Scientology: Einigung mit Kritiker

In einem Zivilprozess hat Scientology am Donnerstag gegen einen früheren Direktor einen Vergleich geschlossen. Er hatte in seinem Blog E-Mails kommentiert, die zuvor von der Organisation Anonymous bei Scientology gehackt wurden.

Dem unbedingten Vergleich zufolge darf Wilfried Handl weiterhin kritisch berichten und die E-Mails verwenden, berichtete sein Anwalt Johannes Öhlböck. Er habe sich aber freiwillig dazu bereit erklärt, die darin vorkommenden Namen vollständig zu schwärzen.

„Ein Kritiker konnte nicht mundtot gemacht werden“, fasste Öhlböck, der den Mann vertreten hatte, das Ergebnis des Prozesses vom Donnerstag zusammen. Auch die Prozesskosten müsse Scientology zur Gänze übernehmen. Die Akte sei somit vollständig geschlossen.

Klage wegen Verhetzung

Anfang der 1990-Jahre war Wilfried Handl ein ranghohes Mitglied, nach seinem Ausstieg bekämpft er nun die Praktiken von Scientology. Im Vorjahr kommentierte und verbreitete Handl auf seinem Blog E-Mails, die zuvor von der Gruppe „Anonymus“ bei Scientology gehackt wurden. Deshalb wurde ihm jetzt Verhetzung und illegale Datenverbreitung vorgeworfen, Scientology forderte im Prozess 31.000 Euro Entschädigung.

In den Mails ging es laut dem ORF-Radio Ö1 unter anderem um die klassische Strategie, die die Scientology-Präsidentin gegenüber einem hochrangigen Polizisten anwandte sowie um Patientendaten eines Arztes. Zuerst werde ein positiver Kontakt hergestellt, gleichzeitig wolle man die persönlichen Schwachstellen einer Person finden und ausnutzen.

Man sehe in dem Mail-Verkehr wunderbar, wie die Präsidentin von Scientology den Beamten ganz gezielt genau dorthin führe, wo sein Leidensdruck herkomme und in weiterer Folge dazu zu bringen, bei Scientology einen Kurs zu belegen, hieß es. Ein Teil der Kursgebühr würde laut Handl in solchen Fällen das anwerbende Scientology-Mitglied als Provision erhalten - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Erhebungen der Staatsanwaltschaft eingestellt

Das Landesgericht für Zivilrechtssachen erkannte beim Prozess keine Verstöße des Angeklagten. Scientology hatte bereits zuvor versucht, die Veröffentlichungen der E-Mails zu verhindern, indem sie auf Unterlassung klagten. Eine gleichzeitig eingereichte sofortige Verfügung wurde jedoch in zwei Instanzen abgelehnt. Auch Erhebungen der Staatsanwaltschaft Wien nach einer Anzeige gegen den Kritiker wurden bereits im vergangenen Jahr eingestellt.

Einer Aussendung von Scientology zufolge sollen dagegen die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Handl forgesetzt und kriminaltechnische Untersuchungen angeordnet worden sein.

Tom Cruise von Fans in Wien gefeiert

Zu bekennenden Scientology-Anhängern in den USA zählen mehrere Hollywood-Stars, der prominenteste ist Tom Cruise. Am Dienstag war Cruise zur Premiere seines neuen Films „Oblivion“ in Wien und stellte sich zur Freude seiner Fans vor dem Gartenbaukino mehrere Stunden lang für Autogramme und Fotos zur Verfügung - mehr dazu in Tom Cruise glänzt bei Filmpremiere.

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