagen, als auch der öffentliche Verkehr berücksichtigt werden müssten. Kritik kam auch aus dem ÖVP-geführten und pickerlfreien Hietzing. Bezirksvorsteher Heinz Gerstbach forderte mehr Parkplätze bzw. P&R-Anlagen. Rot-Grün sehe hingegen einzig die Einführung des Parkpickerls als „Allheilmittel“.

Umfrage: 59 Prozent sehen Verbesserung

Mit der Erhebung hat die Stadt eine Art Stimmungsbarometer der Bewohner der neu bewirtschafteten Bezirke betreffend in Auftrag gegeben. In einer Umfrage unter 500 Autobesitzern, die ihren Hauptwohnsitz in einem der neuen Pickerlbezirke haben, waren 59 Prozent der Ansicht, dass sich die Parkplatzsituation seit Gebühreneinführung verbessert habe.

Immerhin knapp jeder Fünfte war allerdings der Meinung, dass es nun noch schlechter sei als zuvor. Weitere 19 Prozent wollen keine Änderung bemerkt haben. Befragt wurden diese Teilnehmer schon einmal vor Einführung der flächendeckenden Kurzparkzone. Damals ging noch die Hälfte der Befragten davon aus, dass sich an der Situation nichts ändern werde. An eine Verbesserung glaubten damals nur 29 Prozent.

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