Parlament lässt NS-Vergangenheit aufarbeiten

Das Parlamentsgebäude war in der NS-Zeit Sitz des Gauleiters von Wien. Diese Periode will das Parlament nun historisch aufarbeiten lassen. Demnächst soll eine Pilotstudie starten. Die angekündigte Restituierung von aus der NS-Zeit übernommenen Büchern steckt hingegen noch fest.

Laut der zuständigen Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novak ist zwar klar, dass das Parlamentsgebäude in der NS-Zeit den Wiener Gauleiter (den regionalen Parteiführer der NSDAP) beherbergt hat, welche Ämter genau im Gebäude untergebracht waren, sei aber nicht gesichert. Daher wolle man nun in einer „Pilotstudie“ die Quellenlage klären und danach festlegen, ob weitere Forschungen über die Rolle des Gebäudes im Nazi-Regime möglich sind.

Im Rahmen der Pilotstudie sollen auch die aus der NS-Zeit übernommenen und nach wie vor in der Parlamentsbibliothek lagernden Bücher ausgewertet werden, kündigte Janistyn-Novak an. Wie „Der Standard“ am Freitag berichtete, finden sich in der Bibliothek noch 2.294 Signaturen mit „NS-affiner“ Literatur - also unter anderem Propaganda und rassistische Machwerke. Die Bücher wurden laut Janistyn-Novak in einer eigenen Abteilung untergebracht und können derzeit nicht entlehnt werden.

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APA/Herbert Neubauer

Fast 2.000 Bücher mit „bedenklicher Provenienz“

Sie bestätigte auch, dass in der Parlamentsbibliothek insgesamt 1.884 Bücher mit „bedenklicher Provenienz“ lagern - es könnte sich also um NS-Raubgüter handeln. Diese Liste mit den Büchern soll im Zusammenarbeit mit dem Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus auf der Parlamentswebsite veröffentlicht werden, um mögliche Erben ausfindig zu machen.

Im Fall von 37 Büchern (bzw. 29 Signaturen) wurde die frühere Eigentümerschaft zwar geklärt, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) hat die Restituierung im Juni des Vorjahres angekündigt. Erfolgt ist die Rückstellung allerdings noch nicht, wie Janistyn-Novak nun meinte. Grund dafür: Es sei bis heute nicht möglich gewesen, zu klären, wer die Erben sind bzw. mit ihnen in Kontakt zu treten.

Zahlreiche Bücher hatte das Parlament aber bereits nach 1945 zurückgegeben - darunter 480 an die Israelitische Kultusgemeinde, 62 an den SP-Parlamentsklub und 74 an das Volkskundemuseum.

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