Kindermord: „Ausweglose Situation“

Jene Frau, die am Donnerstagvormittag in ihrer Wohnung in Wien-Ottakring zwei ihrer vier Kinder getötet hat, hat aus Verzweiflung über eine „ausweglose Situation“ gehandelt. Das geht aus dem Abschiedsbrief der 38-Jährigen hervor.

In dem Schreiben entschuldige sich die Frau für die Tat, sagte Polizeisprecherin Barbara Riehs. Der Brief in arabischer Schrift sei aber sehr verworren und zittrig geschrieben, teilweise bestehe er nur aus Wortfetzen, unter anderem dem Wort „Krankheit“. Dass die Frau schwer krank war, wie kolportiert wurde, kann aber bisher nicht bestätigt werden. Der Ehemann wisse nichts von einer Krankheit, so Riehs.

Zustand weiter äußerst kritisch

Nach der Tat sprang die Mutter aus dem Fenster im vierten Stock. Die 38-Jährige überlebte den Sturz mit schwersten Verletzungen. Noch nicht klar war, ob sich die Mutter bereits vor ihrem Sprung in suizidaler Absicht eine Verletzung zugefügt habe. Die Frau landete auf einem Rasen und erlitt beim Aufprall multiple Verletzungen. Sie wurde notoperiert, ihr Zustand wird weiterhin als äußerst kritisch bezeichnet.

Die Leichen der beiden Mädchen im Alter von sechs und neun Jahren wurden bereits obduziert. Die Kinder wurden mit Elektrokabeln und einem Kleidungsstück erdrosselt - mehr dazu in 38-Jährige tötet zwei Töchter.

Journalisten und Einsatzkräfte der Rettung und Polizei in Wien-Ottakring

APA/Herbert Neubauer

Die 38-Jährige sprang aus dem vierten Stock

Zwei Kinder waren außer Haus

Die beiden anderen Kinder waren zum Zeitpunkt der Tat mit ihrem Vater außer Haus. Der Zwillingsbruder der Neunjährigen musste mit seinem Vater zum Arzt, die ältere 13-jährige Schwester ist in letzter Sekunde laut Polizei spontan mitgegangen, ansonsten wäre auch sie bei ihrer Mutter daheim geblieben.

Die Familie wird psychologisch betreut. Die Mutter und die Kinder sollen nur im Sommer in Wien gewesen sein, die restliche Zeit des Jahres sollen sie in Ägypten verbracht haben, wo die Kinder auch zur Schule gegangen sein sollen. Laut Polizei war die Familie unauffällig und dürfte eher zurückgezogen gelebt haben.

Wirklich verstehen wird man die Tat nie können. Andreas Erfurth, Facharzt für Psychiatrie, sieht Depressionen verbunden mit einem Wahn als mögliche Auslöser für die Verzweiflungstat - mehr dazu in Familiendrama: Wahn als Auslöser?