Familiendrama: Wahn als Auslöser?

Der Fall der Mutter, die ihre zwei Töchter getötet hat und dann Suizid verüben wollte, schockiert nicht nur die Nachbarn. Wie kann eine Mutter so etwas tun? Der Psychiater Andreas Erfurth erklärt die Tat mit Depressionen und einem Wahn.

Andreas Erfurth im Wien heute-Studio

ORF

Andreas Erfurth, Facharzt für Psychiatrie

Eine Frau erwürgt zwei ihrer vier Kinder, schneidet sich dann die Pulsadern auf und springt aus dem vierten Stock in die Tiefe. Sie hinterlässt einen zittrig geschriebenen Abschiedsbrief, in dem sie das Wort „Krankheit“ erwähnt - mehr dazu in Kindermord: „Ausweglose Situation“ und in 38-Jährige tötet zwei Töchter.

Wirklich zu erklären und zu verstehen ist so eine Verzweiflungstat nicht. Der ärztliche Chef der psychiatrischen Abteilung im Otto-Wagner-Spital, Andreas Erfurth, nimmt an, dass es sich um einen erweiterten Suizid handelte. Das ist der Versuch, in einer schweren Depression aus einem Wahn heraus etwas ganz Schlimmes, das auf die Familie zukommen könnte, zu verhindern", sagte Erfurth im „Wien heute“-Studiogespräch.

„Unverrückbare, letztlich falsche Überzeugung“

Die Depression sei die häufigste Krankheit in der Medizin, die oft gemeinsam mit dem Phänomen des Wahnes auftrete, sagt Erfurth. „Das bedeutet in unsere Sprache, dass jemand eine feste, unverrückbare, letztlich falsche und unkorrigierbare Überzeugung hat, im Fall einer Depression etwa, dass die ganze Familie in den Ruin getrieben wird.“

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„Aus einer solchen wahnhaften Überzeugung, die zwar falsch ist, aber dem Kranken in dem Moment als richtig erscheint, ist dann so eine Tat zumindest nachvollziehbar, weil sie eine logische Konsequenz aus dem Wahnglauben ist“, versucht Erfurth die Tat aus ärztlicher Sicht zu erklären. Er appelliert auch daran, im eigenen Umfeld darauf zu achten: „Aus einer solchen wahnhaften Überzeugung, die zwar falsch ist, aber dem Kranken in dem Moment als richtig erscheint, ist dann so eine Tat zumindest nachvollziehbar, weil sie eine logische Konsequenz aus dem Wahnglauben ist“, so Erfurth im „Wien heute“-Interview.

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