Mehr Frauen suchen in Frauenhäusern Schutz

Im vergangenen Jahr haben in den Wiener Frauenhäusern mehr Frauen Schutz vor gewalttätigen Ehemännern gesucht. 690 Frauen und 663 Kinder wurden im Vorjahr in einem der vier Wiener Frauenhäuser betreut. Das sind um 39 Frauen mehr als im Jahr 2011.

Das erste Frauenhaus in Österreich öffnete 1978 in Wien seine Pforten. Mittlerweile gibt es vier derartige Einrichtungen in der Stadt. Erst im Vorjahr wurde ein neues, größeres Frauenhaus eröffnet - mehr dazu in Neues Frauenhaus für Wien. Neben der Anzahl der betreuten Frauen stieg auch die Zahl der Aufenthaltstage in den Wiener Frauenhäusern. 2012 waren es 65.078, im Jahr davor waren es noch 64.354.

Gleichzeitig können 175 Menschen betreut werden

Die Häuser seien zwar komplett ausgelastet, aber „es ist nicht so, dass es keinen Platz mehr für Frauen in Notsituationen gibt“, sagte Stefanie Grubich, Sprecherin von Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), bei der Präsentation der Jahresbilanz im Februar.

TV-Hinweis: Der dok.film „Martas Koffer“ widmet sich am Sonntag, 30. Juni, um 23.05 Uhr in ORF 2 dem Thema Gewalt in der Familie.

Die vier Frauenhäuser sind in einem Verein zusammengeschlossen. Derzeit können 175 Personen gleichzeitig in den vier Einrichtungen betreut werden, wie es auf der Website des Vereins heißt. Damit erreichten die Wiener Frauenhäuser die Vorgabe der EU, wonach auf 10.000 Einwohner ein Platz in einem Frauenhaus zur Verfügung stehen soll.

Im Frauenhaus lebt auch die Angst

Angst, dem Täter zu begegnen, und Angst, dass alles noch einmal passiert: Damit leben die Bewohnerinnen von Frauenhäusern permanent. „Das ist sozusagen Usus bei uns“, sagte Susanne Deutsch, stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins Wiener Frauenhäuser.

Die Standorte der Frauenhäuser werden grundsätzlich nicht publik gemacht, „aber es gibt Möglichkeiten, eine Adresse herauszufinden, wenn jemand das wirklich will“, schränkte Deutsch ein, „sei es, dass eine Adresse irgendwo zufällig genannt wird oder ein Mann seiner Frau auflauert, wenn sie das Kind aus der Schule oder dem Kindergarten abholt und ihr dann nachgeht.“

Frauenhäuser „kein Gefängnis“

Innerhalb der Frauenhäuser gebe es sehr gute Sicherheitsvorkehrungen, „auf das, was draußen passiert, haben wir leider kaum Einfluss. Wir geben den Frauen zwar Tipps, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen. Aber wir sind kein Gefängnis und jede Frau kann sich frei bewegen“, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins, dessen Häuser voll belegt singt. Eine Tendenz zu mehr Gewalt liest Deutsch daraus nicht ab. Eher sei es so, dass immer mehr Gewaltopfer Anzeigen erstatten und sich an Schutzeinrichtungen wenden.

Frauentelefon für anonyme Beratung

Als Starthilfe nach dem Frauenhaus gibt es einen Übergangswohnbereich. 104 Frauen und 115 Kinder nützten 2012 diese Unterkunft, in der es auch rechtliche und psychosoziale Betreuung gibt. Insgesamt registrierten die Frauenhäuser im Vorjahr 9.408 Beratungskontakte mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern.

Anonyme Beratung ist schriftlich und nach Terminvereinbarung persönlich möglich. Daneben gibt es auch das Frauentelefon, das an fünf Tagen die Woche ebenfalls auch für anonyme Beratung zur Verfügung steht.

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