Der Weg zum „Traumjob Museumsobjekt“

Das Technische Museum hat Stellenangebote ausgeschrieben. Allerdings nicht für Mitarbeiter, sondern für Wanderstöcke und Mopeds. Nur die besten Bewerbungen erhalten den „Traumjob Museumsobjekt.“

„Wir suchen zum sofortigen Eintritt Mopeds, Wanderstöcke und Autoaccessoires mit persönlicher Geschichte“, heißt es im Stellenangebot des Technischen Museum Wien (TMW). Das Team rund um Direktorin Gabriele Zuna-Kratky versucht damit auf kreative Weise, Schenkungen für die kommende Ausstellung „Mobilität“ zu erhalten. Die Ausschreibungen für den „Traumjob Museumsobjekt“ wurden in Tageszeitungen und im Internet inseriert.

„Traumjob Museumsobjekt“

Über ein Formular können sich Mopeds, Wanderstöcke und Autoaccessoires für das Technische Museum bewerben.

Das TMW machte mit Schenkungen bereits gute Erfahrungen. Im Jahr 2005 nahm das Museum nach einem Aufruf 2.774 Schenkungen für den Aufbau der Abteilung „Alltag“ an. Im Vorjahr bekamen nur noch 159 Schenkungen von 500 Angeboten einen Platz in der Sammlung.

Lohner-Roller aus dem Jahr 1954

Technisches Museum Wien

Das TMW sucht Mopeds, wie diesen Lohner-Roller, mit Geschichte

Bewerbungsgespräche in den Museen

Der Vergleich eines Schenkungsaufrufes mit einem Jobangebot ist durchaus passend. Denn tatsächlich durchlaufen Schenkungsangebote so etwas wie ein Bewerbungsgespräch. Jedes neue Museumsobjekt erzeugt Kosten für die dauerhafte Lagerung und Erhaltung.

Öffentlicher Mistkübel „Otto orange“, Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er-Jahre, Hersteller Gebrüder Otto KG, Deutschland, Schenkung, Magistratsabteilung 48, 2003

Wien Museum

Die MA 48 schenkte dem Wien Museum den öffentlichen Mistkübel „Otto orange“

Die Kuratoren der verschiedenen Wiener Museen stellen sich vor jeder Neuaufnahme daher Fragen wie: Ist das Objekt für die Sammlung geeignet? Welche Aussagekraft hat das Objekt? In welchem Zustand befindet es sich? Wie viel Aufwand bedeutet die Betreuung? Ist die Schenkung an eine Bedingung geknüpft?

Geschenke über Facebook

Das Wien Museum ruft beispielsweise über Zeitungsinserate und Facebook zu Schenkungen auf und entscheidet in regelmäßig stattfindenden Sitzungen über neue Angebote. Natürlich gibt es auch genügend „Initiativbewerbungen“, die ohne Aufruf im Museum einlangen. „Gerade ein Museum wie unseres ist auf Schenkungen angewiesen. Vieles geht verloren, weil Menschen gar nicht wissen, dass wir daran Interesse haben könnten“, so Peter Stuiber vom Wien Museum.

Vor fünf Jahren rief das Wien Museum für die Schau „Wien vor 50 Jahren“ zu Schenkungen auf. „Vielleicht wollen Sie Ihrem Stadtmuseum ein Geschenk machen? Bereichern Sie die Sammlung mit Alltagsgegenständen oder Bildern aus Ihrem persönlichen Besitz und erweitern Sie so das Gedächtnis der Stadt“, hieß es in der Aussendung.

Original-Schriftzug von der Fassade des Südbahnhofs, um 1962, demontiert 2009, Schenkung ÖBB, 2010

Wien Museum

Die ÖBB schenkten dem Wien Museum den alten Südbahnhof-Schriftzug

Designerstücke für das Möbelmuseum

„Nein, wir rufen nicht zu Schenkungen auf“, so Ilsebill Barta vom Hofmobiliendepot Möbelmuseum Wien. Gewöhnlich treten Privatpersonen nach einem Todesfall an das Museum heran und wollen, dass Stücke aus dem Familienbesitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Manchmal sind die Objekte für den Handel auch nicht interessant.

