Grippewelle am Höhepunkt

Die Grippewelle hat Wien mit über 15.000 Neuerkrankungen voll erfasst. Gezählt werden dabei Menschen, die an der echten Grippe erkrankt sind, und auch jene, die an einer Erkältung leiden. Laut Experten ist der Höhepunkt erreicht.

Der Wiener Ärztefunkdienst ist extra vor Beginn der Grippewelle aufgestockt worden. 20 Ärzte sind jetzt am Wochenende für Patienten da, in den Nächten unter der Woche sind es 16. Die Zahl der Anrufe ist laut Paul Brem von der Wiener Ärztekammer im Februar um 50 Prozent höher als sonst.

Die Wartezeiten am Telefon sind vor allem am Abend lang, „weil viele Patienten erst im Laufe des Nachmittags Fieber bekommen und dann den Hausarzt nicht mehr erreichen. Um 19.00 Uhr, wenn der Ärztefunkdienst das Telefon einschaltet, sind dann viele Patienten in der Leitung“, so Brem - oft bis zu 300 gleichzeitig.

Weniger Grippepatienten seit Ende Jänner

An Grippe oder Erkältung Erkrankte warten nicht nur in der Telefonschleife, sondern auch in den Ordinationen der Hausärzte und den Ambulanzen. Die Gemeindespitäler hatten den größten Andrang Ende Jänner, Anfang Februar. Seitdem kommen etwas weniger Grippepatienten - was darauf schließen lässt, dass der Höhepunkt der Grippewelle bereits erreicht ist - mehr dazu in Grippe hat Wiener fest im Griff.

Frau misst mit einem digitalen Fieberthermometer die Körpertemperatur (gestellte Szene)

APA/Barbara Gindl

Die Grippewelle fesselt viele Wiener noch ans Bett

Studie: 316 Todesopfer pro Jahr

Eine Studie der Medizinischen Universität Wien (MedUni) zufolge versterben im Raum Wien jedes Jahr durchschnittlich 316 Personen an einer Influenza. „Auf Österreich hochgerechnet sind das durchschnittlich 1.300 Fälle pro Jahr“, sagte Virologin Theresia Popow-Kraupp, die Leiterin des Studien-Teams. Das deckt sich weitgehend mit Zahlen aus einer ähnlichen Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) aus dem Jahr 2011.

Untersucht wurde bei der Studie die sogenannte Übersterblichkeit erstmals für die Pandemie 2009/2010 im Vergleich zu den jährlichen saisonalen Grippewellen in verschiedenen Altersgruppen. Üblicherweise sind ältere Personen stärker von schweren Verlaufsformen der Grippe betroffen und sind daher die Hauptzielgruppe für die Influenzaimpfung.

Im Fall der Pandemie in der Saison 2009/2010 war das jedoch anders: "Das seit 2009 zirkulierende Influenza A (H1N1)- Virus („Schweinegrippe") ist ein direkter Nachfahre des Pandemievirus von 1918, das relativ unverändert bis in die frühen 1950er-Jahre zirkulierte. Ältere Menschen hatten daher schon Kontakt mit diesem Virus und waren somit vor schwer verlaufenden Infektionen mit dem A(H1N1/2009)-Virus großteils geschützt“, so die Expertin.

Auch junge Menschen gefährdet

Zum Vergleich: In der Altersgruppe der über 60-jährigen verstarben während saisonaler Influenza-Epidemien im Raum Wien durchschnittlich 275 Menschen an einer Influenza, während der Pandemie 199. Dagegen stieg die Zahl der Influenza assoziierten Todesfälle in der Altersgruppe der 25- bis 59- jährigen von durchschnittlich 35 im Verlauf saisonaler Grippewellen auf 47 während der Pandemie.

Das zeigt, dass nicht nur alte und kranke Menschen durch eine Influenzavirus Infektion gefährdet sind, sondern auch Jüngere", folgerte Theresia Popow-Kraupp. Die Impfung ist derzeit die einzige Möglichkeit zur Vorsorge. „Zur Zeit gibt es keine Alternative zur saisonalen Impfung“, sagte die Virologin. „Aber es laufen bereits Studien, in denen an Impfstoffen mit längerer Schutzdauer gearbeitet wird.“

Ähnliche Ergebnisse vor zwei Jahren

Eine Public Health-Analyse des Instituts für Sozialmedizin der MedUni Wien zeigte 2011 ähnliche Zahlen auf. „Während einer Influenza-Saison erkranken in Österreich durchschnittlich 350.000 bis 400.000 Menschen. 4.400 davon müssen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Während der Wintermonate ist die Sterblichkeit durchschnittlich um 16 Prozent höher als während des restlichen Jahres. Wir kommen auf rund 1.500 Todesopfer durch Influenza-Komplikationen“, so der damalige Institutsleiter Michael Kunze.

Links: