Immofinanz-Prozess: Aktiendeals „versteckt“

Zu lukrativen Aktiendeals sind am dritten Tag im Immofinanz-Strafprozess die Angeklagten Karl Petrikovics und Helmut Schwager befragt worden. Diese seien versteckt worden, hieß es. Angeprangert wurden zudem Scheinrechnungen und Millionengewinne ohne Kapitaleinsatz.

Ex-Bankchef Petrikovics versuchte die absolute Geheimhaltung der lukrativen Aktienoptionsgeschäfte mit „Neid“ im Unternehmen zu begründen, Ex-Aufsichtratsvize Schwager verteidigte die Scheinrechnungen als übliche Praxis in großen Unternehmen. Staatsanwalt Volkert Sackmann pochte hingegen darauf, dass die beiden durch die geheimen Deals Millionengewinne ohne irgendeinen eigenen Kapitaleinsatz lukrierten.

Frage nach Unrechtsbewusstsein

Richterin Claudia Moravec-Loidolt zeigte sich über viele Antworten der Angeklagten sichtlich erschüttert: „Haben Sie gar kein Unrechtsbewusstsein?“, sagte diese. Petrikovics bezeichnete die Scheinrechnungen, über die insgesamt 756.000 Euro an ihn, Schwager und den mitangeklagten Ex-Vorstand Norbert Gertner, als völlig legitim, denn „der Anspruch war ja gegeben“, behauptete er.

Er hätte das Recht auf den Kauf von Immoeast-Aktien eingeräumt bekommen, die Aktien aber nicht tatsächlich gekauft sondern nur gezeichnet. Dadurch habe er eine Option erworben, dann wäre er bei Kapitalerhöhungen immer wieder „mitgezogen“ und habe so Anspruch auf Gewinne gehabt, meinte Petrikovics.

Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics vor dem Beginn des Prozesses im Wiener Landesgericht

APA/Helmut Fohringer

Petrikovic sieht kein falsches Verhalten bei sich

Kein eigenes Kapital eingesetzt

Durch diese vor Aufsichtsrat und Mitarbeitern geheimgehaltenen Geschäfte hätten laut Anklage Petrikovics, Schwager und Gertner bei Immoeast- und Immofinanz-Aktien mehrmals hohe Gewinne lukriert - ohne irgendwie eigenes Kapital einzusetzen. Die Anklage wirft ihnen Untreue gegenüber diverser Unternehmen mit einem Gesamtschaden von 32 Mio. Euro sowie die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ vor.

Nachdem Petrikovics am Vortag noch sehr souverän gewirkt hatte, wurde er am Donnerstag bei vielen Fragen unsicher. So wurde er von der Richterin mit Aussagen von Zeugen im Ermittlungsverfahren konfrontiert. Ein CPB-Aufsichtsrat, der auf Geschäfte des Treuhänders Ernst Hable aufmerksam wurde, habe Petrikovics direkt danach gefragt. Statt zuzugeben, dass Hable diese Geschäfte als Treuhänder in Wahrheit für ihn selber machte, habe er gesagt, Hable sei ein guter Kunde. Petrikovics meinte, er sei davon ausgegangen dass die Eigentümerfamilie ohnehin von Schwager informiert worden sei. Außerdem sei ja eigentlich kein Schaden für das Unternehmen entstanden.

Scheinrechnungen ausgestellt

Schwager habe es hingegen für völlig gerechtfertigt gehalten, dass er Millionen erhielt, ohne einen einzigen Euro eigenes Kapital einzusetzen. Schließlich habe er „das Risiko“ getragen. Laut Anklage profitierte Schwager von den Geschäften mit insgesamt 7,6 Mio. Euro.

Eine Scheinrechnung, über die er 250.000 Euro erhielt, beschreibe das Geld als Provision für eine nie erbrachte Leistung, denn in Wahrheit wurde so ein Teil des Kursgewinns überwiesen, räumte er offen ein. Das sei aber in großen Unternehmen so üblich, dass Rechnungen nichts mit dem wahren Inhalt der Ansprüche zu tun hätten.

Richterin von „Geschäftsmodell“ erschüttert

Richterin Moravec-Loidolt zeigte sich erschüttert über das von Petrikovics und Schwager dargestellte „Geschäftsmodell“ innerhalb des Immofinanz-Konzerns: „Ich zeichne eine Aktie, zahl keinen Groschen dafür, und streife dann den Gewinn ein? Wenn das alle Aktionäre so gemacht hätten, würden hier nicht so viele Opfer sitzen“, meinte sie mit Blick auf geschädigte Aktionäre.

„In allen Unternehmen in Österreich werden Verrechnungen so gemacht, das hat meist steuerliche Gründe, dass man Rechnungen anders formuliert und schreibt“, meinte Schwager. „Wenn man nur mit dem Aktiengesetz und Bankwesengesetz herumgeht, dann werden Sie keine Gewinne machen, die Praxis und das Leben sind anders als sich das Rechtsprofessoren vorstellen“.

Der Prozess geht am Freitag am Straflandesgericht mit der Befragung der Beschuldigten Schwager und Christian Thornton weiter.

Link: