Spitalsreform: Mehr mobile Betreuung nötig?

Während durch die Spitalsreform Krankenbetten gestrichen und Patienten immer mehr in den Ambulanzen behandelt werden, steigt der Betreuungsbedarf für schwer kranke Menschen in Hospizen und Palliativstationen. Sind Mobile Dienste die Lösung?

Durch die Gesundheitsreform soll das „Spital der Zukunft“ über weniger Betten verfügen, weil immer mehr ambulant oder tagesklinisch gemacht werden kann - mehr dazu in Primarärzte planen Spitalsreform mit. Wie dieses Vorhaben aber in Bezug auf chronisch oder sterbenskranke Menschen umgesetzt werden soll, scheint unklar. Das Konzept des flächendeckenden Ausbaus der Hospiz- und Palliativbetreuung ist bisher jedenfalls an unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen gescheitert.

Während die Krankenbehandlung Sache des Bundes und der Sozialversicherung sei, falle der Pflegebedarf in den Kompetenzbereich der Länder, so der Hauptverband der Sozialversicherungsträger zur „Wiener Zeitung“. Beachtet man die aktuellen Patientenzahlen, so wurden allein in den Palliativstationen 2012 um etwa 520 Personen mehr betreut als noch 2011. In den mobilen Hospizteams ist sogar ein Plus von 1.000 Patienten zu erkennen. In Wien ist eine ähnliche Tendenz abzusehen.

Pflegerin verbindet Mann den Unterschenkel.

Fotolia/Gina Sanders

Palliativstation: Ganzheitliche Betreuung

Aktuell gibt es laut Hospiz Österreich in Wien sechs Palliativstationen (Stand 2012), die an Krankenhäuser gekoppelt sind. Ein speziell zusammengestelltes Team aus Ärzten, Pflegepersonal, Psychologen, Sozialarbeitern und Seelsorgern sorgt für eine ganzheitliche Betreuung der Patienten. Im Zentrum steht die Lebensqualität im Endstadium einer Krankheit. Eine dieser Stationen gibt es am AKH Wien. Seit 2005 befindet sich dort der erste Lehrstuhl für Palliativmedizin in Österreich.

Als verpflichtender Teil des Studiums nehmen Medizinstudenten an Seminaren zur speziellen Medikation, aber auch zur Gesprächsführung mit schwer kranken Menschen teil. Das Interesse der Studenten sei „erfreulich hoch“, erklärt der Leiter des Lehrstuhls für Palliativmedizin, Herbert Watzke. Dabei war es ein „jahrelanger Kampf“, dass der spezielle Umgang mit Patienten auf der Palliativstation in die Ausbildung verankert wird, erklärt Sabina Dirnberger von Caritas Socialis.

Ärztin bei Kind

Martina Konrad-Murphy

Wiens mobiles Kinderhospiz MOMO wurde von Caritas, Caritas Socialis und der mobilen Kinderkrankenpflege „Moki“ im vergangenen Jahr gegründet.

Hospizteams haben Zeit für Gespräche

Neben der stationären Palliativbetreuung gibt es in Wien acht mobile Palliativteams und neun mobile Hospizteams. Während in der Palliativbetreuung die medizinische Schmerzlinderung ein großes Thema ist, wird in Hospizen das Augenmerk auf soziale und psychosoziale Betreuung gelegt. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Teams nehmen sich Zeit für Gespräche mit chronisch oder sterbenskranken Menschen und deren Betreuenden, die sie zuhause oder im Heim pflegen.

Derzeit gibt es in Wien auch ein Tageshospiz, das ähnlich betroffene Patienten tagsüber in Gemeinschaft betreut. In anderen Bundesländern gibt es außerdem stationäre Hospize, die häufig an eine Pflegeeinrichtung gekoppelt sind. Die dortigen „Hospizbetten“ werden meist an Patienten vergeben, die einer längerfristigen Betreuung bedürfen als auf den Palliativstationen.

Ausbaupläne: Hoffnungsschimmer Gesundheitsreform

Bis 2012 sollte die Palliativ- und Hospizbetreuung in Österreich flächendeckend ausgebaut werden. Dazu wurden bereits 2006 Kriterien im Österreichischen Stukturplan Gesundheit festgelegt, woran sich die Ausbaupläne richten sollten. Laut Watzke, der neben dem Lehrstuhl auch die Palliativstation im AKH leitet, seien bisher aber nur die Palliativstationen zu „80 bis 90 Prozent flächendeckend“ ausgebaut. „Ein Drittel der notwendigen mobilen Palliativteams“ fehlen immer noch, erklärt Watzke.

Dabei gewinne die Hospiz- und Palliativbetreuung in der öffentlichen Aufmerksamkeit „massiv an Bedeutung“, erklärt Watzke. „Insbesondere was den mobilen Bereich betrifft, gibt es im Ausbau viel zu tun“, stellt auch der Geschäftsführer der Caritas Wien, Alexander Bodmann, fest. Watzkes Hoffnungen für einen Ausbau der Hospiz- und Palliativbetreuung liegen jetzt bei der Regierung.

Christina Mühlparzer, wien.ORF.at

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