Linzer Hocker

Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. / Hofmobiliendepot

Der „Linzer Hocker“ war ein Geschenk von Thomas Feichtner

Kürzlich erhielt das Hofmobiliendepot vom österreichischen Designerteam EOOS das Stuhlmodell „Sweetwood“ und von Designer von Alexander Gufler den Armlehnstuhl „Merano“ als Geschenk. Barta: „Die österreichischen Designer wissen es zu schätzen, dass ihre Möbel in einem österreichischen Museum dauerhaft ausgestellt sind.“

Schenkung als Chance für Künstler

Im Vorjahr rief die Bibliothek des Leopold Museums über Zeitungsinserate zu Bücherschenkungen für Fachliteratur mit Schwerpunkt „Wien 1900“ auf. Das Museum selbst startete bisher keine Aufrufe. Denn es melden sich auch so viele Künstler, die in der Sammlung vertreten sein wollen und dem Museum daher etwas schenken möchten. Aber auch das Leopold Museum nimmt nicht jede Schenkung an. „Es muss sich um ein Objekt von höchster Qualität handeln und es muss ein Konnex zur Sammlung gegeben sein“, so Klaus Pokorny vom Leopold Museum.

Bären an Bezirksmuseum

„Bei uns wird nicht zu Schenkungen aufgerufen“, so Heinrich Spitznagl von den Wiener Bezirksmuseen. Auch so melden sich immer wieder Erben oder Sammler, die alte Dokumenten, Bücher oder Kunstwerke den Museen überlassen wollen. Doch auch bei den Bezirksmuseen ist der Platz begrenzt. Zuletzt wurden dem Bezirksmuseum in Landstraße von einer Sammlerin 4.800 Plüschteddys inklusive Dioramen angeboten. Spitznagl: „Wir werden einen Platz dafür finden.“

3800 Bären, Dioramen, Operationssaal

Bezirksmuseum Landstrasse

4.800 Stoffbären sollen im Bezirksmuseum eine neue Heimat finden

HGM zählt über 1.500 Schenkungen pro Jahr

Das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) wächst jährlich um bis zu 5.000 Objekte wie Waffen, Kleidung, Kunst und Medien. Die Übernahme von Schenkungen und Nachlässen, beispielsweise von ehemaligen Militärs, gehört zu einer der wichtigsten Zuwachsarten des Museums. „Obwohl die Zahlen natürlich von Jahr zu Jahr schwanken, beläuft sich der Anteil an Schenkungen auf rund 30 bis 60 Prozent der jährlichen Sammlungszugänge“, so HGM-Direktor Christan Ortner.

„Carver's Corner“ von Alex Katz

Albertina Wien

Schenkung an die Albertina: „Carver’s Corner“ von Alex Katz

Auch in der Albertina durchlaufen die Schenkungsangebote eine strenge Prüfung. Im vergangenen Jahr wurden 275 Schenkungen in den Sammlungen Grafik, Gemälde und Skulpturen aufgenommen. Etwa dreimal so viele Schenkungen wurden angeboten, allerdings wird in der Albertina nach Sammlungsschwerpunkten ausgewählt. „Da wir kein Ankaufsbudget haben, sind Schenkungen ein wichtiger Bestandteil unserer Sammlungserweiterung“, so Albertina-Sprecherin Verena Dahlitz.

Kontaktpflege führt zu Schenkungen

Das Belvedere erhält vorwiegend Kunstwerke aus privaten Sammlungen und archivalischen Nachlässen von Künstlern und Kunsthistorikern geschenkt. „Natürlich ist hier eine intensive Kontaktpflege beziehungsweise eine jahrelange Zusammenarbeit von größter Bedeutung“, so Veronika Werkner vom Museum Belvedere.

Im Vorjahr nahm das Belvedere 319 Schenkungen an, darunter Kunstwerke, Entwürfe und Fotos von Herbert Boeckl, Lili Reynaud-Dewar, Christian Hutzinger, Barbara Pflaum oder Hermann Painitz. Zu den wichtigsten Schenkungen zählen beispielsweise jene von Ingeborg und Wolfgang Maurer mit 800 Kunstwerken, bestehend aus Uhren, Waffen, Möbeln, Gemälden und Zeichnungen.

Erfolg durch „Museum der Wünsche“

Im mumok wurden im Vorjahr Schenkungen im Wert von rund 1,2 Mio. Euro in die Sammlung integriert. „Darunter befinden sich große Schenkungskonvolute aus renommierten Privatsammlungen und zahlreiche Werke des Sammlerehepaars Dieter und Gertraud Bogner“, so mumok-Direktorin Karola Kraus. Außerdem konnten über das sammlungsstrategische Konzept des „Museum der Wünsche“ bisher 23 von 37 Wünschen für das mumok erfüllt werden.

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