Mehr Menschen mit Mindestsicherung

129.000 Menschen haben 2011 in Wien eine Sozialleistung aus der Mindestsicherung bezogen, um 22.000 mehr als im Jahr davor. Laut dem aktuellen Sozialbericht gibt die Stadt Wien jährlich 2,7 Milliarden Euro für Sozialleistungen aus.

Der Hauptteil der 2,7 Milliarden Euro fließt in die Pflege- und Betreuungsleistungen (33 Prozent), gefolgt von der Kinder- und Jugendwohlfahrt (30 Prozent), der Wohnbauförderung (20 Prozent) sowie der Mindestsicherung (16 Prozent). Während in Österreich der Anteil der Sachleistungen zu den Geldleistungen laut Angaben der Stadt Wien 30:70 beträgt, verhält es sich in Wien genau umgekehrt. Rund 76 Prozent sind demnach Sachleistungen, der Anteil der Geldleistungen beträgt 24 Prozent.

129.000 Personen mit Mindestsicherung

Die wichtigste Sozialleistung ist die Mindestsicherung, die vor zwei Jahren die Sozialhilfe abgelöst hat. Insgesamt bezogen 2011 rund 129.000 Personen eine Leistung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS), im Jahr davor waren es knapp 107.000 Personen. Von den 129.000 Menschen erhielten rund 92.700 eine Ergänzungsleistung (72 Prozent) und 12.300 (10 Prozent) den vollen Mindeststandard (Vollbezug).

Der Rest verteilt sich auf ältere und arbeitsunfähige BezieherInnen einer Dauerleistung bzw. einer Mietbeihilfe sowie auf BezieherInnen, die ausschließlich eine einmalige freiwillige Unterstützungsleistung erhalten haben.

Während die Zahl der VollbezieherInnen rückläufig ist, hat sich die Zahl jener Personen erhöht, die trotz Arbeit eine ergänzende Leistung aus der Mindestsicherung beziehen.

Forderung nach Ganztagsschule

Unter den fast 130.000 Beziehern der Mindestsicherung sind sehr viele Alleinerzieherinnen und Personen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben. Für Sozial-Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) beweist das, dass diese Gruppen besonders schwer einen Job finden und dass deshalb der Ausbau der Ganztagsschulen forciert werden muss: „Der Ausbau der ganztägigen Schulen ist der wesentlichste Garant dafür, dass auch Kinder aus bildungsfernen Schichten höhere Bildung bekommen.“

Der Mindeststandard für Kinder in Wien beträgt im Jahr 2012 208,78 Euro und ist der höchste in ganz Österreich. Die Anzahl der Kinder (0-14 Jahre) mit Mindestsicherung hat sich zwischen 2001 und 2011 fast verdoppelt und die Anzahl der BezieherInnen in der Altersgruppe der Jugendlichen (15 - 19 Jahre) und jungen Erwachsenen (20 - 29 Jahre) verdreifacht.

Anstiege dieser Zielgruppe werden auch aus anderen Bundesländern berichtet. Aktuell leben rund 34.000 Kinder in Bedarfsgemeinschaften mit BMS-Bezug. Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist ihr Anteil mit elf Prozent überdurchschnittlich hoch.

Vermögen ungleich verteilt

Erstmals wurde zum Sozialbericht auch ein Reichtumsbericht vorgelegt. Während für Bezieher von Sozialleistungen umfassende Informationen vorhanden sind, gibt es bei vermögenden Personen wenige Informationen.

Aufgrund der vorliegenden Daten hat die Österreichische Nationalbank festgestellt, dass das Vermögen in Wien noch ungleicher verteilt ist als in Restösterreich. Während 40 Prozent der Wiener Haushalte so gut wie kein Vermögen besitzen, halten die Top-30-Prozent fast 92 Prozent des Nettovermögens in Wien. Vermögen ist dabei durchschnittlich noch ungleicher verteilt als Einkommen.

Während in Restösterreich 56 Prozent der Haushalte ihren Hauptwohnsitz im Eigentum besitzen, sind das in Wien nur rund 20 Prozent. Mehr als 80 Prozent der Haushalte in Wien sind entweder Ein- oder Zweipersonenhaushalt, was sich auf die Vermögensverteilung stark auswirkt.

Unterschiede bei höheren Einkommen

Auch beim Einkommen gibt es laut Sozialbericht ein Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich. Seit 1999 haben sich die Bruttoeinkommenshöhen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Wien um 19 Prozent erhöht. Allerdings profitieren nicht alle gleichermaßen von dieser Einkommenssteigerung.

Während das monatliche Bruttoeinkommen von Personen im unteren Einkommensviertel um 13,9 Prozent gestiegen ist, waren es bei WienerInnen im oberen Einkommensviertel im Vergleichszeitraum 25,7 Prozent. 33 Prozent der WienerInnen befinden sich im unteren Einkommensviertel (0 bis 15.570 Euro jährlich), 27 Prozent im obersten Einkommensviertel (ab 27.504 Euro jährlich).

Sowohl das oberste (um einen Prozentpunkt) als auch das unterste Einkommensviertel (um vier Prozentpunkte) ist seit 2004 angestiegen, die mittleren Einkommensviertel sind dagegen zurückgegangen. 2010 fanden sich um 98.000 Wienerinnen und Wiener mehr im untersten Einkommensviertel als noch 2004. Diese Personen müssen mit einem Jahreseinkommen von unter 15.570 Euro netto bzw. mit weniger als 1.300 Euro pro Monat auskommen. Viele der Betroffenen leben unter oder knapp über der Armutsgrenze.

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