Christiane Hörbiger ist 75

Sie gehört zum berühmten Wessely-Hörbiger-Clan und zählt seit den 1980er Jahren zu den beliebtesten Fernsehschauspielerinnen: Am Sonntag feierte Christiane Hörbiger ihren 75. Geburtstag. Sie selbst sagt: „So glücklich wie jetzt war ich noch nie!“.

„Das ist der Vorteil des Alters, dass man schon glücklich ist, wenn man nur die Sonne aufgehen sieht“, freute sich Hörbiger bei der Präsentation ihres jüngsten TV-Films. Zu ihrem Geburtstag wünscht sie sich nur eines: „Dass alle gesund bleiben.“

Hörbiger als Alzheimer-Patientin

Dass das nicht selbstverständlich ist, wurde ihr erst jüngst bei den Dreharbeiten zu einem Fernsehfilm bewusst, der am 14. Oktober seine ORF-Premiere (20.15, ORF 2) feiert: In „Stiller Abschied“ gibt sie eine Firmenpatriarchin, die nach dem Tod ihres Mannes nicht nur vor den Trümmern ihres Lebens steht, sondern auch an Alzheimer erkrankt.

Christiane Hörbiger in "Stiller Abschied"

ORF/ARD/Sandra Hoever

Hörbiger in „Stiller Abschied“

Der Film unter der Regie von Florian Baxmeyer zeigt, was die Diagnose für den Betroffenen wie für die Angehörigen bedeutet. Angst vor dem Alter hat Hörbiger dennoch nicht: „In meinem Alter fallen alle Zukunftsängste weg“, meint sie lakonisch und hält fest: „Es gibt kein ständiges Glück, aber es gibt Glücksmomente.“ Derer hat die viel beschäftigte Grande Dame des österreichischen Films zu ihrer Zufriedenheit nach wie vor viele. Sie ist auch froh, dass „mein Alter im ORF nie eine Rolle gespielt hat“.

Christiane Hörbiger

ORF/Thomas Ramstorfer

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gratuliert dem Geburtstagskind

Nach Zuckerbäckerlehre zum Schauspiel

Trotz ihres Erfolgs vergisst die Tochter des Schauspieler-Ehepaares Attila Hörbiger und Paula Wessely nicht ihre Anfänge in den späten 1950er Jahren, die nicht gerade einfach waren. In ihrer zum 70. Geburtstag erschienenen Autobiografie „Ich bin der Weiße Clown“ rekapitulierte die 1938 in Wien geborene Hörbiger auf unterhaltsame Weise ihre Kindheit und Jugend, die auch von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt.

Auf Wunsch der Eltern machte sie zunächst eine Zuckerbäckerlehre, doch 1955 entschied sie sich für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar. Die Ausbildung brach sie jedoch die Dreharbeiten zum Film „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, in dem sie Mary Vetsera spielte, wieder ab.

Durchbruch mit den „Guldenburgs“

Der große Durchbruch stellte sich allerdings erst in den 1980er Jahren mit der erfolgreichen TV-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ ein. Seither wirkte Hörbiger auch in zahlreichen österreichischen und deutschen Spielfilmen mit.

Götz George und Hörbiger in einer Szene in "Schtonk"

dpa/Oliver Berg

Mit Götz George in „Schtonk“

Glänzende Kritiken erhielt sie für ihre Darstellung der Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Satire „Schtonk“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere Filmerfolge waren „Tafelspitz“, „Lamorte“ und "Hunger.

Der überragende Erfolg mit der Serie „Julia“ öffnete Hörbiger zahlreiche weitere Türen, wie sie anlässlich des Serienendes einmal beschrieb: „Ich bin in der glücklichen Lage, viele Angebote zu erhalten.“ Und diese nützte sie in den vergangenen Jahren: So war sie etwa mit Nikolas Leytners Justizdrama „Die Geschworene“ oder Paul Harathers Thriller „Die Gottesanbeterin“ erfolgreich. Auch die Literaturverfilmung „Besuch der alten Dame“ brachte ihr viele Lorbeeren ein.

Scheute den Vergleich mit ihren Eltern

Ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings „Nathan der Weise“ am Burgtheater im Jahr 1959 verlief zunächst allerdings wenig glanzvoll. Sie erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg.

Dennoch verließ Christiane Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem unentwegten Vergleich mit den Eltern und Geschwistern - auch die beiden Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth schlugen die Bühnen- und Filmkarriere ein - zu entgehen. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Hörbigers Rollenrepertoire umfasste neben den Klassikern wie Lessing und Schiller auch moderne Bühnenautoren sowie die großen Repräsentanten der Wiener Theatertradition von Nestroy bis Schnitzler und Hofmannsthal.

Christiane Hörbiger

APA/Robert Jäger

Bei Dreharbeiten mit ihrer Schwester Maresa Hörbiger

Hörbiger: „Ich kann nichts so gut wie spielen“

Hörbinger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978.

Christiane Hörbiger

APA/FRanz Neumayr

Mit Partner Gerhard Tötschinger

Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger. Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Bayrischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin Serie“ für ihre Rolle der „Julia“. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt.

2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie im selben Jahr die Platin-„Romy“ für ihr Lebenswerk. Dass dieses noch nicht abgeschlossen ist, wird sie nicht müde zu betonen: „Ich kann nichts so gut wie spielen“, sagte sie einmal zur „Zeit“. „Dann sollte man das auch tun, so lange man kann. Und so lange die Leute einen sehen wollen.“

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