„Nazi-Jägerin“ eröffnet Ausstellung

Im Nestroyhof wird ab heute die Ausstellung „Der Holocaust in Europa“ gezeigt. Ehrengast ist die als „Nazi-Jägerin“ bekannte Beate Klarsfeld. Auch Im Flakturm gibt eine Schau Auskunft über die dunkle Vergangenheit des Stahl-Beton-Bauwerks.

Aus Anlass des 75. Gedenktages an den Novemberpogrom wird die Ausstellung „Die Geschichte der Shoah in Europa" im Theater Nestroyhof Hamakom gezeigt.

Beate Klarsfeld

dpa/Tim Brakemeier

Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld

Geschichte der Shoah

Der vom Memorial de la Shoah in Paris zusammengestellte Teil der Ausstellung vermittelt die Geschichte der Vernichtung des europäischen Judentums von den Anfängen des rassistischen Antisemitismus bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Ergänzend dazu haben Mitarbeiterinnen des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine ausführliche Darstellung dieser Entwicklungen in Österreich erarbeitet.

TV-Hinweis:

Ein Interview mit Beate Klarsfeld sehen Sie in „Wien heute“ in der ORF TVthek.

Auf diese Weise werden Zusammenhänge, Unterschiede und Parallelen der österreichischen Geschichte der Shoah mit der gesamteuropäischen verdeutlicht. Die Ausstellung und Katalog richten sich vor allem an Schülerinnen und Schüler, sollen aber auch ein breiteres Publikum ansprechen.

NS-Schau im „Haus des Meeres“ wiedereröffnet

Wo heutzutage Hammerhaie, Krokodile und Schlangen für große Augen bei Jung und Alt sorgen, ging es im Zweiten Weltkrieg alles andere als kindgerecht zu. Denn der rund 50 Meter hohe und 1943 erbaute Flakturm im Wiener Esterhazypark, der heute das „Haus des Meeres“ beherbergt, spielte in den letzten eineinhalb Kriegsjahren eine wichtige Rolle im Kampf um Wien.

Eine kleine, ursprünglich 2009 ins Leben gerufene Schau in der oberen Etage des Aqua-Terra-Zoos will Auskunft über die dunkle Vergangenheit des Stahl-Beton-Ungetüms geben. Nach einigen Adaptionen wurde sie nun am Dienstag wiedereröffnet.

Nachgebauter Kommandoraum zu sehen

Das Mini-Museum ist im zehnten Stockwerk des „Haus des Meeres“ untergebracht - dort, wo sich nach den umfangreichen Umbauarbeiten nun das Hammerhaibecken befindet. Der Fokus liegt auf der Technik. Herzstück ist nach wie vor ein nachgebauter Kommandoraum - ausgestattet u.a. mit alter Möblierung, Schreibmaschine, Feldtelefon, Volksempfänger und einer „Luftschutzhausapotheke“. Denn geschossen wurde vom Turm im Esterhazypark nie, erklärte Kurator Marcello La Speranza in einer Pressekonferenz. Der Koloss diente vielmehr zur „Feuerleitung“.

Dank am Dach montierter Radargeräte und Entfernungsmesser konnten Flugzeuge der Alliierten geortet werden, im Kommandoraum errechneten vor allem Schüler und Studenten die nötigen Daten, um den „feindlichen“ Flieger abschießen zu können. Diese Anweisungen wurden an den unweiten Turm in der Stiftskaserne weitergeleitet, wo die Flakgeschütze untergebracht waren. Die bodennahen Etagen dienten indes als Luftschutzbunker für die Zivilbevölkerung.

Schüler sollen über NS-Zeit informiert werden

Die mathematischen Grundlagen werden den Besuchern anhand von Schautafeln ebenso nähergebracht wie die Grundzüge der Luftabwehr in Verbindung mit den insgesamt sechs Wiener Flaktürmen. Alte Fotografien, Landkarten, Gerätenachbauten und Schilder sollen einen Eindruck von damaligen Geschehen vermitteln. Im erweiterten Bereich, einem Vorraum zur eigentlichen Ausstellung, sind zudem Reste von Gasmasken, diverse Granatenteile oder Helme hinter Glas zu sehen.

Das überschaubare Infoangebot unter dem Motto „Erinnern im Innern“ soll auch bei Schülern auf Interesse stoßen. „Zu zeigen, was es bedeutet hat, im Krieg zu leben, ist für die Zwölf- bis 18-Jährigen eine ganz wesentliche Aufgabe“, hob Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl heute hervor. Das „Haus des Meeres“ bietet ab morgen, Mittwoch, täglich zwei Führungen an. Sie finden um 11.00 und 16.00 Uhr statt

75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938

75 Jahre sind seit dem Novemberpogrom von 1938 vergangen. Die von den Nazis sogenannte „Reichskristallnacht“ markiert den Beginn der systematischen Judenverfolgung im 3. Reich. Zum Gedenken und zur Aufarbeitung der Novemberpogrome gibt es zahlreiche Veranstaltungen in Wien.

Der Verein „Betrifft: Neudeggergasse“ lädt am 9. November um 18.30 Uhr bei freiem Eintritt in die Neudeggergasse in der Josefstadt, vor die ehemalige Synagoge. Anton Pelinka wird eine Gedenkrede halten, Schauspieler Erwin Steinhauer tritt mit Liedern von Hermann Leopoldi und dem „Alten Wessely“ von Georg Danzer auf.

Das Bezirksmuseum Währing präsentiert 22. Dezember die Sonder-Ausstellung „Sehen & Erinnern“. Überlebende sprechen am 7. November um 18.00 Uhr im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes über ihre Erlebnisse. Auch die Volkshochschule Hietzing und die Volkshochschule Alsergrund bieten mehrere Veranstaltungen zum Thema. Das Parlament bietet auf der Homepage einen Überblick über die Gedenkveranstaltungen.

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