Maria Schaumayer gestorben

Die ehemalige Nationalbank-Präsidentin Maria Schaumayer ist am Mittwoch im 82. Lebensjahr in Wien-Döbling gestorben. Als Regierungsbeauftragte für die NS-Zwangsarbeiterentschädigung erlangte Schaumayer auch internationales Ansehen.

„Ich fühle mich sehr glücklich und vor allem sehr dankbar. Ich blicke auf 80 erfüllte Jahre zurück und einen wirklich ansehnlichen Freundeskreis“, sagte Schaumayer anlässlich ihres 80. Geburtstages bei einem Festakt in der Nationalbank. Am Mittwoch starb sie in den frühen Morgenstunden in ihrer Wohnung in Döbling, wie es gegenüber der ORF-Sendung „Wien heute“ hieß.

Internationales Ansehen

Schaumayer gelang es nicht nur in Politik und Wirtschaft zu reüssieren, sondern auch über die Parteigrenzen hinweg Respekt zu ernten. Im Mai 2006 wurde sie als erste Frau überhaupt zum Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Ihre Tätigkeit als Regierungsbeauftragte für die NS-Zwangsarbeiterentschädigung brachte ihr auch internationales Ansehen.

Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und Ex-OeNB-Präsidentin Maria Schaumayer

APA/Roland Schlager

Schaumayer mit dem ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP)

Steile Karriere in Wirtschaft und Politik

Schaumayer wurde am 7. Oktober 1931 in Graz geboren. Nach der Matura in Fürstenfeld studierte sie in Wien an der Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität. Nach dem „Diplomkaufmann“ setzte sie ihr Wirtschaftsstudium in Innsbruck bis zum Doktorat fort. In der Folge führte sie ihr erster Job 1954 in die Creditanstalt.

Von dort wechselte sie 1965 in die Wiener Stadtpolitik. Zunächst war sie von 1965 bis 1969 für die ÖVP als amtsführende Stadträtin für die Städtischen Unternehmungen zuständig. Bis 1973 war sie Sprecherin der ÖVP-Fraktion in der Wiener Landesregierung sowie amtsführende Stadträtin für baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten.

Fünf Jahre an der Spitze der Nationalbank

Anschließend ging Schaumayer wieder in die Wirtschaft zurück. Sie zog in den Vorstand der Kommunalkredit AG ein, wo sie für Kreditgeschäft, Rechnungswesen und Bilanz zuständig war. Im Oktober 1978 wurde sie als Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete für Wien wiedergewählt und neuerlich in den Vorstand der Kommunalkredit bestellt. Von dort wechselte sie 1982 in den Vorstand der jetzigen OMV, zuständig für Finanzen. 1990 kam dann der Höhepunkt in der Wirtschaftskarriere mit der Berufung an die Spitze der Nationalbank. Dieses Amt hatte sie fünf Jahre inne.

Selbstbewusstsein als Erfolgsgeheimnis

Schaumayer arbeitete auch nach ihrer Pension in ehrenamtlichen Positionen weiter. Seit mehr als 20 Jahren gab es zudem die Dr.-Maria-Schaumayer-Stiftung zur Förderung von Frauen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Maria Schaumeyer

APA/Neubauer

Schaumayer setzte sich auch immer für Frauen ein

TV-Hinweis

Einen Nachruf können Sie hier in der TVThek nachsehen.

Radio-Hinweis

In Gedenken an Maria Schaumayer wiederholt Ö1 am Sonntag, den 27. Jänner um 14.05 Uhr in der Reihe „Menschenbilder“ die Sendung „Versöhnung braucht Beharrlichkeit“.

Damit förderte sie während des Berufs wie auch nach ihrer Pensionierung auf ruhige und diskrete Art Karrieren von Frauen. Der „Kampf mit der Hellebarde“ sei nie ihrer gewesen, sie habe vielmehr auf Partnerschaft gesetzt, sagte sie einst in einem Interview. Auch wenn sich vieles gebessert habe, bleibe auch noch viel zu tun. Patentrezept für Frauen habe sie nicht, aber es gelte: „Ausschau halten nach Möglichkeiten und sich, wenn man qualifiziert ist, mit großem Selbstbewusstsein bewerben.“

Links: