Renovierung der Votivkirche verzögert sich

Sowohl die Stadt Wien als auch der Bund haben die Subventionen für die Restaurierung der Votivkirche schrittweise gekürzt. Damit verzögern sich die Bauarbeiten am Wahrzeichen und sollen frühestens in neun Jahren abgeschlossen sein.

Im Jahr 2001 übernahm die Erzdiözese Wien die Leitung für die Renovierung der Votivkirche. Rund 32 Millionen Euro wurden für eine Laufzeit von 20 Jahren veranschlagt. Kirche, Bund und Stadt wollten sich die Kosten zu je einem Drittel aufteilen. Harald Gnilsen, Architekt und Leiter des Bauamts der Erzdiözese, beklagt nun, dass diese Abmachung in der Praxis nicht eingehalten wird. Dadurch verzögert sich die Renovierung, weil in kleineren Bauetappen geplant werden muss.

Votivkirche

ORF/ Florian Kobler

Die Wiener Votivkirche wurde vom Wahrzeichen zur Werbeplattform

„Der jüngste Bauabschnitt hat rund 1,5 Millionen Euro gekostet. Von der Stadt Wien haben wir aber nicht die erwarteten 500.000, sondern nur 270.000 Euro rückerstattet bekommen“, so Gnilsen. Dabei soll es sich um keinen Einzelfall handeln. „In den vergangenen Jahren haben wir statt dem Drittel nur noch 25 Prozent bekommen und jetzt sind wir bei 17 Prozent“, so Gnilsen. Der Bund würde laut Gnilsen überhaupt nur einen „einstelligen Prozentsatz“ ausbezahlen.

Stadt weist Vorwürfe zurück

Die Kritik der Erzdiözese richtet sich jedoch hauptsächlich an die Stadt Wien, weil sie für die gesamte Sanierung die finanzielle Beteiligung von einem Drittel zugesagt hätte und man daher mit den Zahlungen rechnen würde. Im Gegensatz dazu gab es vom Bund nur für den ersten Bauabschnitt eine fixe Zusage.

Die Stadt Wien kann die Kritik nicht nachvollziehen und verweist darauf, dass es bisher immer wieder Zuschüsse in unterschiedlicher Höhe gegeben habe. „Es wird selbstverständlich auch künftig Zuschüsse geben, die sich sowohl nach Bauintensität als auch nach wirtschaftlichen Möglichkeiten richten. Die Stadt wird sich auch bemühen, dass sie mit Abschluss des Bauvorhabens ihren entsprechenden finanziellen Anteil an den Gesamtkosten beigetragen hat“, heißt es aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ).

Verzögerung durch Flüchtlinge

Auch die Besetzung der Votivkirche durch die Flüchtlinge von Dezember 2012 bis März 2013 verzögerte die Restaurierung. „Die Besetzung verursachte enorme Kosten und auch Schäden, beispielsweise an der Orgel. Durch die Benützung ist viel Feuchtigkeit in den Kirchenraum gekommen“, so Gnilsen. Mehr dazu in Votivkirchen-Flüchtlinge: Eine Chronologie (wien.ORF.at, 16.9.2013) und Votivkirche durch Polizei geräumt (wien.ORF.at, 22.9.2013).

Votivkirche wieder besetzt

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Die besetzte Votivkirche wurde im September 2013 von der Polizei geräumt

Werbeplakat als Finanzierungshilfe

Seit neun Jahren versucht die Erzdiözese auch durch ein riesiges Werbeplakat auf der Vorderseite der Kirche Einnahmen für die Restaurierung zu lukrieren. „Die Einnahmen sind ein Tropfen auf den heißen Stein, aber auch das darf man nicht verachten“, so Gnilsen.

Er achte jedoch darauf, dass sich die Werbung mit dem Sakralbauwerk vereinbaren lasse. In der Vergangenheit sorgte bereits ein Plakat, das eine Frau im Bikini zeigte, für Aufsehen. Da es sich jedoch um Bademode und nicht um Unterwäsche handelte, wurde das Plakat auf der Kirche genehmigt. „Es ist eine Gratwanderung“, so Gnilsen. „Wir stimmen nicht jedem Plakat zu.“

Fertigstellung bis 2023

Derzeit wird an der Nordseite der Votivkirche an der Außenfassade gearbeitet. Der Fortschritt der Renovierung liegt bei circa 60 Prozent. Frühestens im Jahr 2023 soll die Restaurierung des Wiener Wahrzeichens abgeschlossen sein. „So genau kann das nicht gesagt werden, weil manchmal mehr und manchmal weniger Geld zur Verfügung steht“, so Gnilsen. Scherzend fügte er hinzu: „Wenn sie fertig ist, dann gehe ich in Pension.“

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