Klinikchefs am AKH: 180 Ärzte fehlen

Nachdem der Betriebsrat und die Ärztekammer massive Kritik an der Streichung von elf Journal-Nachtdiensten im AKH geübt hat, schalten sich nun die Klinikchefs ein. Sie sehen einen „Fehlbestand von 180 ärztlichen“ Kollegen.

Die Primarärzte am AKH, die Organisationseinheits- und Abteilungsleiter, wollen jedenfalls endlich eine koordinierte Planung der MedUni Wien, von Betriebsrat, Rektorat und AKH. „Die unterzeichnenden Organisationseinheitsleiter und Abteilungsleiter finden es sehr bedauernswert, dass sie in die Ausarbeitung der neuen Betriebsvereinbarung nicht eingebunden wurden“, liest man in einem Schreiben des Primarärztekollegiums vom 19. Dezember vergangenen Jahres an Rektor Schütz.

„Massive Defizite in Klinik, Forschung und Lehre“

Weiters hieß es, man könne die Konsequenzen der Betriebsvereinbarung nicht wirklich schultern: „Für die sich aus dieser Tatsache ergebenden massiven Organisationsdefizite in Klinik, Forschung und Lehre an der MedUni wird jede Verantwortung zurückgewiesen.“ Der Grund liege nämlich genau in den Konsequenzen der Vereinbarung, die sich auf alle Ebenen des Wissenschafts- und Spitalbetriebes auswirke.

Die führenden Kliniker am AKH, allesamt Spitzenangestellte der MedUni Wien: „Letztere (Organisationsdefizite; Anm.) sind in erster Linie durch den Fehlbestand von 180 ärztlichen Kollegen und Kolleginnen während des Routinezeitraumes verursacht, und inkludieren ein beträchtliches Missverhältnis des verbleibenden ärztlichen Personals in Bezug auf die angeforderten Leistungen (...).“

Verdichtung der Leistungen im Routinebetrieb

Die Schwierigkeiten der Universitätsklinken im Wiener AKH zeigen sich laut den Primarärzten in der Ausbildung genauso wie in massiven Problemen „in der Kontinuität der ärztlichen Betreuung von Patientinnen und Patienten, eine substanzielle Konzentration und Verdichtung der Leistungen im Routinebetrieb sowie eine massive Verlagerung von Leistungen in den Journaldienstzeitraum.“

„Die beschriebenen Effekte führen unter anderem zu einem messbaren Qualitätsverlust in der Patientenbetreuung und einer Überbeanspruchung der Ärzte und Ärztinnen im Journaldienst, welche die Möglichkeit wissenschaftlicher Arbeit am Tag nach dem Journaldienst ad absurdum führt.“ Wenn Ärzte ausgepowert aus dem Nachtdienst kämen, sei eben auch wissenschaftliche Arbeit nicht im vollen Umfang zu verlangen.

„Kliniken dürfen nicht Spielball von Interessen sein“

Jedenfalls, so einer der Unterzeichner des Schreibens gegenüber der APA: „Wir brauchen eine eindeutige Definition der von den Universitätskliniken im AKH zu erbringenden Leistungen – und dann erst kann man darangehen, Personaleinsatz und Ressourcen zu planen. Es geht nicht umgekehrt: Wir bekommen eine Betriebsvereinbarung auf’s Aug‘ gedrückt – und sollen dann den Betrieb an den Universitätskliniken danach ausrichten. Die Kliniken und die Klinischen Abteilungen dürfen nicht der Spielball von einander widerstreitenden Interessen sein.“

Nacht-Journaldienste gestrichen

Nach einem vor zwei Jahren nicht gelungenem Versuch, 24 der Journal-Nachtdienste zu streichen, startete der Rektor mit Anfang des Jahres einen neuerlichen Anlauf: Entfall von elf Nachtdiensten, dafür das Versprechen der Aufnahme von 22 Ärzten zusätzlich.

Bei Wegfall der elf Nachtdienste würden diese Mediziner ja auch am Tag zur Verfügung stehen. Dagegen wehrt sich derzeit der Betriebsrat vehement. Die Wiener Ärztekammer sprach am Donnerstag von „Hohn“. Weniger Ärzte könnten keine Verbesserung der Patientenversorgung darstellen - mehr dazu in Nachtdienste am AKH eingespart.

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