Siemens-Resolution gegen Jobabbau

Bei einer Betriebsversammlung haben die Siemens-Mitarbeiter in Wien-Floridsdorf eine Resolution gegen Jobabbau verabschiedet. In Österreich sollen 300 Arbeitsplätze gefährdet sein, der Betriebsrat fürchtet noch höhere Einsparungen.

Der Angestellten-Betriebsratsvorsitzende des Standorts Wien-Florisdorf sieht durch die Vorgaben des konzernweiten Sparprogramms zahlreiche Arbeitsplätze bedroht. „Es wird um mehr geredet als um 300 Jobs“, sagte Betriebsrat Wolfgang Springer am Donnerstag. „Die Vorgaben aus Deutschland sind höher.“

Siemens-Zentrale in Wien

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Mitarbeiter der Siemens-Zentrale verabschiedeten eine Resolution gegen Einsparungen

Derzeit keine Streiks

Die Betriebsversammlung, an der ca. 900 Personen teilgenommen hatten, sei nur „unterbrochen“ worden und könne gegebenenfalls fortgesetzt werden. Derzeit wolle man aber nicht von Protestmaßnahmen oder „Streiks“ sprechen, sondern stehe in intensiven Gesprächen mit dem örtlichen Management.

„Wir versuchen gemeinsam mit dem örtlichen Management die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze zu erhalten“, versicherte Springer. Das „Siemens-Kosteneffizienzprogramm“ will die EBIT-Marge konzernweit auf zwölf Prozent anheben. „Wir als Betriebsrat meinen nicht, dass das in Stein gemeißelt sein muss“, sagte Springer. „Man muss nicht jedes utopische Ziel erreichen.“

Wien von Sparplänen besonders betroffen

Das Management müsse auch die Vielfalt des Geschäfts berücksichtigen, meint der Betriebsrat. In Österreich sei man stark im „Lösungsgeschäft“ tätig - mit hoher Wertschöpfung und vielen Mitarbeitern. Hier seien aber nicht solche Spannen erzielbar wie im reinen Produktgeschäft - deswegen gerate man unter Druck.

Wien 21 sei der am stärksten von den Kostensparmaßnahmen betroffene Standort in Österreich: Rund 5.000 Menschen arbeiten hier in und um das neue Headquarter. Die Bereiche Energie, Industrie und die Zentralstellen seien besonders von den Sparplänen betroffen.

„Mit Mitarbeiterabbau kann man sich nicht für die globale Zukunft rüsten, sondern im Gegenteil“, warnt der Betriebsrat. Damit gehe Know-how verloren, verunsicherte Mitarbeiter gingen zur Konkurrenz. Im riesigen Siemens-Konzern müssten die einzelnen Einheiten mehr regionalen Handlungsspielraum bekommen. „Wir sind da mit den örtlichen Führungskräften großteils einer Meinung“.

3.000 Industriearbeitsplätze weniger

In Deutschland will Siemens durch das Sparpaket 3.000 von 28.000 Arbeitsplätzen in der Industrie abbauen. Ein Großteil davon soll Vertrieb und Verwaltung des Sektors betreffen.

Arbeitnehmervertreter in Deutschland spekulieren, dass über 10.000 Stellen bedroht sind. Konzernchef Peter Löscher beteuerte dagegen, dass Stellenabbau zwar nicht ausgeschlossen, aber kein Ziel des Milliardensparprogramms „Siemens 2014“ sei.

Peter Kropp, Sprecher des Siemens-Gesamtbetriebsrates, hatte schlankere bürokratische Strukturen bei Siemens grundsätzlich für notwendig erachtet: „Man muss sich aber schon fragen, ob angesichts des zweitgrößten Gewinns der Unternehmensgeschichte ein Sechsmilliardensparprogramm auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden muss“.

12.630 Mitarbeiter in ganz Österreich

Der deutsche börsennotierte Konzern beschäftigt weltweit rund 370.000 Menschen. Im ersten Quartal des Siemens-Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember 2012) fiel der Gewinn im Vorjahresvergleich um zwölf Prozent auf 1,21 Mrd. Euro. Der Umsatz legte leicht auf 18,1 Mrd. Euro zu. Durch das Sparprogramm sollen die Gewinnspannen vergrößert werden: Die operative Marge soll auf mindestens zwölf Prozent steigen.

In Österreich ist Siemens mit rund 12.630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber. Im Geschäftsjahr 2012 hat der Umsatz mit Kunden in Österreich rund 1,44 Mrd. Euro betragen. Der Auftragseingang erreichte einen Wert von mehr als 1,15 Mrd. Euro.

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