20 Jahre „Wahrzeichen“ Spittelau

Vor zwanzig Jahren übergab Friedensreich Hundertwasser die umgestaltete thermische Abfallbehandlungsanlage Spittelau. Seit damals gilt das Haus als Verbindung von Technik, Kunst und Ökologie als Wiener Wahrzeichen.

Am 2. Februar 1988 hatte der damalige Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) nicht nur den neuen Wiener Umweltstadtrat Michael Häupl (SPÖ) präsentiert - Zilk gab auch bekannt, dass Friedensreich Hundertwasser die künstlerische Gestaltung der neu zu bauenden Müllverbrennungsanlage Spittelau übernehmen werde. Es werde dies, so Zilk, die „erste ökologische Müllverbrennungsanlage, die auch eine künstlerische Gesinnung ausdrückt“ sein.

Hundertwasser selbst betonte bei der damaligen Pressekonferenz, die Entscheidung, ob er diesen Auftrag annehmen solle, sei ihm nicht leicht gefallen. Er habe sich genau erkundigt und festgestellt, daß die für die Spittelau geplante Entstickungs-Anlage weltweit derzeit die beste sei. Die Spittelau solle ein neues Wahrzeichen in der Skyline Wien werden, kündigte er an.

Thermische Abfallbehandlungsanlage Spittelau bei Nacht

Fernwärme Wien / Ernst Schauer

Ein Wiener Wahrzeichen: Die Müllverbrennungsanlage Spittelau

Goldene Kugel als Aushängeschild

24 Jahre später scheinen sich Hundertwassers Ankündigungen erfüllt zu haben. Die Anlage Spittelau gilt durchaus als Wahrzeichen, tausende Touristen und Fachdelegationen kommen jedes Jahr zur Besichtigung. Die goldene Kugel ist auch bei Nacht das sichtbare Aushängeschild der zwischen 1988 und 1992 durchgeführten Umgestaltung.

Von einem „international viel beachteten Beispiel, wie sich bei Industriebauten Mensch, Natur und wirtschaftliche Ziele in harmonischen Einklang bringen lassen“, sprach daher auch Wien Engerie Fernwärme-Geschäftsführer Thomas Irschik zum 20. Jahrestag der Übergabe des Gebäudes durch den Architekten am 2. Dezember.

Neben der bunten Fassade und der goldenen Kugel sorgten die Dachbegrünung und eine Bewaldung des Vordachs für Aufsehen. Damit wurde die Natur in die Stadtlandschaft zurückgebracht. Turmfalken fanden in den am Schlot eingebauten Nestern ein Zuhause. Gemäß seiner idealistischen Einstellung übernahm Friedensreich Hundertwasser die Neugestaltung der Anlage übrigens kostenlos.

Thermische Abfallbehandlungsanlage Spittelau

APA/Herbert Pfarrhofer

Der Stil von Friedensreich Hundertwasser prägte den Neubau

Auslöser für die Umgestaltung war ein Großbrand am Dach der Anlage. Bei Flämmarbeiten war am 15. Mai 1987 das Feuer ausgelöst worden, weite Teile der Anlage wurden verwüstet, der Betrieb für einige Jahre eingestellt. Bürgergruppen sprachen sich für einen Abriss aus, die Stadtregierung entschied sich für den Wiederaufbau - weil in der Spittelau die komplette Infrastruktur vorhanden war und der Abfall nicht zu einem weit entfernten Standort transportiert werden musste.

Durch den technischen Fortschritt wurde der Betrieb im Lauf der Jahre immer umweltfreundlicher. „Die Technologien bei den Filtern haben sich in den vergangenen Jahrzehnten derart weiterentwickelt, dass wir heute in der thermischen Abfallbehandlungsanlage Spittelau wie auch in den anderen Werken die gesetzlichen Grenzwerte um rund 90 Prozent unterschreiten“, meinte Wien Energie Fernwärme-Geschäftsführer Gerhard Fida.

Modernisierung bis 2015

In den nächsten Jahren wird die Abfallbehandlungsanlage modernisiert, 130 Millionen Euro werden dabei investiert. Laut Wien Energie haben einige Komponenten des Werkes ihren Produktionslebenszyklus überschritten. Unter anderem werden die Müllkessel erneuert, alte Elektro-Filter ersetzt, eine alte Turbine und ein Generator ausgetauscht sowie ein neuer Speisewasserbehälter installiert.

Die Umbauphase ist bis 2015 geplant, in der Zeit von September 2013 bis Februar 2014 muss die Anlage deshalb vollständig geschlossen werden - mehr dazu in Totalsanierung von Hundertwasser-Fernwärme.

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