Viel Appetit auf Niemetz

Die Wiener Traditionsfirma Manner ist nicht die einzige, die sich für eine Übernahme des insolventen Schwedenbomben-Herstellers Niemetz interessiert. Auch die Confiserie Heindl hat ein Angebot gelegt. Insgesamt soll es 14 Interessenten geben.

Wie der Süßwaren-Hersteller Manner am Dienstag mitteilte, sei gemäß Börsegesetz gemeldet worden, „dass in Zusammenhang mit dem Insolvenzverfahren über das Vermögen der Walter Niemetz Süßwarenfabrik - Fabrikation v. Zucker-, Schokolade, Konditorei- u. Dauerbackwaren GmbH & Co KG dem Masseverwalter Dr. Stephan Riel ein indikatives Angebot für eine Übernahme übergeben wurde“.

Auch die Wiener Confiserie Heindl legte ein Angebot. Man habe die notwendigen Maschinen und könnte nahtlos einsteigen, zitierte das „Wirtschaftsblatt“ in seiner Mittwochausgabe vorab Firmenchef Walter Heindl. „Schaumrollenkönig“ Karl Guschlbauer sei „auf jeden Fall“ interessiert. Dem Vernehmen nach gibt es insgesamt 14 Angebote für Niemetz.

Entscheidung über Verkauf in ein bis zwei Wochen

Laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) braucht der insolvente Traditionsbetrieb Niemetz Geld. Denn die von den Gläubigern angestrebte Quote könne nicht aus dem laufenden Betrieb bezahlt werden, informierte Roman Tahbaz vom KSV nach der heutigen Prüfungstagsatzung die APA. Ob das Unternehmen verkauft werden muss, werde sich bereits in ein bis zwei Wochen entscheiden.

Schild des Süßwarenherstellers Niemetz Schwedenbomben

APA/Herbert Pfarrhofer

Die insolvente Firma Niemetz könnte in den Besitz von Manner übergehen

Umsatzrückgang für Sommer erwartet

Prinzipiell gibt es laut Tahbaz zwei Möglichkeiten für die Zukunft des Unternehmens. Einerseits kann sich die Niemetz-Gruppe bemühen, mithilfe eines Kreditgebers oder durch Eigenkapital zusätzliches Geld zu holen. Sollte dies nicht machbar sein, muss das Unternehmen verkauft werden. Diese Entscheidung müsse schon in ein bis zwei Wochen fallen, da für die Sommermonate traditionell ein Umsatzrückgang bei den Schwedenbomben zu erwarten sei und deshalb mangels Liquidität der laufende Betrieb nicht mehr garantiert werden könne.

Masseverwalter Stephan Riel, der in der Tagsatzung am Handelsgericht am Dienstag Auskunft über den Status quo des Unternehmens gab und den Sanierungsplan vorstellte, bestätigte dies in einer schriftlichen Stellungnahme.

„Die Walter Niemetz Süßwarenfabrik - Fabrikation v. Zucker-, Schokolade-, Konditorei- u. Dauerbackwaren GmbH & Co KG wird den von ihr vorgelegten Sanierungsplan (derzeit ist eine Quote von 20 Prozent angeboten) zu verbessern haben. Zur Erfüllung des Sanierungsplanes wird ein wesentlicher Beitrag der Gesellschafter notwendig sein“, hieß es in dem Schreiben. „Alternativ werden die Möglichkeiten einer übertragenden Sanierung des Unternehmens durch Verkauf des lebenden Unternehmens geprüft“, so Riel.

Produktion derzeit kostendeckend

Dank der hohen Nachfrage infolge diverser Kaufaufrufe von Schwedenbomben-Fans im Internet produziert Niemetz derzeit kostendeckend. Laut Masseverwalter ist die Produktion im Rahmen der technischen Möglichkeiten ausgelastet. Im März wurde ein Umsatz von einer Million Euro erwirtschaftet - „eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr“, so Riel.

Kunden in der Firma Niemetz bei Flashmob für Schwedenbomben

ORF

Ansturm auf „Schwedenbomben“

Laut Informationen des KSV wurden von den Gläubigern insgesamt 6,1 Mio. Euro an Forderungen angemeldet. Davon wurden bereits 2,6 Mio. Euro als „feststehend“ anerkannt. Das heißt, dieser Betrag wird jedenfalls bei der Quotenausschüttung berücksichtigt.

Man könne allerdings damit rechnen, dass sich die Summe im Laufe der noch nicht abgeschlossenen Prüfung noch auf etwa 4,5 Mio. Euro erhöhen werde, sagte Tahbaz. Der letzte Stichtag für Niemetz ist jedenfalls der 7. Mai. Dann werden die Gläubiger endgültig über den Sanierungsplan abstimmen.

Insolvenz-Antrag im Jänner

Das 1890 ursprünglich als Konditorei gegründete Traditionsunternehmen, das auch die Cremeriegel Swedy und Manja herstellt, meldete vor zwei Monaten Insolvenz an - mehr dazu in Konkursantrag gegen Niemetz.

Zuvor waren Lieferanten und Mitarbeiter gar nicht oder nur zum Teil bezahlt worden. Als Gründe für den stetigen Abstieg wurden von Fachleuten unter anderem fehlende Produktinnovationen, veraltete Maschinen und schlechtes Marketing genannt - mehr dazu in Niemetz-Mitarbeiter warten auf Geld.

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